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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 15.1897

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Nr. 3
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Accord über Erbauung der Stiftskirche in Komburg: vom Jahr 1706
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https://doi.org/10.11588/diglit.15902#0034
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26

Jahrtägen: „Seelambt in medio ccclesiac zu
halten;" einen Altar Lei Sebastian,, denn
Christoph Tschndi von Glarus zn Wasserstelzen
-s 1616 liegt begraben „vor der steineren Sättlen
ante altare 8. Sebastian," „an dt'lt stühleit
gratiosorum Dnorum nostrorum."

Das Grabmal des Neu st etter >var nicht
an der Südwand des Schiffs, >vo es heute steht;
denn die Chorvikare mußten die Vesper für die
Verstorbenen („Placebo") beten „über seinem
Grabmal bey der letzten steinernen faulen oder
Nebenstühl dem Chor zn auf der rechten Han dt."

„In medio eccliae ante sepulchrum Dnorum
fundatorum" ist der 9. Dekan G ernand von
Sch walbach (1536—50) begraben, also vor
dem Grab der Stifter: Bnrchard, Heinrich, Wig-
naud und des 3. Abtes Hartwig. Die Gebeine
dieser drei Stifter und des Abtes habe der 7. Abt
Werner im 12 Jahrhundert, so schreibt der Chor-
vikar Wacker (f 1675), aus ihren Gräbern da
nud dort gesammelt und in einen steinernen Sarg
gethan, die Gebeine eines jeden iit ein be-
sonderes Fach oder Kapsel.

Diese steinerne tumba stand einst nicht fern
vom Nordthnrnr des Chors bis zur Uebertragung
unter den Kronleuchter, ivelche wahrscheinlich
1659 unter dem 16. Dekair Franz Ludw. Faust
von Stromberg (1639 — 73) stattfand (nach Wacker)
oder bis zum Neubau.

V o g t S e b a st i a n Schwegler f 1628 war !
begraben „vor unsrer lieben Frauenbild," ivelches !
er bei Lebzeiteir selbst gestiftet, svtvie das Wachs,
welches vor demselben zu brennen sei: Vielleicht
ist dieses Mnttergottesbild jenes über dem Ein-
gang in den Westthurm. Wo es irr der alten
Kirche stand, ist nicht bekannt.

Johann von Rind er bach, „stifftschor-
herr", f 1502 wurde vor der kleinen Sakristei !
begraben „wo man auf die Orgel geht."

Von dieser romanischen Pfeilerbasilika stehen
tioch die drei romanischen Thürme: einer
an der Westfassade, die beiden andern zu beiden
Seiten des Chors. Der Westthurm ist älter
und höher als die beiden Ostthürme; er hat eine
Höhe von 40,67 m, eine Breite von 6,59 m,
fünf Stockwerke (rechteckig), llebergang in's Achteck
und eine massive Steinpyramide mit Steinkrenz
ans der Spitze. Das untere Stockwerk ist ohne
Nundbogenfries, die andern haben solche Gesimse,
die drei vbern mit je zivei gekuppelten romani-
schen Fenstern, das oberste Stockwerk hat deren
zwei nach allen Seiten als Schallöffiiungen.
Der oberste Theil zwischen den Schrägen zum
Achteck hat noch ein Ornamentband im Ruud-
bogenfries und ein gekuppeltes Rnndbogenfenster. !
Die beiden Ostthürme, an den Chor zu j
beiden Seiten angebant und bis zunt vierten :
Stock leider in die neue Kirche eingebaut, haben J
eine Höhe von 33,50 m und im Quadrat 6 m, |
sind aber bedeutend reicher au Ornamenten als
der Westthurm. Die Gesimse der fünf Stock-
werke haben Zahnschuilt, Nundbogenfries mit
schöner Blätterverziertmg in reicher Abivechslung
in den Rundbögen. In den zivei gekuppelten
Fensteröffnungen der einzelnen Stockwerke sind
sehr schöne korinthisirende Kapitüle auf den
Mit.telsäulen; am Kämpfer manchmal zur Ver-
stärkung tragende Figuren (Karyatiden). Das 1

