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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 15.1897

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Nr. 8
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Detzel, Heinrich: Die Wandmalereien zu Zell bei Oberstaufen, [1]
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Albrecht Dürer und seine Brüder in Krakau
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https://doi.org/10.11588/diglit.15902#0080

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— 71

Nimbus versehen, steigt allein die Stufen
des Altares hinan, während ihre Eltern
ehrfurchtsvoll unten stehen bleiben. Hinter
dem Altäre, ans welchem zwei Kelche und
ein anfgeschlagenes Buch zu sehen sind,
steht mit der Mitra angethan der Hohe-
priester und erwartet sie. Man sieht, daß
dieses Bild noch sehr gut erhalten war
und erkennt daran am deutlichsten die
gewandte Technik des alten Meisters,
besonders auch in Behandlung der Ge-
wandung und ihres Faltenwurfes: mit
wenigen Linien versteht er einen trefflich
fließenden Wurf der Gewänder zu gestal-
ten. Oben steht: Tetnplum salomonia-
cum est virgo sacrata.

8. Das Stab w nnde r. Um diese
Art der Darstellung, wie sie der Zeller
Meister gibt, auch dem Laieit in der Kunst
kenntlich zu macheit, müssen wir hier die
Erzählung der Legende hersetzen. Als
Maria zwölf Jahre alt geworeen war,
erzählt das Protoevangelimn, hielten die
Priester eine Nathsversammlnng und sag-
ten : Siehe, Maria ist im Tempel des Herrn
zwölf Jahre alt geworden, was sollen wir
nun mit ihr machen? Ans den Nath der
Priester gieng nun der Hohepriester
Zacharias in das Allerheiligste und betete.
„Und siehe der Engel des Herrn stellte
sich bei ihm unb sprach: Gehe hinaus
und versammle die Berwittweten des Vol-
kes. Ein j der soll einen Stab bringen
und derjenige, an welchem Gott ein Zei-
chen zeigen wird, soll sie zur Gattin
haben. Darauf zogen Herolde in die
ganze Umgegend voit Judäa hinaus nnb
es ertönte die Posaune des Herrn und
alte kamen herbei. Und Joseph warf das
Beil weg nnb eilte zur Versammlung.
Als sich alle versammelt hatten, giengen
sie znin Priester. Dieser nahm die Stäbe,
gieng in den Tempel und betete. Nach-
dem er sein Gebet vollendet halte, gieng
er hinaus und gab einem jedeit von ihnen
seinen Stab zurück; aber es fand sich
kein Zeichen daran. Den letzten Stab
erhielt Joseph. Und siehe eine Taube
kam ails bem Stabe hervor und setzte sich
den: Joseph atifö Haupt. Da sprach der
Priester zu ihm: D>l bist auserwählt,
die Jungfrau des Herrn zu empfangen;
nimm sie in Deinen Schutz." — Indessen
wird die Legende verschieden erzählt. Nach
dem Evangelium cle nativ. Mariae c. 7

sollte derjenige der Anserwahlte sein, ans
dessen Stab Blüthen sprossen und ans
dessen SiabeS Spitze der Geist des Herrn
in Gestalt einer Taube sich niederlassen
würde. Darnach sehen wir hier den
Hohepriester (dessen Figur übrigens nach
der im vorigen Bilde ergänzt ist) hinter
dem Zlltare stehen, ans dem noch vier
Stäbe liegen, und dem hl. Joseph den
blüheitden Stab, hier in Form eines blü-
henden Lilienstengels, reichen. Hinter
Joseph stehen vier weitere Männer, von
benen der nächste seine Rechte verwundernd
erhebt (nickt aber, wie im Repertorinm
für Kunstwissenschaft angegeben, dem
Joseph einen „Faustschlag" versetzt!) nnb
einer sich abwendet, während im Vorder-
gründe eilt Freier in getäuschter Hoffnung
seinen dürren Stab über dem Knie ad-
ln icht. Unter den vier hinter dem heiligen
Joseph stehenden Männern ist der zweit-
letzte nickt undeutlich als das Porträt
eines Geistlichen zu erkennen und zwar
eiites mit violettem Gewände (des Propstes
von Staufen?). Die ans den hl. Joseph
bezügliche Inschrift sagt: justriZ germina-
bit sicut lilium. (Fortsetzung folgt.)

Atbrecht Dürer und seine Brüder in
Krafau.

Es ist bekannt, daß Atbrecht Dürer (geb.
1. Mai 1491 in Nürnberg, j- 6. April 1528
daselbst) im Jahre 1490 die Werkstätte des
Meister Wvhlgemnth verlassen und die znnsl-
niäßige Wanderschaft begannen hat. Es scheint,
daß er seine ersten Schritte nach Krakau, der
mit Nürnberg vielfach in regster Verbindung
stehenden Hauptstadt des ehemaligen Polen-
reiches ivandte. Es zogen ihn wahrscheinlich
dahin verivandtschaftliche Beziehungen, da, wie
Dr. Fnhse ans Nürnberg nachgewiesen hat,
die Mutter des großen Meisters nicht H 0 l p e r,
ivie man bis jetzt glaubte, sondern Haller
hieß; ein Johann Haller aus Rothenburg a d.
Tauber, wohl mit den Haller's in Nürnberg
verwandt, war in Krakau Besitzer einer be-
rühmten Buchdruckerei und seit I49t Bürger
der Stadt.

lieber des großen Meisters Knnstthätigkeit
in Krakau ist wenig bekannt, die Höhe seines
Könnens erreichte er bekanntlich nach seinem
Aufenthalt in Italien (1506 in Venedig) und den
Niederlanden 1520 — 1a21. Dagegen wurde sein
jüngerer Bruder Hofmaler des Königs Sigis-
wund 1. von Polen und malte seit 1529 —1535
die Gemächer des Königsschlosses au5. Er de-
saß in Krakau sogar ein eigenes Hans. Höchst
interessant ist die neueste Entdeckung, daß Hans
Dürer einen Ennvnrf für den Altar einer der
schönsten Kapellen des Krakauer Domes, der
sog. Sigismund-Kapelle ans Leinwand in gar-
 
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