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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 15.1897

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Nr. 6
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Kümmel, Konrad: Eugen Keppler †, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15902#0054

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— 46

uub Purisikationsarbeiten. Pfarrer Laib,
damals in Rechberghauseu, OA. Göppingen,
wirkend, halte mit der ihm eigeilen Energie
eine Altarban- lind Kunstschreinerwerkstätte
nnter seiner Aufsicht ins Leben gerufen;
sie war damals der praktische Mittelpunkt
der Kirchenrenovationen; Bildhauer lind
Maler (so z. B. ch Kolb sen., ch H. voil
Heimburg, auch Kolb jun., Wabl, Joos
n. s. w.) waren thätig in der Ausübung
der edlen Kunst. E u g e n K e p p l e r kam
als Knabe zu seinem Onkel ins Pfarrhaus
hieher, und während er die Elemente der
alten Sprachen lernte, so begann sich das
Auge zu üben an den Erzeugnissen wahrer
christlicher Kunst. Und als er dann zur
näheren Vorbereitung auf das „Land-
examen" nach Gmünd übersiedelte, da
mochte sich ihm von den Herrlichkeiten
der Gmünder Kirchen und ihrer Schätze
bereits mehr erschließen als manchem
Altersgenossen, der vielleicht sein Leben
lang an ihnen vorübergezogen war, ohne
sie besonders gewürdigt zu haben.

1862 bis 1866 war Eugen Keppler
Zögling des Konvikts in Ehingen. Hier
erwarb sich sein enormes philologisches
Talent im Bunde mit begeisterter Liebe zum
Fache und mit entsprechendem Fleiße die
gründliche Kenntniß der klassischen alten
Sprachen; es darf wohl angeführt wer-
den, daß sein schönes Latein ein gewisses
Ansehen bei Schülern und Lehrern be-
saß. Daneben betrieb er auch bereits
das Studium neuerer Sprachen, und es
schien ihm hierin spielend leicht zu gehen.
Bedeutend zeigte sich auch damals schon
seine Begabung für die deutsche Sprache.
Ist gerade im deutschen Aussatz die
Gmünder Lateinschule ehrenvollst bekailut
gewesen und hat hier Engen K. schon die
Anfänge zu seiner späteren vollendeten Stil-
schönheit gelegt, so sammelte er sich in
den Konviktsjahren zu Ehingen und Tü-
bingen eine Masse von Auszügen; die
zahlreichen Notizbücher ans jener Zeit
zeugen von seiner atlsgedehuten Lektüre
wie von dem tief denkenden jungen Geist,
dem nichts entgieng, was nach Form oder
Inhalt wichtig war. An der Ausbildung
seines Stils arbeitete er unablässig weiter;
im Streben, die Gedanken richtig und
logisch zu verketten und jedem derselben
die ihm entsprechende Worthülle zu geben,
konnte er sich nicht genug thnn; er konnte
aber auch sich freuen, mit den Jahren

eine immer höhere Vollendung, einen
glänzenden Schliff seines Stils ztt er-
reichen.

Im Wilhelmsstift ztt Tübingen (1866
bis 1870), in dessen Annalen Eugen
Keppler als eines der bedeutendsten und
eigenartigsten Taleitte glänzt, vollendete
sich während des ersten Jahres die Reise
seiner altklassischen Sprachenkenntniß,
während er von den philosophischen Studien
und deren damaligem Betrieb sich weniger
angesprochen fühlte. Dann traten natürlich
die theologischen Stndieit in den Vorder-
grund, und er war hierin mit den Kurs-
genossen Hamma, Or. Walter u. s. w. stets
an der Spitze des Kurses. Durch die
Jedem unvergeßlichen archäologischen Vor-
lesungen und Demonstrationen Hefeles
im zweiten Jahre kam er so recht iu'S
Wesen der kirchlichen Kunst hinein; er
baute ans diesem Fundamente in den fol-
genden Jahren weiter durch seine eigenen
Kunststndien; daneben verwendete er die
freie Zeit ans das gründliche Studium
und die Beherrschung der netteren Sprachen:
Französisch, Englisch, Italienisch, Spanisch,
auch das Altfranzösische, Mittelhochdeutsche
u s. w. Mit wahrer Bewunderung blickten
ältere und jüngere Kommilitonen ans den
jungen Sprachemneister, dessen Talent sich
damals glänzend offenbarte. Das waren
Jahre des idealsten Ansgehens im geistigen
Streben, des begeistertsten unermüdlichen Ar-
beitsdranges, des Durstes und Hungers nach
geistigerNahruug, nach möglichst universeller
Geistesbildung. Eugen Keppler war ein
Student int nobelsten Sinne, er gieng
auf im Studium, er schwärmte für alles
Hohe, Edle, Große. Und wenn von so
manchem Zögling des Wilhelmsstifts mit
vollster Berechtigung auch das Wort ge-
sagt werden kann:

.von Silberfittigen gehoben

Schwebt fromm und stolz der junge Geist nach

oben" —

daun war E. K. einer auf den es ganz
besoitders paßte. „Stolz" — im Sinn
des idealen Strebenö nach dem Höchsten,
ja das war er, keineswegs aber im Sinne
persönlicher Selbstüberhebung oder des
vornehmen Sichabschließens von anderen.
Int Gegentheil: Etlgen K. war in seiner
sprudelnden Mittheilsamkeit, in seiner natür-
lichen Selbstlosigkeit mtb Liebenswürdig-
keit, in seinem seltenen Humor und schlag-
fertigen Beredsamkeit die Freude aller, die
 
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