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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 15.1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.15902#0095

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84

ein frühgealterter Greis von 51 Jahren, einsam,
ja wie ein Verbannter in einem Gasthaus zu
Venedig stirbt (4. Januar 1880).

An sich hat die religiöse Knnst gerade keinen
Grnnd, das tragische Geschick zn betrauern, das
eine so geniale Künstlernatur nicht zur vollen
Entfaltung kommen lies; und so frühe aufrieb.
Feilerbach tvagte sich zwar auch ans das religiöse
Gebiet; aber auch wenn er ihm seineVorlvürfe ent-
nimmt, sind ihm doch nur allgemeine künstlerische
Gesetze und Motive maßgebend: ins eigentliche
Heiligthnm religiöser Malerei fand er den Ein-
gang nicht. Doch hat er and) nie ein religiöses
Thema absichtlich profaniert und soll der nnge-
henre Ernst seiner Grablegung und seiner Pieta
ihm hoch augerechnet werden. Jedenfalls tverdeu
auch ivir ihm unser innigstes Mitgefühl nicht
versagen, zumal er eigentlich nur einer heroischeir
Charakterfestigkeit sein trauriges Geschick ju danken
hatte. Er tvich nicht vom Banner des klassischen
Idealismus, auch nachdem alle es verlassen hatten
und der moderne Geist es mit Hohn und Spott
besudelte; ihm tvar seine Kunst immer ettvas
Heiligernstes, und nie konnte er sich dazu ver-
stehen, der Diode zu huldigen, verdorbenem Ge-
schmack sich anznbeqnemen, nur ans den Schein
und Effekt hin zu a> beiten; „eine genialisierende
Eitelkeit," kann er der Wahrheit gemäß von sich
bezeugen, „habe ich nie gehabt, und ivas ich nicht
fühlte, habe ich nicht gemalt." Man kann sich
des schmerzlichen Gedankens nicht entschlagen:
meim in diese vornehm und groß angelegte Künstler-
seele, in ihr geniales Schaffen und in ihre schweren
Leiden ein Vollstrahl christlichen Lichtes gefallen
wäre, was hätte ans ihr werden können und
was hätte sie namentlich ans religiösem Gebiet
schaffen können! So ist der wild hinrasende
Siegeswagen der modernsten realistischen Knnst
über den „letzten Klassiker" hinweggegangen und
hat ihn zermalmt, und die Genngthunng kommt
zu spät, daß bereits die Kunstgeschichte anfängt,
ihnr jene Anerkennung zu spenden, welche die
Zeitgenossen ihm versagt haben und daß jetzt die
Museen anfangen, sich seinen Werken zu öffnen,
für die er im Leben keinen Absatz finden konnte.

Wie lief er über die Grundprinzipien wahrer
Knnst nachdachte und wie sehr er auch im Wort,
nicht bloß im Bild künstlerische Ideen anszn-
sprechen verstand, mögen folgende Sätze ans
seinen Aufzeichnungen beweisen: „Der wahre Stil
kommt dann, wenn der Mensch, selbst groß an-
gelegt, nach Bewältigung der unendlichen Fein-
heiten der Natur, die Sicherheit erlangt hat, in
das Große zu gehen; mit Einem Wort: Stil
ist richtiges Weglassen des Unwesentlichen; der
sog. Realist bleibt immer im Detail stecken:
Realismus ist die leichteste Kunstart und kenn-
zeichnet stets den Veifall; wenn die Knnst das
Leben nur kopiert, dann brauchen wir sie nicht."
— „Die Historienmalerei macht ihre Gestalten
unabänderlich, indem sie dieselben unbeschadet
ihrer Individualität stets als Typus einer Gattung
hinstellt; das lebende Modell darf nur mit großer
Vorsicht, in stetem Hinblick auf den Znsanunen-
hang des Ganzen benützt werden; die ächte Historie
muß in erster Linie das Ethische, menschlich Große

festhalten." — lieber die modernen Knnstans-
stellnngen finden wir die treffende Bemerkung:
„Alles menschliche Sehe», Hören, Denken und
Empfinden hat seine Grenzen; jedermann hält
sich die Ohren zu, wenn zehn ^Drehorgeln zn-
sammenspielen, jede ihr eigenes Stück; das Beste
in der Kunst kann nur für sich allein genossen
werden; unsere Ausstellungen sind krankhafte
Bernhignngsanstalten, in welchen die Quantität
für die fehlende Qualität entschädigen soll; in
den großen Ausstellungen feiert die technische
Virtuosität kraft ihres Verblüffnngsvermögens
den glänzendsten Triumph; sie geben dauerndes
Zeugnis; von dem Geist unseres Jahrhunderts."

F i e s o l e' s weltberühmte zwölf m it s i-
cifenöe Engel von dem bekannten Altariverk
in den Uffizien in Florenz, deren Reproduktionen
in Farbenholzschnitt von den Gebrüdern Knöfler
(Verlag von Julius Schmidt in Florenz) wir
wiederholt unfern Lesern angepriesen haben, sind
neuerdings wieder durch den Miniaturmaler V.
Minardi nach dem Original in Aquarell por-
traitirt, in einen Rundbogen znsammengestellt
und mit gut stilisirter Ornamenteinfassnng ver-
sehen worden. Dieses E n g e l f ä ch e r b i l d ist
in der Größe von 30 zn 60 cm von der Ver-
lagshandlnng von Hans Hannneter in Florenz
vervielfältigt worden und auch von dein Kom-
missionsverlag von August Schupp in München
zn beziehen, uni 15 M. in viereckigem oder
halbrundem Passepartout zum Aushängen, um
16 M. in halbrundem Passepartout zum Anf-
stellen, um 20 M. in elegantem Seidenplüsch-
Passepartvnt, um 25 M. in schönstem Seiden-
Plüsch-Rahmen mit Doppelgvldschnitt. Ein
Zimmerschmuck ersten Ranges; sind doch Fiesole's
Engel von unsterblicher Schönheit; selbst Michel-
angelo äußerte, Fra Angelieo müsse ii» Para-
diese selber gewesen sein und dort die Erlaubnis
erhalten haben, die Engel zn malen. Die Re-
produktionen von Minardis sinniger Znsammen-
stellnng aller zwölf Engel sind mittels sechzehn
Farbenplatten ans phvtolithvgraphischein Wege
hergestellt und iverden den feinsten Farben-
Rnaneirungen gerecht. Ein hübsches Pendant
zn diesem Halbkreisbild ist das Panorama-
F ä ch e r b i l d m i t A n s i ch t e ii v o n F l o r e n z,
in gleicher Weise hergestellt und im gleichen
Verlag erschienen (Preise 7.50, 8.50, 11.25 und
15 Di.; bei Bezug beider Fücherbilder 10 Prvz.
Rabatt).

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Altarleuchrer,

feinpolierte in Messing und Rvthgnß von 22 cm
Höhe an — bis zn

1,20 m Höhe tut Preise von 8 — 140 M., nach
Zeichn. des selig. Herrn Präl. Schwarz, verfertigt

Mills. Sedlmunr,

Gelb- und Glockengießerei,

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Preislisten, Entwürfe, Empfehlungen stehen
zur Verfügung.

Stuttgart, Buchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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