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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 15.1897

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Nr. 1
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Mittelalterliche Altarwerke in Württemberg, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15902#0007

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Organ des Hottenburger DiözesanOereins für christliche Kunst.

kerausgegebeil und vedigirt von Stadtpfarrer Keppler in Freudenstadt.

Verlag des Rottenburger Diozesau-Aunstvereins,
für denselben: der Vorstand Pfarrer Detzel in St. Lbrisiina-Ravensburg.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für M. 2.05 dur^ die württembergischen (M. 1.90
im Stuttgarter Bestellbezirk)f M. 2.20 durch die bayerischen und die Reichspostanstalten,
sl. 1.27 in Lesterreich, Frcs. 3.40 in der Schtveiz zu beziehen. Bestellungen werden
» anch angenommen von allen Buchhandlungen sowie gegen Einsendung des Betrags direkt .

von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbansstratze 94, zum
Preise von M. 2.05 halbjährlich.

Kuttelalterliche Altarwerke in
Württemberg.

Hofphotograph Heinrich Schüler in
Heilbronn, welcher hauptsächlich durch die
vorzüglichen Aufnahmen des Hochaltars
in Sr. Kilian in Heilbronn, des Marien-
altars in Creglingen und des Hochaltars
in Blaubeuren sich einen Namen gemacht
hat, legt uns eine weitere Serie von pho-
tographischen Tafeln in Großfolio vor,
welche das wärmste Interesse aller Freunde
der christlichen Kunst ans sich ziehen. Sie
stellen dem künstlerischen Vermögen und
der Technik des Meisters das glänzendste
Zengniß ans und wecken den Wunsch,
derselbe möchte mit gleichem, keinen Auf-
wand von Zeit und Mühe scheuenden
Eifer sortsahren, vaterländische Kunstwerke
in weiteren Kreisen bekannt zu machen.
Wir geben im Folgenden eine eingehende
Besprechung der im Maßstab von V20
der natürlichen Größe aufgenommenen
Werke, und bemerken, daß die Tafeln, in
drei Serien je mit Textblatt vertheilt, im
Selbstverlag von Schüler (Heibronu 1896)
erschienen sind.

I. Die bangeschichtlich sehr interessante
evangelische Stadtkirche zu St. Johann
dem Täufer in S ch w a i g e r n, OA.
Brackenheim, welche in ihrer hentigeir Ge-
stalt ans drei Banperioden hervorgieng,
zuletzt als Werk des tüchtigen Baumeisters
Bernhard Sporer, birgt noch reiche Reste
ans katholischer Vorzeit, vor allem vier
spätgothische Flügelaltäre, einen ganz ge-
malten und drei mit Holzfkulpturen, welche
freilich im Laus der Jahrhunderte jämmer-
lich verstümmelt wurden. Was von den
letzteren drei noch erhalten ist, geben die
betrestenden photographischen Tafeln so
genau als möglich wieder.

1. An der Chorbogenwand steht ein

Flügelaltar der gewöhnlichen Form und
Konstruktion; im Mittelschrein drei Fi-
guren, St. Georg mit erhobener Rechten
dem Drachen den Todesstoß gebend (die
Lanze ist seiner Hand entfallen), links
von ihm St. Margaretha mit dem böl-
lischen Drachen, rechts ein Heiliger, dessen
rechter Hand ebenfalls Attribut oder Stab
fehlt, vielleicht St. Jakobus. Das drei-
theilige Laubwerk zu Häupten dieser Fi-
guren, ans dem Distelblatt herausstilisirt,
ist noch gut erhalten. Dagegen sieht das
obere Tabernakelwerk aus wie ein Baum,
der durch Hagelschlag des Schmuckes der
Zweige und Blätter beraubt worden; in
dem allein übrig gebliebenen rohen Holz-
gerüst stehen noch drei Statuen, in der
Mitte ein „Erbärmdebild", eine jener
überaus verbreiteten und beliebten ergreifen-
den Darstellungen des Mannes der
Schmerzen, rechts und links ein Bischof,
vielleicht St. Nikolaus und ein Heiliger
mit kleiner Bettlerfigur (Martin?). Die
vier Flügelreliefs haben ihren Laubschmuck
ebenfalls eingebüßt, sind aber sonst gut
erhalten, nur schwer zu benten. Die bei-
den unteren beziehen sich wohl zweifellos
ans St. Crispinns und Crispinianns und
ans St. Eligius; die ersteren beiden sehen
wir damit beschäftigt, einem Armen Schuhe
zu besorgen; St. Crispin „statt" d. h.
gestaltet das Leder, schneidet es zu mit
breitem, beilartigem Messer, Crispinian
reicht den fertigen Schuh dem Bettler.
Ans der andern Seite bat nach der be-
kannten Legende St. Eligius brevi manu
dem Pferde den Fuß abgeschnitten und
schlägt ihm nun ans dem Ambos ein neues
Huf aus; der Pferdeknecht hält mit Stau-
nen das abgeschnitteue Bein. Ans der
Wahl dieser beiden Reliefs läßt sich er-
schließen, daß bei Stiftung des Altars
die Zunft der Schuhmacher uud der
 
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