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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 15.1897

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Nr. 10
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Keppler, Paul Wilhelm von: Der romanische Kirchenbau, [3]
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Detzel, Heinrich: Die Wandmalereien zu Zell bei Oberstaufen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15902#0099

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87

fünft für eben dieselbe Zeit nicht unpassend
finden tonnen." (S. 246).

Wir tonnten nicht sagen, daß diese
Beweisführung zn Gunsten deö gothi-
schen Stiles uns in altweg eonetndent
erseheint, aber wir haben hier dnrehans
feinen Anlaß, ihr entgegenznlreten, weil
wir gegen Verwendung des golhisehen,
namentliel) deS frühgothifchen Stils nicht
das Mindeste einznwenden haben. Wir
möchten nur neben ihm dem romanischen
ein bescheidenes Plätzchen offen Hallen.
Gegen diesen aber wenden sich folgende
Ausführungen unseres verehrten Freundes:
„Die romanische Architektur hat in we-
sentlichen Dingen tiefgehende Wandlungen
dnrchgemacht und daher fehlt ihr das feste,
einheitliche Prinzip, an daS man in frucht-
barer Weife anknüpfen könnte. Ihre Aus-
bildung gehört dem früheren Mittelalter
an, jener Zeit, in der die christlich-nor-
dische Kultur sich erst mühsam aus der
antiken Tradition und dem germanischen
Volksgeist herausarbeitete. Des voll ent-
wickelten mittelalterlieben Wesens in Kirche
und Welt erfreute sich erst die Periode
seit dem 13. Jahrhundert. Hier und nicht
dort liegen manche Wurzeln von Ver-
fassung und Recht, von Theologie und
Philosophie der benligen Kirche. Die
romanische Kunst ist auf der einen Seite
von antiken Elementen durchzogen, die uns
srenid geworden find, und trägt auf der
andern Seile einen klösterlichen Charakter,
während wir Volkskirchen brauchen."
(a. a. O. S. 244 s.h

Darauf erlauben wir uns folgendes zu
erwidern. Größere Wandlungen hat doch
wohl die romanische Architektur iiiM dnrch-
gemacht als die Golhik in ihrem Entwick-
lungsgang von der srühgolhischen Basilika
bis zur Hallenkirche der Hochgothik und
den Bauten der Spätgothik, und daß
elftere eines festen, einheitlichen Prinzips
ermangle, kann doch kaum behauptet wer-
den. Sollten je in ihr Elemente liegen,
welche dem heutigen Kulturleben fremd
geworden wären, so sicher auch andere, die
selbst in der modernen Zeit noch An-
knüpfungspunkte finden. Man wird über-
haupt auf jene Verwandtschaft mit dem
Geist der Gegenwart zu viel Gewicht nicht
legen dürfen; sonst würde man auf die
Nenaisfauee- und Barockkunst hingedrängt,

welche unleugbar diesem Geist näher ftebt.
Mir will scheinen, als ob der romanische
und gothische Stil unseren heutigen An-
schauungen und Anforderungen und be-
sonders, wenn man darnach etwas fragen
will, dem Verständnis; nnb der Empfin-
dung des heutigen Volkes ungefähr gleich
nahe und gleich ferne stehen. Wir mögen
gothisch oder romanisch bauen — der niebt
zu hebende Mangel bleibt immer der, daß
wir in einem fremden, nicht im eigenen
Stil bauen. Der aus verflossenen Zeiten
erborgte Stil wird, man mag ihn soviel
als möglich wieder zu beleben suchen, doch
nie in dem Maße zeitgemäß und populär
fein loic damals, wo er eben der Stil der
Zeit war. (Fortsetzung folgt.)

Die Wandmalereien zn Aell bei
Dbersianfen.

Von Pfarrer De Hel in St- Christina.

(Fortsetzung statt Schluß.)

Hier aber in nnserrn Kirchlein ist ihr
Martyrium anders dargestellt: dem hl.
Simon wird von einem Schergen mit
einem Schwert die Brust durchstochen
und er ist eben daran, znsammenzn-
sinkcn. Der hl. Thaddänß liegt bereits
ans dem Boden und ein Scherge durch-
bohrt mit einer Lanze seinen Rücken.
Nach einer Tradition soll er zuvor von
heidnischen Priestern gesteinigt worden sein
und der Maler wollte offenbar hieraus
Hinweisen, wenn uum neben dem Apostel
Steine auf dem Boden liegen sieht. Beide
Apostel tragen grünes Unter- und rothes
Obergewand; ihr Martyrium geschieht vor
einer aus einer Säule sitzenden Fratzen-
oder Tenselsgestalt, welche höhnisch lachend
dem grausamen Vorgänge zusieht.

Deu Schluß des Gemäldecyklus der süd-
lichen Chorwand bildet das Martyrium
des hl. Albanus und zwei Darstellungen
vom hl. Stephanus.

1. Sanctus albauuS ward ent-
haupt.

Der heilige Bischof ist mit Albe, Dal-
matika und Casnla angethan lind steht auf-
recht da, sein mit der Mitra bedecktes Haupt
mit beiden Händen tragend. Der hinter
ihm stehende Henker hat das Todesnrtheil
'bereits vollzogen und steckt sein Nichl-
schwert wieder in die Scheide, sieht aber
 
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