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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 15.1897

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Nr. 5
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Schwäbische Kruzifixbilder nebst Kruzifixbetrachtungen, [4]
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Probst, Josef: Neuer Beitrag zu den Beziehungen zwischen Tirol und Oberschwaben im Anfang des 16. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.15902#0048

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40

wird sein Kreuz ihn erdrücken, dann wird
das Todtenreich in seinen Schatten ihn
begraben und auch ewig behalten. Weil
aber dieser Bürge der Sünden zugleich
allmächtiger Gott ist, deßhalb ist er (wie
Davio Ps. 87, 4 singt) frei unter den
Todten und über die Sünden erhaben.
Daher weht es in unser Kreuz wie Sieg
und iu diesem Schmerzensbild hat der
Heiland seiner Glorie gewissermaßen schon
vorgegriffen: „Er herrscht schon durch die
Erhabenheit seiner majestätischen Schön-
heit. Das Uebermaß eines heiligen
Schmerzes hat seine ganze Leiblichkeit
durchdrungen itub hüllt wie eine Flamme
von innen seine Wangen in Glut. Seine
Augen sind znm Himmel gerichtet und in
seinem Blicke welche Innigkeit des Gebetes,
des Willens, des Verlangens, der Barm-
herzigkeit! Alle Wunden, alle Sünden
der Menschheit fließen in den Vorstellungen
des Erlösers wunderbar in einander, sie
dnrchwühlen sein Herz, dennoch empfindet
man, daß er für sich selbst feinen Seufzer
hat. Ach! den die Welt nur einen Mo-
ment lang mit Angen gesehen, um ihn
anznbeten und dann ans immer zu be-
weinen, er ist es, der hier vor ihr steht
in der erhabenen und doch augenschein-
lichen Vereinigung seiner beiden Naturen,
von denen gerade die, welche sich den
Sinnen entzieht, am mächtigsten zu unseren!
Geist und Herzen spricht."')

Hier schließt diese Betrachtung ab, iveil das
Leben ihres Verfassers nnd des Redakteurs des
„Archiv" selbst einen jähen Abschluß fand. Am
ö. Mai hauchte Stadtpfarrer Eugen Keppler
von Frendenstadt seine Seele aus. Die obige
Studie schrieb er iveuige Tage vor seinen: Tode;
iu amplexu Crucifixi ist er von hinnen geschie-
den. Die leider nicht ganz zu Ende geführten
Kruzisixbetrachtungen zeigen, >vie tief er sich
nicht bloß in die Bilder, sondern auch in die
Person des Gekreuzigten hineingedacht und hincin-
gelebt. Mit ihn: gestorben, wird er mit ihn:
leben. — Die Redaktion führt bis auf iveiteres der
Bruder, Professor Keppler i>: Freibnrg i. Br., fort.

Neuer Beitrug

z n d e n B e z i e h n n g e n z w i s ch e n T i v o l
n n b Obers ch waben i m
Anfang des 16. Jahrhunderts,
Von Pfarrer Dr. Prob st in Essendorf.

Die innigen Beziehungen zwischen Tirol

M Vgl. Mad. Swelschines Gedanke:: über
Guercinvs Eece Homo.

und Oberschwaben ans dem Gebiete der
bildenden Künste gestalten sich mannigfaltiger
als vor kurzer Zeit noch geahnt werden
konnte. Der Gegenstand gewinnt dadurch
noch an Interesse, daß auch die Vermittlungs-
Personen zwischen den beiden Provinzen
immer deutlicher hervortreten, vorerst
wenigstens für den Anfang des 16. Jahr-
hunderts. Wir verdanken diese Ergebnisse
besonders den erfolgreichen Bemühungen deö
Herrn Custos Fischnaler in Innsbruck.

Durch eine Publikation desselben in der
Zeitschrift des Ferdinandeum III. Folge,
40. Heft S. 209) wird nun auch als
der ansführende Architekt an den: Thnrme
der Stadtpfarrkirche znSchwaz in Tirol
sestgestellt: Jakob von Elch in gen.

Wir fassen die Resultate der Urknnden-
svrschnng Fischnalers in ihren Hauptpunkten
zusammen. Der Meister heißt: Jakob
Zwizl ans Elchingen; seine Familie
dürfte ans dem Pfarrdorf Elchingen bei
Ulm stammen; er selbst war ansäßig in
Augsburg. Zn dein Bauwesen in Schwaz
wurde er berufen am 19. Febr. 1509.
Aber der Plan zu dem Thnrmban rührte
nicht von ihm her, sondern von dem
Meister Bnrkhart (Engelberger). Im
Jahre 1516 am 11. April wurde das bis
dahin entstandene Banivesen einer Besich-
tigung von Sachverständigen unterzogen
nnd mag wohl bald nachher vollendet
worden sein. Meister Jakob stand somit
zu dem Schwazer Bauwesen in einem
ganz ähnlichen Verhältnisse wie Hans Lutz,
gebürtig ans Schnssenried in Oberschwaben,
zu dem von Botzen, nnd auch die Zeit ihrer
Thätigkeit fällt ganz nahe zusammen. Eine
Abbildung der Schwazer Kirche ist gegeben
bei Atz, Kunstgeschichte von Tirol S. 298.

Der starke Antheil, den oberschwäbische
Meister an den Bauten in Tirol hatten,
erklärt sich somit ganz befriedigend durch
die Vermittlung des Meisters Engelberger,
der seinerseits an dem Ulmer Münsterban
wesentliche Dienste leistete.

Aber auch ans dein Gebiete der M a l e r e i
wird von den Kunsthistorikern, für die
gleiche Gegend nnd Zeit ungefähr, ein
namhafter Einfluß der schwäbischen Schule
anerkannt. Man wird annehmen dürfen,
daß hier wohl die Amvesenheit von
Bernhard Striegel ans Memmingen
! in Oesterreich direkt oder indirekt ins Ge-
 
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