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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 15.1897

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Nr. 8
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Albrecht Dürer und seine Brüder in Krakau
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Gothischer Ciborienaltar
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15902#0081

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— 72 —

beit gemacht hat; dieser Altar ist in Silber
in Nürnberg 1938 ansgeführt worden. Auch
ein anderer Brnder des Albrecht, Hans, ge-
schickter Goldschmied, verweilte längere Zeit in
der polnischen Hatiplstadt. Der Name Dürer
hatte deshalb in Polen einen guten Klang; ein
Professor der Krakauer Akademie, der im Jahre
1565 das erste polnische Werk über Geonretrie
drucken ließ, bernft sich ans Diirer als ans eine
hohe Autorität und rühmte sieh des intimen
Verkehrs mit dem großen deiltschen Meister.

v. Krzesinski, hie. Theol.

Gothischer CCibortenaltar.

Wir können die Aitlage des Ciborienaltars
bei llnseren Leseril als bekannt voranssetzen und
bezüglich der Urgeschichte dieser charakteristisehen
Altarform ans die allsgezeiehnete G e s ch i eh t e
d er ehr i st l i eh e u Knn st von F r. P. K r ans,
Freiburg, 1896, Bd. I., S. 372 ff. verweisen.
Diese überaus würdige unb monnmentale Kon-
struktion des Altars, der wir schon in der alt-
christliehen Basilika begegnen, wurde beinahe dnreh
alle Siile der späteren Zeiten hindnrehgebildet,
in der romanisehen Periode noch mit einer ge-
wissen Vorliebe vertvendet, in die golhisehe mit
heritbergenommen und selbst zitr Zeit der Renais-
sance nicht ganz vergessen ttiid verlassen. Die
Gothik verwendete sie nieht bloß für den Haupt-
altar, solidern fast noch häufiger für dcebenaltäre,
besonders für die im Schiff postierten, worauf
>vir schon früher wiederholt hingewiesen haben
(vgl. Archiv 1888, S. 67 ff.). Weittt das Schiff
nicht eingewölbt war, scheint es beinahe Regel
gewesen zu sein, wenigstens den Altar mit einem
Ciborium zu überwölben; dies geschah and) in
einschiffigen Dvrfkirchen, tvie noch viele ganz und >
in Neßen erhaltene Beispiele beiveisen. Meist
ist bann der Steinbaldachin rechts unb links vom
Triumphbogen iits Eck der Schifsmaner einge-
lassen und da, tvv er in den Schifsraum vor-
springt, von einem Sänlchen oder Freipfeiler
getragen (s. Abbilditug Archiv 1888, S. 69).
Diese überaus würdige Art, für die Altäre im
Schiff eine kleine, vom Laienranm abgesonderte
Kapelle zit schaffen, tväre sehr nachahmenswerth;
zu unserer Freude erfahren wir, daß der erz-
bischöfliche Bandirektor von Freiburg, Herr
Meckel, in seiner herrlichen Nochnskirche in
Bingen zwei Nebenaltäre mit Ciborien nach
diesem alten Vorbild erstellt hat.

Er ist auch der Erbauer der schönen Maria-
hilskirche in Wiesbaden und von ihnc stammt der
Entwurf- für einen Ciborienhochaltar für diese
Kirche, welcher ans unserer Beilage abgebildet
ist. Da Seitenansicht und Grundriß beigegeben
ist, erscheint eine weitere Erlänternng überfliissig.
Das überaus fein in die Ciborienkapelle hinein-
komponierte Altärchen mit Tabernakel, Bild-
nische» und Flügeln würde am besten in Metall
ausgeführt; dann dürfte der Preis des Ganzen
sich etiva ans 20 000 Mark stellen.

Doch ist gerade bei Verivendiittg des Ciboriums
für Hochaltäre große Vorsicht anznempfehlen.
Ganz nnl Platze ist es eigentlich nur, wo der

Hochaltar in der Viernilg einer großen Kirche
steht; in eitle romanische Concha paßt kein Ci-
borienaltar, wie der im Ostchor von Mainz aus-
gestellte anfs neue beweist. Ein engbegrenzter
gothiicher Chorranin duldet ebenfalls das Cibo-
rinm nicht; es toürde hier notwendig beschwerend
unb beengend auf die Architektur des Chores
zurückwirken. Die Größenverhältnisse des Chores
der Wiesbadener Kirche dürften ungefähr die
unterste Grenze der Verivendbarkeit des Cibo-
rinms bezeichnen. Daß es sich hier itoch gut
einfügt, dank der weisen Berechnnng des Meisters,
ist ans der Beilage zit sehen.

Literatur.

Da plus ancienne Danse macabre au

Klingenthal ä Bäle. Par P. J. J.

Berthier des Freres Preclieurs.

Paris, Dethielleux 1897. 100 p.

Der Todtentanz im Krenzgang des Doinini-
kanerinnenklosters in Klingenthal bei Basel, 1312
gemalt, ist jetzt fast ganz zerstört; aber dem Knnst-
sinn eines schlichten Baseler Bäckers, Namens
Emanuel Büchel, verdanken tvir eine ziemlich
genaue Kenntniß desselben. In den Jahren
1766—68 fertigte derselbe Agnarelleopien der
sämmtlichen Seenen nebst beu beigeschriebenen
Strophen, welche in Zwiegesprächen zwischen
dem Tod unb seinen Opfern zu jeder Scene
einen Commentar g ben. Ja der ehrsame Bäcker-
meister fiigte seinen Copien einen für seinen
Stand und seine Zeit höchst respektablen kunst-
historischen Traktat bei und vereinigte beides
in einem mit schönem Titelblatt und Titelbild
geschmückten Bande, der jetzt Eigenthnin der
Baseler Bibliothek ist. Der Vers, obiger Publi-
kation wollte vor allem Text und Bilder des
Werkes von Büchel französischen Lesern zugänglich
machen, bereichert aber diese Edition and) seiner-
seits durch eilte einleitende Betrachtung über die
Todtentänze und durch eine eingehende Besprech-
ung einer jeden der 40 Darstellungen. Damit
bereichert er die Literatur über diesen interessanten
Gegenstand in daickenswerther Weise, wenn er
and) die Hauptfragen, welche sich an denselben
knüpfen, nicht gerade namhaft weiter führt. Er
sieht in dein Klingenthaler Todtentanz den älte-
sten und ersten und glaubt, daß die dortigen
Dominikanerinnen zum erstenmal aus die Idee
gekomnlen seien, dem Gedanken und Gedenken
an den Tod diesen merkwürdigen bildlichen Aus-
druck zu geben. Sein Beweis für diese An-
nahme ist freilich nicht sehr stichhaltig; daß die
Dominikaner und Dominikanerinnen mehr als
anbere religiöse Orden sich mit dem Tod und
ben Todten beschäftigt haben, kann richtig sein,
aber von da bis zur Erfindung der Todtentänze
ist doch noch ein weiter Weg und schieben sich
noch viele Mittelglieder ein, so nameullich auch
das geistliche Schauspiel, ivie nenestens A. Goelie
(Holbeins Todlentanz und seine Vorbilder. Siraß-
burg 1897) dargelhan. —

Hiezu eine Unnstbeilage:

Gotbischer Ciborienaltar.

Stuttgart, Buchdruckerei der Akt.-Cef. „Deutsches Volksblatt".
 
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