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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 15.1897

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Nr. 9
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Detzel, Heinrich: Die Wandmalereien zu Zell bei Oberstaufen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15902#0089

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78

i!. s. w. Aber ein zusammenhängender
Cyklus von Apostelmartyrien, so wie wir
ihn in Zell treffen, scheint auch in dieser
Zeit noch einzig daznstehen, daher es von
selbst angezeigt sein wird, daß wir auch
hier näher ans die einzelnen Darstellungen
eingehen. Wie beim Marienleben finden
wir aneh hier über den einzelnen Dar-
stellungen je eine Inschrift angebracht;
während aber dort diese Inschrift in latei-
nischer Sprache gegeben ist und je eine
bezügliche Stelle ans dem Alten oder
Neilen Testament enthält, sind hier diese
Legenden in deutscher Sprache und zwar
in ganz naiver Weise so abgefaßt, daß
sie jeweils das dargestellte Martyrium
kurz 11 nb bündig erklären. Wir führen
daher die einzelnen Martyrien auch so ans,
indem wir jeweils zuerst die betreffende
erklärende Inschrift hersetzen.

1. 3. petrus ward abwärts ge-
krneziget.

Wir sehen hier, wie der erste der hei-
ligen Apostel gemäß der Legende') ans sein
eigenes Begehren mit dein Kopf nach
unten gekreuzigt wird. Zwei der Schergen
binden seine Füße an den Krenzesstamm,
eilt anderer desgleichen seine rechte Hand
an den Querbalken. So ist die Hand-
bewegnng dieser letzten Figur anfznfassen.
Wenn gesagt wird, dem Maler schwebte
bei diesem Bilde deutlich die Voraussage
Christi vor: „Wenn du alt geworden bist,
wirst du deine Hände ansstrecken und eilt
anderer wird dich gürten" (Joh. 21, 18),
so mag das richtig sein. Wenn aber weiter
die Meinung ausgesprochen wird, als
„schlage einer der Henker ans das Arm-
gelenk", so ist diese Handbewegnng nicht
richtig anfgesaßt. Der Mann ist offen-
bar im Begriffe, mit seiner rechten Halid
einen Strick anznziehen und die Hand des
Apostels an den Querbalken zn binden.
Es ist das bei der Restauration übersehen
und der Strick nicht nachgezeichnet worden,
was aber leicht ergänzt werden könnte,
um irrigen Auffassungen zil begegnen. Diese
Darstellung der Kreuzigung des Apostels
ist überhaupt interessant lind für diese
Zeit selten. Zn der altchristlichen Zeit
findet man dieses Martyrium des hl. Pe-
trus nicht, wohl aber achtmal die Weg-

*) Legenda aurea cap. 89.

führnng des Apostels znm Tode; ebenso
findet inan in der karolingisch-ottonischen
Periode vielmal ©eenen aus dem Leben
des Apostels — so erscheint er im Codex
Egberti allein 34mal — aber seine
Kreuzigung findet sich auch hier noch
nicht. Erst Giotto hat diese seine Kreuzi-
gung mit dem Kopfe nach unten ans einer
der drei Tafeln in der Sakristei der Cano-
nici vom hl. Petrus zu Rom. Aehnlich
dieser Auffassung ist auch die Darstellung
in Zell gegeben.

2. S a 11 c t p a n l n s ward enthaupt.
Das Martyrium des Völkerapostels findet
sich in altchristlicher Zeit mehreremale ans
Sarkophagen dargestellt, während im Ge-
gensätze znm hl. Petrus andere Darstel-
lungen ans seinem Leben fehlen. Wir-
schen ihn dort stehend mit gesenktem Haupte,
die Hände auf dem Rücken, einmal an
eine Säule gebunden. Neben ihm steht
der Henker, im Begriff, das Schwert ans
der Scheide zu ziehen und den Streich
nach dem Haupte des Märtyrers 311 führen.
Hier in Zell sehen wir das Todesurtheil
schon vollzogen. Der Kops ist vom Leibe
bereits getrennt und der Scherge steckt
sein großes Schwert wieder in die Scheide,
während der Richter und seine Begleiter
verwundert ans die drei Qtiellen schauen,
die nach der Legende ans einmal da
entsprungen sind, wo das abgeschlagene
Haupt des Heiligen ausgefallen ist. Der
dnrch drei Quellen bezeichnete Ort, an
welchem heute, neben den dem hl. Ana-
stasius und der Gottesmutter geweihten
Kirchen, das Heiligthum L. Pauli ad tres
fontes sich erhebt, heißt jetzt noch Alle
tre fontane.

3. Sanctus A udreas ward ge-
krneziget.

Der hl. Andreas erlitt in Paträ (dem
heutigen Patras) unter dem Proconsnl
Aegeas den Martertod. Durch Kreuzigung
an einem schiefgestellten 1111b deßhalb nach
ihm benannten Kreuze (Andreaskreuz).
Wenn auch die Kirchenschriflsteller hinsicht-
lich dieser Form des Kreuzes, an dem
Andreas gestorben ist, nicht einig sind, so
ist in der Kunst seit dem 14. Jahrhun-
dert doch durch Tradition und Gebrauch
sestgestellt, daß Andreas als Altribnt ge-
wöhnlich das schräge Kreuz hat (X)-
Ans verschiedenen Gemälden und Bas-
 
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