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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 15.1897

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Nr. 4
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Mittelalterliche Altarwerke in Württemberg, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15902#0037

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Mrgan des Hottenburger Diözesan-Vereins für christliche Kunst.

Fteransgegelictt und redigirt von Stadtpfarrer Reppler iu Freudenstadt.

Verlag des Rotte,Würger Diözesan-Runstvereius,
für denselben: der Vorstand Pfarrer Detzel in St. Lhristiiia-Raveiislmrg.

Mr. 4.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für M. 2.05 durch die württembergischen tM. 1.90
nn Stuttgarter Bestellbezirk), M. 2.20 durch die bayerischen und die Reichspostanstalten,
fl. 1.27 iu Oesterreich, Fres. 3.40 iu der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden
auch angenommen von allen Buchhandlungen sowie gegen Einsendung des Betrags direkt
von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbansstraße 94, zum
Preise von M. 2.05 halbjährlich.

Mittelalterliche Altarwerke in
Württemberg.

(Fortsetzung?)

III. Inder 1454—61 unter Mitwirkung
von Hans Anrach und Bernhard Sporer
erbauten, setzt evangelischen Stiftskirche
St. Peter un d P a n l in O e h ri n g en,
einer dreischifsigen Hallenkirche mit Quer-
schiff, Achteckchor und Krypta unter dem-
selben , ist noch der alte Hochaltar
(3,9 m hoch, 3,4 m breit), wenigstens
theilweise erhalten, aber von seinem ur-
sprünglichen Standort in den Krenzgang ver-
wiesen, setzt in einem vom Krenzgang ans
zugänglichen Oratorium (die Hölle genannt)
nntergebracht. Auch dieses Werk hat Hof-
photograph Heinrich Schnler in Heilbronn
ans zwei Tafeln in Jmperialfolio photo-
graphisch reproduziert. Der Schrein ist
oben gradlinig, mit einfacher Maßwerk-
krönung abgeschlossen. Er herbergt fünf
große Statuen unter überaus reichem nnb
geschmackvollem, fünfgetheilten Baldachin-
werk a>ls sich schneidenden und durchkreu-
zenden, zierlich belaubten Wimpergbogen
und kühn geschwungenen Fialen; zwei Sta-
tnettchen, welche über kleinen, offenen Nischen
einst dessen Seitentheile schmückten, sind ver-
schwunden; unterhalb der kleinen Nischen
das hohenlohische und württembergische
Wappen, vielleicht auf Kraft von Hohen-
lohe (gest. 1503) und seine Gemahlin
Helene, Tochter Graf Ulrichs des Viel-
geliebten von Württemberg als Stifter des
Altars weisend.

Sehr bedeutend sind die fünf lebens-
großen Statuen, ans eigenem Blatt in
größerem Maßstab noch einmal zusammen-
gestellt. In der Mitte die Madonna,
etwas größer als die andern Gestalten,
die Mondsichel zli ihren Füßen; sie hält

!) Siehe Archiv 1897 Nr. 1 S. 1 sf.

das göttliche Kind, welches mit dem von
ihrem Haupt herabwallenden Schleier spielt,
quer über die Brust; ihr Antlitz ist wie
ihre ganze Haltung von jungfräulicher
Züchtigkeit, anmutig zur Seite geneigt,
liebreich niid von stillem Glück beseelt; ein
fröhliches Lächeln verschönt auch die Züge
des Kindes, lieber die Gottesmutter schwebt
eine zierliche Lanbkrone.

Links von ihr St. Petrus, eine im-
posante Erscheinung. Das mit reich ans-
blühender Tiara gekrönte Haupt ungemein
kräftig und charakteristisch modelliert; das
Antlitz voll Geist und Energie. Ein präch-
tiges, mit Fransen besetztes, über die Brust
mit einer Agraffe zusammengehaltenes
Pluviale umwallt die ganze Gestalt; vom
rechten Arm heraufgenommen läßt es unten
Dalmatik und Albe zum Vorschein kommen.
Seine Rechte hält den großen Schlüssel
und das Buch, seine behandschuhte Linke
den Stab mit doppeltem Kreuz. Neben
ihm St. Paulus. Das Schwert in seiner
Linken fehlt; sein Antlitz mit langem, wal-
lendem Vollbart ist in tiefer Bewegung
und. mit seelenvollem Blick der Madonna
zugewandt; auch seine Haltung und die
ansgestreckte Rechte bekunden seine innere
Antheilnahme.

Der Heilige zur Rechten der Madonna,
in kostbarer Gewandung, mit langem
Kreuzesstab, ist wegen Mangels anderer
Atribnte und da auch der Kreuzesstab
spätere Beigabe zu sein scheint, nicht leicht
zu benennen; möglich, daß er St. Kilian,
den Apostel des Frankenlandes darstellt.
Seine Körperbewegung ist fast zu lebhaft;
seine Rechte faßt den Mantel und gibt
ihm damit einen kräftigen Faltenschlag.
Die äußerste Figur links ist St. Hiero-
nymus in Kardinalstracht, wie er eben
mit dem Ausdruck milden Erbarmens dem
an ihm emporkriechenden Löwen einen Dorn
 
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