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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 16.1898

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Nr. 3
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Die neue katholische Kirche in Urach
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https://doi.org/10.11588/diglit.15903#0023

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Grgaii des Rotteubukger Oiözesan-Oereius für christliche Kunst.

peraiisgeaeben und redigirt von Pfarrer Detzcl in rt. Llnisli>ia-Raveiisbnrg.

Verlag des RottenbiMAsr Diözesail-Auustvereius,
für denselben: der Vorstand psarrer Detzel in St. Lhristina-Ravensbnrg.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für M. 2.05 durch die lvüMembergischeu (M. 1.90
im Stuttgarter Bestellbezirk), M. 2.20 durch die bayerischen und. die Neichspostanstalteii,
st. 1.27 iu Oesterreich, Frcs. 0.40 iu der Schlveiz zu beziehen. Bestellungen werden tO/aO
auch angeuounnen von allen Buchhandlungen sowie gegen Einsendung des Betrags direkt JLO^/O»
von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbansstraße 94, zum
Preise von M. 2.05 halbjährlich.

Oie neue katholische Kirche
iu Urach.

Es ist seit einer Reihe von Jahren
hindurch, besonders in der „Zeitschrift für
christliche Kunst", die Frage behandelt
worden, wie in der kirchlichen Baukunst
der romanische und golhische Stil sich zu
einander stellen, ob letzterer allein nur be-
rechtigt sei oder ob nicht auch der roma-
nische Stil neben dem gothischen Nach-
bildung verdiene. Auch Professor Or.
Keppler hat in den letzten fünf Nummern
unseres „Archivs" vom vorigen Jahr das
Wort zur Frage genommen und über-
zeugend nachgewiesen, daß ein Monopol
für den gothischen Stil im Kirchenban
weder ans stilistischen noch ans ästhetischen
noch ans praktischen Gründen sich recht-
fertigen lasse. Einer der exklusivsten Go-
thiker ist der bekannte Baumeister Meckel
in Frankfurt a. M., der am schärfsten,
wenn auch nicht am geschicktesten, über
Neubauten im romanischen Stile sich also
vernehmen läßt: „Bei allem Respekt von
den Erzeugnissen der romanischen Knnst-
epoche glaube ich doch, daß kaum ein Stil
sich weniger eignet, maßgebend für die
Kirchenbauten unserer Zeit zu werden,
als gerade der romanische mit seinen
strengen Formen, schweren Pfeilern und
Manermassen und kleinen Fensteröffnungen.
Kein Stil ist darin auch empfindlicher
und gestattet weniger eine freie Auffassung
und Disposition. Werden diese strengen,
ganz unabänderlichen Ueberliefernngen nur
im geringsten verlassen, erlaubt man sich
leichtere Pfeiler oder gar Säulen, größere
Fensteröffnungen, dünnere Wände, welchen
dann Strebepfeiler vorgelegt werden
müssen, sofort ist der nenromanische, der
Kasernenstil da, und vor dem bewahre uns

der Himmel. Die meisten sogenannten
„romanischen" Kirchen unserer Zeit, ich
möchte sagen, fast alle, mit nur wenigen
Ausnahmen, tragen leider nur allzusehr
dieses Gepräge." („ Zeitschrift für christ-
liche Knust" 3. Jahra. S. 168.) In
KepplerW Aufsatz ist theoretisch ein-
gehend und klar die Unhaltbarkeit und
Uebertreibnug, die in diesen Worten liegt,
gezeichnet; p r a kt i s ch hat nun aber auch
Architekt Ca des in der nenerbanteu ka-
tholischen Kirche in Urach, dessen Ent-
wurf zu dieser Kirche wir hier geben,
dargethau, daß die romanische Architektur
auch heute noch lebensfähig ist und man
auch in diesem Stile, selbst bei beschei-
denen Mitteln, eine wahrhaft monumentale
Wirkung erzielen kann.

Die Katholiken der Stadt Urach und
Umgebung benützten bisher den architek-
tonisch nicht unbedeutenden Chor der ehe-
maligen Spitalkirche, der sich aber mit der
Zeit für die sich immer mehr ansdehnende
katholische Gemeinde zu klein erwies. In
sehr entgegenkommender Weise überließ die
Stadt Urach um den niedrigen Preis von
2500 Mark der katholischen Gemeinde
einen Bauplatz. Dieser Platz, an und für
sich schon in einer landschaftlich reizenden
Gegend, liegt, auf drei Seiten von Stra-
ßen begrenzt, in dem Villenquartier in
der Seebnrgerstraße.

Was die Grnndanlage der Kirche be-
trifft, so führte einerseits die Form des
Platzes und andererseits die Rücksicht auf
eine spätere eventuelle Verlängerung der
Kirche von selbst eine Ausdehnung mehr
in die BreiteIherbei, während doch wieder
der Maßstab des Gebäudes die einschiffige
Anlage als die entsprechendere erscheinen
ließ. Ein weiterer Grund für diese Mittel-
schiffweile, wie wir sie im Plane sehen,
 
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