vierte Stockwerk hat Spitzbogen in den Fenstern,
das oberste dagegen tvieder Rundbogen. Der
steinerne Helm ist mit Platten bedeckt und oben
mit erkerartig hervortretenden Fensteröffnungen
(ivieder Spitzbogen) besetzt, die von steinernen
Kreuzen bekrönt sind. Arn reichsten ist der
nördliche Chortbnrm: ans den kurzen

Schrägen des Achtecks liegt ein Löwe, ein Männ-
chen ans dem Rücken, eines auf Händen und
Füßen (die vierte Figur ist abgebrochen); auf
den Fensterdächern sitzt eine Sphinx, ein Mann
mit Fischotter, ein anderer mit rückivärts ge-
drehteut Oberleib nud ein plumper Zwerg (in
Stein ansgehauen). Das oberste quadratische
Stvckwetk hat an den Ecken Säulchen, mit Köpfen
verziert. Das Gesims darüber hat zwei Reihen
aufwärtsstehender Blätter über dein Rundbogen-
fries ; dasjenige darunter Blätter, Zickzackband und
im Rundbogenfries Blätter- und Bandornament.

Der Ilmbau der romanischen Basilika in die
jetzige Siiftskir ch e in edlenr B a r o ck st i [ fand
statt unter dent 17. Propst Georg Heinrich uon
Stadion 1685 - 1716 und dem 18. Detail Wil-
helm Ulrich von Gultenberg 1695—1736 in den
Jahren >707 — 1717.

Der Ueberschlag und Aecord dazu vom Jahr
1706 in sieben Folioblätter ist erhalten in der
Pfarrregistratnr Steinbach und lautet:

I. Maurerarbeit.

1. Abbrechen der Mauer gegen den Bronnen
(t>. h. gegen Norden), so schadhaft ist, 100 schuh
lang und 30' hoch, 3' dick, die Ruthe zn 144
württembergische schuh und jede Ruthe zu 6 b
(= 6 Batzen). (Daraus ist zit ersehen, daß die
Banfälligkeit der Nordseite Anlaß und Grund
znm Umbau gab.)

2. Fundament Graben 100' lang, 8' lief
7' iveit, die Ruthe akkordirt zu 4 b.

3. Ausmanernng des Fundament, die Ruthe
zit 20 b.

4. Alts das Fundainent eilte Mauer: 100'
lang, 59' hoch (vorher 30'), 4' dick, )ede Ruthe 24 b.

5. Die Mauer ans der andern breite (— gegen
Süden) erhöhen: 24' hoch, 100' lang, 4' dick,
ä 24 b.

6. Der runde Chor 52' lang, 24' hoch, 4' dick
erhöhen: a 24 b. (er blieb also stehen und ivurde
nur erhöht).

7. Das Fußgesims in der hintern Matter soll
durch die zivei Thürm in Chor eingebrochen
iverden und gesetzt iverden nach denr riß accordirt
(Betrag nicht angegeben).

8. 14 Fenster sollen eingebrochen werden,
in die zivei Thürin (re. am Chor), in das Chor,
und in die alle Mauer, ivelche steheit bleibt
(Betrag nicht angegeben).

9. Abbrechen der alten Mauer in der
Kirche mit den alten Pfeilern und Aufräumen
derselben (Betrag fehlt) (— Mittelschiff und
Pfeiler).

10. Ansgraben des Fundaments zu 12
Pfeilern und den Abraum vor die Kirch ge-
führt: Rilthe a 4 b.

11. Das Fimdanlent-Ausmauern zn deit
Pfeilern: Ruthe a 20 b.

12. Setzen der 12 pfeiler mit dent Fußgesims
von Sleimverckh: 150 fl.
 
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