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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 15.1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.15902#0024

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16

Laienwelt in der Kunst. Sie sollen zeigen, was
ächte christliche Kunst ist? Besteht diese bloß in
technischer Fertigkeit? Welchen Fortschritt in
christ lich er Kunstkenntniß und Knnstliebe wird
es aber dein Laien bringen, wenn er vielleicht
wohl die Virtuosität in der vorgetragenen Technik
anzuerkennen vermag, aber in dem dargestellten
Gegenstände mehr eine Vogelscheuche denn einen
heiligen Propheten erkennen tvill, unb wenn er
in einem mit „Madonna" bezeichneten Bild mehr
das Modell eines auf der breiten Landstraße
anfgelesenen Weibsbildes mit ihrem Buben sieht,
als die heilige Gottesmutter! Möge die Jury
in den folgenden Mappen solche Extravaganzen
der Kunst unbarmherzig abweisen — schon im
Interesse des Vereins! Es tvüre überhaupt nach
unserer Ansicht entschieden angezeigt, daß in die
Jury mehr Kunstfreunde ausgenommen tvürden
und daß ihre stimmberechtigte Zahl mindestens
der der Künstler gleich wäre. Bloß ztvei Kunst-
frennde silniv.-Professor Dr. Bach und Pfarrer
Detzels stehen sechs Künstlern gegenüber! Wie
nahe liegt da die Gefahr, daß bei der Auswahl
der anfzunehmenden Bilder die Technik prä-
poaderire und der geistige Inhalt und seine
Auffassung als Nebensache behandelt wird!

Was die übrigen Aufnahmen ans den: Ge-
biete der Malerei anlangt, so ist auznerkennen,
daß wir ausgezeichneten Leistungen begegnen.
Eine tiefernste Auffassung liegt in den beiden
Pieta-Bildern von Jos. Ältheimer und
H. Nüttgens. Die Weihnachtskomposition mit
der Anbetung des Jesuskindes durch die heiligen
drei Könige von Emannel Walch ist ein
herrliches Meisterlverk in Technik und geistiger
Durchbildung, ebenso die im spätgothischen «Sinne
ansgeführte Gestalt des vom Engel gestärkten
Elias von Adrian Walker, deren schönes
Original den Flügel eines Seitenaltares in der
neuen Kirche zu Großeislingen schmückt. Daß
tvir auch heute noch Meister haben, die gleich
Knoller und andern Koryphäen ails dem vorigen
Jahrhundert die größten Klippelgemälde in un-
übertroffener Technik nnb in der geistreichsten
Weise auszuführen im Stailde sind, zeigt das
„Weltgericht" von W a l d emar Kol m s p e rge r,
unbedingt einem der bedeutendsten Meister, der
in dieser Mappe ueitreten ist. Schließlich noch
die Bemerkung, daß der Jahresbeitrag für Mit-
glieder der Gesellschaft 10 Mark beträgt und sie
dafür die Mappe gratis erhalten. Anmeldnngeil
zur Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst
sind an deren Geschäftsstelle: Buchhandlung

Herder n. Co. in München zu richten, -t-
Katechismus der Baustile oder Lehre
der architektonischen Stilarten von den
ältesten Zeiteir bis auf die Gegenwart,
nebst einer Erklärung der im Werke vor-
kommenden Kunstausdrücke von Dr. Edu-
ard Freiherrn von Sackeit. Zwölfte Auf-
lage mit 103 Abbildungen; eingebundeit
2 M. Verlag von I. I. Weber in Leipzig.
Es ist ein neuer Beweis für die Brauchbar-
keit der im Weberscheu Verlag erscheiileildeu
Katechismen, daß der Katechismus der Baukunst
nun schon in zwölfter Auflage vorliegt. Da in

ihm die Eigenthümlichkeiten und Gesetze der ver-
schiedenen Baustile und ihre Geschichte kurz und
allgemein verständlich an der Hand vieler treff-
licher Abbildungen dargestellt sind, ist er ein
unentbehrlicher Führer und Ratgeber für Bau-
leute, Kunstschreiner, Steinmetzen geworden.
Voll ihm haben gar manche derselben Anleitung
empfangen, um stilgerecht unb stilrein zu ar-
beiten. Aber auch lver theoretisch das weite
Gebiet der Banklinst kennen lernen tvill — rmd
lver dürfte heutzutage auf diesem Gebiet völlig
fremd sein? — wird aus diesem handlichen
Büchlein auf leichte und angenehme Weise die
Vorkenntnisse schöpfen, die ihn befähigeil, mit
Frucht und Genuß in das Studium größerer
kniistgeschichtlicher Werke, oder nud) in die Be-
trachtung der Denkmale einzelner Länder einzu-
gehen. Der Niltzeil, beit unser „Katechismus
der Baustile" in den breitesten Schichten ge-
stiftet hat und noch ferner zu stiften berufen
ist, steht daher sicher im umgekehrten Verhält-
nis; zu seineni bescheidenen Umfang. „Durch
deil «sinn für die bildende Kunst — so spricht
sich schon eine Eiiiladnngsschrift der Polytech-
nischen Schule in Stuttgart aus dem Jahr 1848
über die Wichtigkeit der Architektur für die geistige
Bildung ails — durch den Sinn für die bildeilde
Kunst überhaupt wird die Sitte des Volkes
veredelt; durch Geschmack an der Banknnst ins-
besoildere würde nicht nur manches ehrivürdige
Gebäude voll künstlerischem oder doch kunstge-
schichtlichem Werthe, das den materiellen Inte-
ressen der Gegeiilvart iveicheil muß, für die Zn-
kunft erhalten, soilderu auch neuentstehende Ge-
bäude bis zilin einfachen Wohnhause herab
würden in einem besseren Geschmack aufgeführt
lverden. Rohheiten, lvelche so häufig von mut-
lvilliger oder boshafter Hand ail den edelsten
Werken der Baukunst verübt lverden, müßten
verschlvinden, wenn der Sinn für die Baukunst
allgemeiner im Volke verbreitet wäre. Für ben
Gebildeten gewährt das Studium der Baukunst,
naulentlich der Geschichte derselben einen hohen
Genuß, lvelcher ihm die darauf veriveudete Mühe
mit doppelten Zinsen belohnt. Käme auch nie
ein Fall der praktischen Anivenduug der erivor-
beueu Kenntnisse vor, so lvird der Gebildete
doch mit einem ganz andern Jilteresse ein in
edleul Stil anfgeführtcs Bamverk betrachten,
lveml er sich Necheilschaft von den Gesetzen zll
geben weiß, ilach lvelcheu dasselbe so unb nicht
anders anfgeführt worden." — Damals hätte
man nur eine Stilkunde habeil sollen, wie die
vorliegeilde, und zahllose Kunstwerke lvären nil-
zerstört geblieben, unverbesserliche Mißgriffe ver-
hütet ivorden! _

Annoncen.

Mgrieiistame

mit Kind, auf der Stuttgarter Ausstellung mit
der silbernen Medaille ausgezeichnet, 1,70 m
hoch, ist billig zu haben bei

ck)orb. Bildhaner UeillF.

lpiezu als Aunstbeilage: a) q. Lieiligenstguren;
b. das Mappenbild in Londorf.

Stuttgart, BlkHdrilckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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