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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 15.1897

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Nr. 3
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15902#0027

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19

saß und Burgund, Altshansen, nur die
kurze Bemerkung: „kalh. K. St. Michael
1413, rollst, verändert 1612; einschiffig
mit Querhaus, innen mit schlechten Suicca-
tnren und Gemälden ansgestattet; Seiien-
kap. von 1630."

Nachdem die schon ihren Dimensionen
nach nicht unbedeutende Kirche in den
letzten beiden Jahren einer durchgehenden
und gründlichen Renovation unterworfen
worden, erscheint sie uns um so mehr
einer eingehenderen Besprechung in hohem
Grade werth zu sein.

Wie ans im Psarrarchiv noch vorhan-
denen Banaccorden und Rechnungen, die
sich ans spätere Banverändernngen be-
ziehen, schließen läßt, hatte die Kirche ur-
sprünglich drei Schisse, die durch je sechs
Pfeiler oder Säulen gebildet wurden, war
also wohl unzweifelhaft eine gothisebe Ba-
silika. Im Jahre 1630 wurde unter dem
Landkomthnr von Stein in das linke Seiten-
schiff der Kirche eilte Grnftkapelle der
Dentschherren eingebaut; ob aber auch
damals schon eine korrcspondirende Seiten-
kapelle au der rechten Seite der Kirche
erbaut wurde, ist fraglich. Ob nun durch
dieseil Einbau der Seitenkapellen oder
durch andere Ursachen die Kirche baufällig
wurde, oder ob, lvas wahrscheinlicher ist,
auch die Dentschherren dem modernen
Zuge der Zeit bezüglich der Architektur
folgen wollten, es erfolgte, was das Schiff
anlangt, iit den Jahren 1748 — 1750 ein
gänzlicher Umbau der Kirche im Geschmacke
der damaligen Zeit. Es wurden nämlich
die Gewölbe der drei Schiffe nebst den
sie tragenden Pfeilern (sechs auf jeder
Seite) vollständig abgetragen. Nur die
Westfassade und die Mauern der Seiten-
schiffe sind stehen geblieben. Diese Um-
fasfnngsmanern wurden aber nach oben
so weit ergänzt, daß ihre Höhe bis an
daö Hanptgebälke wenigstens 46 Fuß im
Licht betragen sollte, zu dem ausgesproche-
nen Zweck, damit zwei Emporen über ein-
ander in die Kirche eingefügt werden
könnten. Bei diesem Umbau wurde, ivie
es im Banaccord heißt, „ein blindes Ge-
wölbe mit Gips mit wenig aber doch guter
und dauerhafter Slnccatnr hergestellt;
auch eine wohlanständige Quadratur ge-
fertigt, damit in den Füllungen die von
gnädigster Herrschaft verlangte Fresko-

malerei ansgeführt werden könne". Dieser
fast förmliche Neubau der Kirche geschah
unter dem Landkomthnr Philipp Graf
von Fr ob erg, und findet sich als ans-
führender Baumeister Johann Kaspar
BangnatoH i» den Rechnungen ver-
zeichnet. Der Chor der Kirche blieb,
was die Hauptmasse der Architektur an-
langt, bestehen, es wurde nur, wie außen
noch sichtbar, das gothische Fenster hinter
dem Hochaltar zngemanert, die übrigen
Fenster wurden in die Form gebracht, wie
wir sie jetzt vor uns haben, auch wurde
der Chorbogen erbreitert und iu Folge
dessen höher geführt.

So blieb das architektonische Bild der
Kirche unverändert bis auf unsere Tage,
imb nur eine innere Renovation, die mit
dem Jahre 1864 begann und 1870 voll-
endet wurde, sollte dem Gotteshanse ein
würdigeres Aussehen geben. Es wurden
damals 12 000 Gulden anfgewendet und
der Altarbaner und Bildhauer Meintet
in Horb scheute sich nicht, obgleich solches
nicht in „sein Fach" eiuschlng, die Kirche
anszumalen und selbst die zahlreichen
Fresken der Kirche einer „gründlichen
und stilgerechten Renovation" zu unter-

st Er unterschreibt iu den Baurechunugeu
immer Bangnatv. Weiteres über ihn: „Kunst-
handwerker früherer Zeilen in und ails Schwa-
ben." Von Amtsrichter a. D. P. Beck in
nnserm „Archiv" 1892 S. 91. Außerdem hatte
Herr Amtsrichter Beck die Güte, n. a. uns
noch folgende Mitlheilnngen zn machen: Die
Familie voll Bagnato in Schlvabeir stammt ans
Como, am See gleichen Namens und kam zn
Beginn des 18. Jahrhunderts zn uns. Johann
Caspar Bagnato war deutschordenscher Ban-
direktor der Landkonunende Allshansen. Allster
Bauten in Altshansen hat er auch die Reno-
vation des Schlößchens in Libenail ausgeführt
und für das Kloster Salem (Abt Anselm II.)
ein Modelt zil einem hölzerneil Kirchthnrm ge-
fertigt, mit dessen Ban 1155 begonnen wurde.
Er starb im Jahre 17ö7 ans der Jilsel Meinan
und wurde auch dort begraben. Sein Sohn
Franziskus Antonius Bagnato war Rath, Bau-
dirckior der Landkonunende Altshalisen, Kasten-
amlmann in Ravensburg. Er war im Jahre 1732
in Altshausen geboren und ist, laut einer Ge-
denktafel in der Friedhofkapelle, daselbst am
17. Juni 1810 gestorben. Er baute iu Alts-
Hausen eine Reihe von hübschen aber fast ganz
gleichförmigen Wohnhäusern für deutschordensche
Beamte an der Straße nach Ebersbach-Aulen-
dorf, so das fetzige Schnlhaus, das nachmalige
Fürstenhaus. Er war der Großvater des letzthiir
verstorbenen Professors v. Bagnato in Ehingen.
 
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