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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 14.1896

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Nr. 12
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Bach, Max: Grabdenkmale im Kloster Wiblingen
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Rueß, Bernhard: Der Kirchthurm und Klosterglocken zu Schussenried
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https://doi.org/10.11588/diglit.15913#0126

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110

Kind auf dem Arme und zwei andere mit
Engelsflngeln an der Hand führend; oben
eine knieende weibliche Figur, unten ein
abgefallener Wappenschild. Das Ganze
noch von Pilastern mit Gesims und Ge-
bälk eingefaßt. Die Inschrift lautet:

D. 0. M. S.

Raymundo Fuggero Raymundi F.
Kirchbergae et Weissenhorni Dnno
fratres et patrueles eius superstites
pietatis et charitatis ergo monumentum
hoc posuerunt vixit annos XXXX mens:
VI. dies VIII. O. anno Dnni MDLXIX
maii die VII.

Die Grafschaft Kirehberg kam bekaiutt-
lich im Jahr 1508 mit der Vogtei über
Wiblingen durch Kauf an die Fugger in
AngSbnrg.

Außerdem befinden sich noch folgende
Grabsteine von Aebten in dem Gewölbe
unter der Kirche, die aber alle mehr oder
weniger stark gelitten haben und ohne be-
sonderen Knnstwerth sind.

1. Das Denkmal des Abts Ulrich Hab-
litzel (1432—1473); von der Umschrift
ist noch zu lesen: »Öbiit dominus Ul-
ricus Hablitzel abbas M.«

2. Ein länglicher Stein mit eingravirtem
Abtsbild für den Abt Johannes II. Belmer
ans Hüttisheim (1473—1484). Die In-
schrift , soweit noch zu lesen, lautet:
»ao. di. 1497 die 22 mens, octobris
obiit venerabilis .... dm. Johannes
abbas . . . .«

3. Das Denkmal des Abts Othmar
Lailsfenberger (1550—1553), wie der
vorige nur eingravirt; die Inschrift heißt:
»anno domini 1553. 19. mensis leb-
en arii obiit reverendus dms Othmarus
Lauffenberger abbas hujus monasterii
illi deus sit propitius Amen.«

4. Der Grabstein des Abts Meinrad,
gest. 1. März 1762 (regierte 1 730 bis 1762).

5. und 6. Die Denkmäler der Aeble
Jodocns Todt (1572—1589) ans Wein-
garten, gest. 18. Juni 1589, und des
Modest. Huber von Oberkirchberg (1692
bis 1729), gest. den 19. Dezember 1709.

Oer Airchthuvm und die Alosterglocken
zu 5chussenried.

Bon Kaplan B. Rueß in Schnssenried.

(Nachträgliches zu dem Aufsatz S. 12 ff.)

In seiner gegenwärtigen Gestalt und Höhe
stammt der Stifts kirchenthurm zu Soreth

au§ teut Anfang des 17. Jahrhunderts. Das;
übrigens die Klosterkirche schon vorher eine
Thnrmanlage besessen hat, ist bestimmt bezeugt.
Nach der Hanschronik hat z. B. Abt Johannes
Wittntayer den 29. März 1525 sich vor der
Wnth der rebellischen Battern auf einer geheimen
Stiege ans der über der Kirchenvorhalle befind-
lichen Prälatur in den Thurm geflüchtet, wo er
Schutz und Rettung fand. Auch wird berichtet,
daß ein Blitzstrahl am 14. Mai 1579 den Glocken-
thnrm getroffen Habe, dessen Kuppel total rninirt
wurde. Die beschädigten Theile hat der Prälat
Oßwald Escher innerhalb fünf Wochen wieder
ansbessern lassen; es waren 3600 Platten und
200 Ziegel notwendig.0

Das gegenwärtige Thnrmgebände ist in seinen
unteren Theilen quadratisch geformt, nur stark
8 Fuß tief in den Baugrund eingelassen; auch
ist seine Nordvstecke durch einen massigen Pfeiler
gestützt. Alles das läßt vermnthen, daß cs theil-
iveise ans den Fundamenten des alten roma-
nischen Thnrmes ruht. Der Thurm steht nord-
östlich in dein von dem linken Seitenschiff und
dein Chor der Kirche gebildeten Winkel, er ist un-
gefähr 55 Meter hoch, schlank und weithin sicht-
bar; von den nenn Stockwerken, in welche er
durch Schießscharten, Fenster und Schalllöcher
abgetheilt ist, haben die sieben unteren Viereck-,
die zwei oberen Achteckform; an der Westseite
führte vormals vom zweiten Geschoß des Thnrmes
eine jetzt zngemanerte Thüre auf den Dachboden
der linken Abseite des Gotteshauses. Die (vom
Boden ans) zwei Meter dicken Mauern bestehen
an der unteren Thnrinhälfte vornehmlich aus
Findlingen, an der oberen ans Backsteinen. Der
Thurm ist bekrönt von einer roth angestrichenen
Zwiebelkappel, deren Bestandtheile im Laufe der
Zeiten mehrmals gewechselt wurden. Die Kuppel
ist von einenr umfangreichen Metallknopf über-
ragt, über welchent sich ein hohes, durchbrochenes
Kreuz mit zwei Querbalken erhebt. Es ist der
Abt Matthäus Rohrer gewesen, welcher anno
1622 den Ban des Stiftskirchenthnrmes unter-
nahm: Den Maurern gab er außer der Kost
noch 600 fl. Der Zimmermeister bekain für
seine Dienstleistungen an der Kuppel und für
das Gerüst 20 fl. Geld, ein Malter Kernen, ein
Malter Mühlkorn und ein Viertel Mnßmehl.
Die Kuppel wtirde mit Kupfer gedeckt, man
brauchte beinahe 32 Zentner, das Kupfer kostete
2120 fl. Gleichzeitig wurden zur Verzierung
am Thurm vier große hölzerne Statuen, vier
neue Uhrentafeln und ein gut vergoldeter
großer Knopf angebracht. Für die Stand-
bilder wurden dem Bildhauer 80 fl., dem
Maler für das Fassen der Statuen und für
das Zeichnen der Uhrblätter 150 fl. bezahlt?)

Die stolze Höhe, aus welcher der Thurm seit
den ersten Dezennien des 17. Jahrhunderts auf
das obere Schussenthal, seine Bewohner und
ihre Häuser niederschant, ist ihm oft gefährlich
geworden. Schon anno 1629 war er theilweise
reparatnrbediirftig, weil ihn der Blitz bereits
mehrmals getroffen hatte?) Am Dreifaltigkeits- 1 2 3

1) Sch. Hanschronik. 2. Th eil. S. 64 u. 188.

2) Hanschronik. 3. Theil. S. 5t.

3) Diarium Rorer. 1628/31. S. 201.
 
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