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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 15.1897

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Nr. 6
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Kümmel, Konrad: Eugen Keppler †, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15902#0056

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48

und seine Findigkeit im Erschließen von
Geldquellen für beit Bau zu erproben. Bei
seinem Amtsantritte aber gab es erst recht
zu sorgen und zu arbeiten. Die Kirche war
noch nicht vollendet, der Thurm nicht ausge-
bant; es waren keine Glocken und nur spär-
liche Paramente vorhanden, wie denn das
gesammte Inventar höchst dürftig war; der
Platz um die Kirche glich einer Wüste, sie
selbst wurde wiederholt vom Hochwasser
heimgesncht, dazu Schulden in Masse.
Das war ein reiches Wirkungsfeld für
den neuen Stadtpsarrer von Wildbad;
und E. K. hat denn auch mit dem Er-
folge eingegriffen, daß die größten De-
fekte und Schäden gehoben und die Schulden
erheblich herabgemindert wurden. Kaum
war hier einigermaßen Ordnung geschaffen,
so ging er daran, für sein Filial Neuen-
bürg eine eigene Kapelle zu bauen; die
mit gutem Humor geschriebene Bangeschichte
derselben („Archiv" 1886, Nr. 1) war sein
erster Beitrag für das Organ des Diözesan-
kunstvereins.

Als er sich 1883 entschloß, eine andere
Stelle zu übernehmen, so konnte er eine
Reihe von Gründen anführen, welche ihm
nicht gestatteten, auf die Dauer hier zu
bleiben, so lieb er das herrliche Plätzchen
gewonnen hatte. Es war kein Pfarrhaus
vorhanden, der Stadtpfarrer mußte ohne
eigene Haushaltung zur Miete wohnen;
die katholische Gemeinde reduzierte sich im
Winter auf wenige Seelen, im Sommer
bestand sie ans Fremden, die unaufhörlich
wechselten: da mochte dem nach konstan-
teren Verhältnissen sich sehnenden Manne
das längere Verbleiben in Wildbad schließ-
lich doch entleiden. Die Uebersiedlung
seines Bruders Paul, des damaligen Stadt-
pfarrers in Cannstatt, an die Universität
Tübingen war für ihn Anlaß, dessen Nach-
folger zu werden und zugleich das Schnl-
inspektorat für Stuttgart zu übernehmen.

In C an n st a t t amtierte der Verstorbene
wiederum fünf Jahre, von 1883—88.
Ein ausgedehntes Wirken erwartete ihn auf
diesem großen an Schwierigkeiten und eigen-
artigen Verhältnissen reichen Posten. Gleich-
wohl fand erZeit, sich dem homiletischen Stu-
dium wiederum spezieller zu widmen. Auch
das Amt des Schnlinspektors nahm er sehr
ernst, namentlich ging sein Streben dahin,
die Konferenzen möglichst instruktiv zu
gestalten. Der Verstorbene hat es sich,
um diesen Zweck zu erreichen, zur Pflicht

gemacht, alle die gestellten Themate selbst
vorher gründlich dnrchznarbeiten.

Aber jetzt begann ein noch weiter zurück-
liegendes schweres Leiden immer störender
in sein Wirken und Studieren einzn-
greifen — dasselbe Leiden, dem er erliegen
sollte und welches ihm bis . zum Ende
seines Lebens, noch mehr denn zehn Jahre
lang, ein Martyrium bereitete, von dem
nur wenige eine Ahnung hatten, und dessen
Jntensivität der Verstorbene mit der ihm
eigenen Harte gegen sich in bewunderungs-
würdigster Zurückhaltung bis in die aller-
letzte Zeit, selbst gegenüber seinen Ange-
hörigen zu verbergen suchte und wußte.
Er war unter diesen Umständen genötigt,
seine Enthebung vom Schnlinspektorat nach-
zusnchen, welche ihm dann auch 1884 ge-
währt wurde. Und als Anfang 1888 die
Stadtpfarrei zu Frendenstadt zur Bewer-
bung stand, so sah er dies als eine will-
kommene Gelegenheit an, in den Schwarz-
wald zu ziehen, wo er Linderung für
sein körperliches Leiden und zugleich mehr
Muße für die Studien, welche ihm be-
sonders am Herzen lagen, zu finden hoffte.
Am 10. Februar 1888 erfolgte seine Er-
nennung dorthin. Es sollte die letzte
Stelle sein, die er bekleidete. Auch hier
gab es Gelegenheit für ihn, der Zierde
des Hauses Gottes zu dienen. Der eigen-
artige schöne Hochaltar in der Kirche,
welcher den durch seine riesige kahle Haupt-
wand vordem so würdelos erscheinenden
Chor heute schmückt und der ganzen Kirche
sein charakteristisches Gepräge verleiht, ist
seinen Bemühungen und seinem Einfluß
im Knnstverein zu verdanken, der damals
seinen ersten Beitrag für praktische Kirchen-
restanrationen gab und sich darin selbst ein
Denkmal seiner segensreichen Thätigkeit
gesetzt hat. Seinem Wirken als Seel-
sorger stellt die Verehrung und Liebe,
welche der Verstorbene bei der eigenen
Gemeinde genoß und die Hochachtung,
welche ihm die ganze Stadt zollte, das
sprechendste Zeugnis ans: die schönen
und erhebenden Worte, welche an seinem
Grabe von drei Vertretern der katholischen
Gemeinde bezw. der Stadt gesprochen wurden,
haben dem ergreifenden Ausdruck verliehen.

In Frendenstadt hat Engen Keppler
auch ein Werk vollendet, welches als ein
glänzendes großes Monument seines theo-
logischen und nensprachlichen Wissens und
Könnens bezeichnet werden muß. Es ist
 
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