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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 15.1897

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Nr.2
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Wappenbild in Londorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.15902#0021

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Leiche seines Sohnes, dessen Antlitz himm-
lische Ruhe verräth, aber auch noch etwas
von der Größe der überstandenen Schmer-
zen. lieber Vater und Sohn schwebt
der hl. Geist. Ueberaus schön ist das
Leichentnch mit seinem Reichthnm an ge-
brochenen Falten. Von den Engeln, die
zur Seite stehen, halten zwei den Mantel
von Gott Vater, während die andern
vier die Leidenswerkzeuge tragen: das
Kreuz mit der Dornenkrone, die Lanze,
die Geißelsänle und den Stengel mit
dem Schwamm. Alle zeigen großes Mit-
leid mit dem Erlöser und bekunden so,
daß uns im Bilde nicht so fast die hl.
Dreifaltigkeit, als vielmehr die Erlösung
durch den bitteren Tod Jesu vor Augen
geführt werden soll.

Wann (im Anfänge des 16. Jahrhun-
derts ?) und von wem das Bild gemalt
worden ist, konnte bis jetzt nicht ermit-
telt werden; dagegen steht fest, daß der
Künstler sich den entsprechenden Holz-
schnitt von A. Dürer aus bein Jahre
1511 zum Vorwurf genommen. (Der
Holzschnitt befindet sich im Kupferstich- j
kabinet in München.) Der Unterschied
zwischen beiden Darstellungen besteht der
Hauptsache nach darin, daß bei Dürer
oben aus jeder Seite zwei weitere Engel
und unten an den vier Ecken tioch vier
Engelsköpfe angebracht sind, welche an
die vier apokalyptischen Engel (Apokal. 7,1.)
erinnern.

Wenden wir uns vom Bilde der hl. Drei-
faltigkeit zu seiner Umrahmung, zunächst zu
dem reichen Krauz von buntfarbigen Wappen,
welche leider nicht durchweg deutlich photogra-
phiert worden sind. Wir wollen dieselben
hier aufzählen. Der Engel oben hält in
seiner rechten Hand das Wappen derer
von Neuneck (Stern im getheilten Schild
und als Helmzier); an dasselbe reihen sich
an die Wappen derer von Almishofen,
bei Donaueschingen (Schild innen
qnadrirt, eine Blume; Helmzier 2 Rüssel),
Nippenburg (2 Flügel im Schild; Helm-
zier Frau mit 2 Flügeln), Wigle von
Winata (Schild in 3 Feldern schief ge-
teilt ; Helmzier ein Mann), Weytingen
(nackter Arm; Helmzier ein Lamm), Sir- !
genstein (in einem Feld ein Vogel; Helm-
zier Hut mit Zipfeln), Laubenberg (3
Laub; Helmzier 2 Flügel) und Hornstein

(Horn im Schild und als Helmzier).
Die Linke des Engels hält das Wappen
derer von Ehingen, ihm folgen die Wap-
pen derer von Nenneck, Hainaringen
(Schild 2 gekreuzte Rechen; Helmzier
Löwe, welcher statt der Füße 2 Elephan-
tenrüssel hat), Ow (Löwe im Schild;
Helmzier ein zerbrochenes Rad), Richten-
berg (Löwe im Schild und als Helmzier),
Bemberg — (Bebenburg b. Schönthal;
Sch. 2 rothe Thürme mit Zinnen; Helm-
zier menschliche Figur mit 2 Flügeln),
Wytingen und Jhlingen (gold. Fisch
auf schwarzem Grund; Helmzier ein Mann
ohne Arm. Nach einer Mittheilnng von
Maler Breitenbach kam nach Abgang der
oberen Farben ein anderes Wappen zuin
Vorschein mit 2 rolhen Büsselhörnern auf
silbernem Grund).

Außer den Wappen fesseln unfern Blick
noch 10 knieende Figuren. Von links
nach rechts gewahren wir 6 männliche
Gestalten. Eine davon ist ein Geistlicher
und liest in einem Buche, die übrigen 5
erscheinen als Ritter, in den Händen den
! Rosenkranz und zu Füßen den Helm.
Der letztere ist bei 4 Figuren Knappen-
helm, während der am weitesten rechts
knieende Ritter mit den: Neunecker Wappen
ben Ritterhelm zur Seite hat. Die weib-
liche Gruppe zeigt zwischen 2 Matronen
2 Jungfrauen; neben einer der Matronen
erblicken wir das Ehingen'sche Wappen.
Schade, daß die vielen Spruchbänder nur
theilweise beschrieben sind t>nd daß das
Band des Geistlichen ganz leer ist, so
daß wir von demselben gar nichts erfahren.
Vielleicht hat das auf seinem Mantel an-
gebrachte rothe Kreuz dieselbe Bedentting,
wie wenn es über seinem Kopfe ange-
bracht wäre (Kreuser, Bildnerbnch S.
XXXIV.), so daß es anzeigen würde, der
Geistliche sei zu der Zeit, wo das Bild
aufgestellt wurde, schon gestorben gewesen.

Wir sind am Ende linb scheiden von
dem interessanten Bilde, der zünftige Alter-
thumsforscher aber mag noch lange vor
demselben stehen bleiben und über die
Räthsel Nachdenken, welche dasselbe auf^
gibt, er mag untersuchen, wer die Stifter
! seien, und ob die 16 Wappen auf die
Ahnen des Stifters oder je auf die 8
Ahnen des Stifters und die 8 Ahnen der
Frau des Stifters Hinweisen. Die An-
 
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