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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 15.1897

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Nr. 11
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Detzel, Heinrich: Die Wandmalereien zu Zell bei Oberstaufen, [4]
DOI Artikel:
Probst, Joseph: Vergleichende Studien über den Johannescyklus des Hochaltars in Blaubeuren
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https://doi.org/10.11588/diglit.15902#0111

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99

Ergänzungen nothweudig, schon wegen der
oben angegebenen baulichen Veränderungen.
Sollten nun diese inleressanten und .hup
sangreichen Wandinalereieu erhalten, bezw.
ergänzt werden, so mußte ein sehr tüch-
tiger und erfahrener Künstler, der eine
große Pietät und das uöthige Verstäudniß
für Gothik besitzt, gewonnen werden. Und
einen solchen Künstler fand man in unse-
rem Landsmann, dem Historienmaler B o n i-
saz Locher in München. Er wurde
mit der Nestauration betraut und hat das
in ihn gesetzte Vertrauen vollständig ge-
rechtfertigt. Er führte die Arbeiten mit
Anwendung von Temporasarben im Jahre
1895 und 1896 meisterhaft ans; wo
immer die Farbenauffrischung nicht unbe-
dingt nothwendig war, zog er nur Eon-
tnrcn, um die Gemälde im ursprünglichen
Charakter zu erhalten. Die nothwendigen
Ergänzungen fehlender Bilder, wie die
Darstellung der heiligen drei Könige und
anderer, gelangen ihm, wie wir schon oben
gesagt, in einer Weise, daß selbst das
Auge eines Künstlers kaum einen Ilnler-
schied zwischen den ursprünglichen und
den neu hergestellten Gemälden 511 ent-
decken vermag. Die Freunde mittelalter-
lieher Kunst und ihrer Geschichte weiden
der bayerischen Negierung Dank wissen,
daß sie die Mittel zur Herstellung dieser
herrlichen alten Kunstwerke zur Verfügung
stellte. Möchte die Restauration des inte-
ressanten Hochaltärchens in gleich gelun-
gener Weise Nachfolgen!

vergleichende Studien über den
Iohannescyklus dev chochaltars in
Blanbeuren.

Von Pfarrer Dr. I. Prob st in Essendorf.

Nachdem die phototypischen Abbildungen
der Gemälde des bekannten Blanbeurer
Altars') (CykluS der Johauueslegende)
schon seit einer Reihe von Jahren in den
Händen der Abonnenten sich befinden,
mag cs nicht mehr als verfrüht erscheinen,
das Ergebnis; von vergleichenden, ein-
gehenden Untersuchungen darüber zu ver-
össentlichen. Dieser V e r s u eh hat immerhin

tz Der Hochaltar von Bümbtzlren, heranSgc-
gebe» von Karl Banr. Verlag der Mangold-
schen Bnchhandlnng in Blanbeuren.

den sachlichen Vortheil voraus, daß dem-
selben außer den Originalien eine in der
Hauptsache getreue Wiedergabe der Ge-
mälde zur Grundlage dient, wenn auch
nicht zu erkennen ist, daß Netouchirnngen
stattgefunden haben, bezw. erforderlich
war, worüber wir nicht rechten wollen.

lieber die Anordnung des Cyklns sind
einige Bemerkungen vorauszusenden; der-
selbe zerfällt in zwei Hanptabtheilungen,
eine obere und eine untere. Die 16 Ge-
mälde sind in chronologischer Folge so
angeordnet, daß oben von links nach rechts
folgen :

1. Das Opfer des Zacharias;

2. Maria und Elisabeth;

3. Johannis Geburt;

4. Johannis Beschneidung;

5. Johannes zieht in die Wüstet

6. Johannes predigt;

7. Johannes tauft;

8. Johannes und die Gesandtschaft.

In der unteren Abtheilung folgen von

links nach rechts:

9. Johannes weist auf Jesus Christus;

10. Johannes tauft den Heiland;

11. Johannes macht dem Herodes Vor-
halt;

12. Johannes wird tu das Gefänglich
geführt;

13. Johannes wird enthauptet;

14. Sein Haupt der Herodias gebracht;

15. Johannis Leichnam begraben;

16. Johannis Haupt begraben.

Der Einfachheit wegen werden wir
später meistens nur die Nummern citiren.

Daß die gesannnte, sehr detaillirte Eiu-
theilung des Stoffes von einer diri-
girendeu Hand ausging, ist unbestreitbar,
damit aber tiicht zugegeben, daß die Ge-
sammtheit der bildlichen Darstellungen
und ihre EinzelheiVn von einer Hand
ausgesührt worden sei. Man vergleiche,
um nur eine ganz ausfallende Einzelheit
anzuführen, den Baumschlag der Land-
schaft des Hintergrunds in 7 und 8 mit
dem in 15 und 16, so wird man sich
alsbald überzeugen, daß hier verschiedene
Hände gearbeitet haben. Aber gerade
auf solche, zwar sehr auffällige aber doch
nur sehr uitterge 0 rd n ete Unter-
sehicde darf man doch keinen entscheiden-
den Werth legen. Es mag ja der
Fall eingetreten sein, daß schließlich, als
 
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