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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 15.1897

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Nr. 11
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Probst, Joseph: Vergleichende Studien über den Johannescyklus des Hochaltars in Blaubeuren
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15902#0115

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103

Bischer/) dem wir aus dem Grunde
einen Vorzug geben, weit derselbe am meisten
aus coucretem Boden sich hält und be-
weg!. Bischer äußert sich: „mit Ent-
schiedenheit glanbe ich die Hand Bernhard
Strigels Nachweise» zu können ....
für ihn sprechen Zacharias im Tempel (1),
Maria und Etisabelh (2), Johannes taust >
im Jordan (7), und die Deputation der ;
Schristgelehrten (8)". Diese Aenßeruug
ist sehr willkommen zu heißen, einmal weil
sie sehr bestimmt ist und weil sie sich aus
einen Meister bezieht, um den sich der-
selbe hervorragende Verdienste erworben
hat. Kein anderer wird sich dem Gewicht
dieses Urtheils entziehen können und wollen.
Das wäre unser Typus 6; denn wir
nehmen keinen Anstand, aus die Auktorität
Bischers hin, diese vier Gemälde hier
unterzubringen. Ferner äußert sich der-
selbe über den Antheil von Zeitblom
an den Blaubenrer Gemälden: „unter
den Gemälden derJohauniölegende sind vor-
nehmlich Zeitblomisch: Christus und Jo-
hannes (9) und die Taufe Christi (10);
ganz er selbst, ganz gegenwärtig erscheint
er allerdings nur aus den Predellaflügeln".
Das wäre somit in der Hauptsache unser
Typus C.

Dunkel hingegen erscheint uns die
Jdeenassociation Wischers, wenn er be-
merkt: „Die Cceue der Beisetzung des
Johaunishauptes (16) scheint von I. A ck e r
gemalt, aber nicht ganz; denn wir sehen
rechts einen Mädcheukopf mit blonden
Zöpfen, welcher den unverkennbaren Stem-
pel Strigels zu tragen scheint."

Das wäre somit in der Hauptsache
unser Typus A.

Aber hier können einige Bemerkungen
nicht unterdrückt werden. Zuerst ist hier
zu betone», daß Bischer nicht assertorisch
sich ausdrückt, sondern nur, daß Acker der
Urheber ihm zu sein scheine. Aber
auch in solch abgeschwächter Form erscheint
uns diese Aenßeruug weniger zutreffend.
Bon I. Acker besteht ein inschriftlich be-
glaubigter Altarschrein in Nißtissen; aber
die Gemälde desselben können kaum einen
festen Anhaltspunkt zu Vergleichungen mit
den Gemälden des Jobauuescyklus dar-

*) Zn vergleichen das dein Werke beigegebene
Texlbtalt, von Max Bach zusainrnengesieltt.

bieten; denn es sind insgesammt nur Ein -
zelfiguren von Heiligen und die Brust-
bilder der zwölf Apostel, die unseres Er-
achtens doch nicht ausreichen zur Ver-
gleichung mit den ganz anders gearteten
Kompositionen der Johanueslegende.
Bei dem Bestreben, für diese Gruppe
von Gemälden eine Analogie ausfindig
zu machen, legte sich uns der Cyklus
nahe, der unter dem Namen des „Meisters
von Sigmaringeu" in der Gemäldegallerie
daselbst sich befindet (Katalog- Nr. 158
bis 164). Bei diesem Meister kommen
die schwäbisch-germanischen derben robusten
Extremitäten und Köpfe vor, auf die wir
bei dem Typus A hingewieseu haben.
Wir verkennen aber nicht, daß die Blau-
beurer Gemälde höher zu werthen sind
als die in Sigmaringen (aus Kraucheu-
wies stammend) befindlichen. Bei dem
Tvpus A ist besonders auzuerkeuneu: das
gelungene Bestreben nach Lebendigkeit der
Komposition, Bereicherung des Vorder-
grundes k., während der „Meister von
Sigmaringen" die Komposition möglichst
einfach hält und, wenn er nach fremder
Vorlage (Martin Schongauer) arbeitet,
seine Vorlage vereinfacht und vergröbert.
Aber doch wollten wir diese Bemerkungen
nicht zurückhalten. Ein Einfluß der so-
eben berührten Kupferstiche des Martin
Schongauer auf den Gemäldecyklus in
Blaubeureu ist nicht oder kaum wahrnehm-
bar. Als auf den einzigen Berührungs-
punkt könnte aus die Taufe Jesu hiuge-
wieseu werden, woselbst sowohl bei Schou-
ganer (B. 8) als in dem Cyklus 10 ein
Engel assistirend dargestellt wird. Das
reicht jedoch kaum aus, um wirkliche Be-
ziehungen daraus abzuleiten.

Literatur.

Die g o ld eue P fo rte in Fre ib e rg und
insbesondere die Deutung ihrer
Figuren. Boi: Or. Selinar Peine.
Mit autotypischer Abbildung. (Separat-
abdruck aus den Mittheilungen des Frei-
berger Alt.-Vereins, Heft 33 S. 29—36.)
Freiberg, Gerlach 1897.

Die großartigen Sknlptnrcncyklen mancher
Prachtportale unserer romanischen i lib gothi-
schen Dome und Münster harren noch immer
einer befriedigenden Deiltnng, welche besonders
die bei Auswahl der Figuren und Sujets maß-
gebende Grundidee ins Licht setzen würde. Biel
 
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