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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 16.1898

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Nr. 3
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Schön, Theodor: Die Reutlinger Glockengießerfamilie Eger
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Das Altarkreuz
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https://doi.org/10.11588/diglit.15903#0031

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23

Nicolao Schenck (1466—1477 , quornodo
uero nemo potuit scire. Que per quendam
artificem de Rüttlingen addito ere non
modico herum susa est et benedicta per
abbatem Jodocum (Winkelhofer von Ulm) suc-
cessorem domni Nicolai f 1477—1480', suspensa
est modo in majori turre chori circa alias
campanas. (Staatsarchiv. >

Ein iveiieres Werk von Hans Eg er war
die 1884 zersprungene und nnigegvssene Glocke
der Pfarrkirche in Gönningen, OA. Tübingen,
welche eine Inschrift (2 Zeilen eckiger Minuskeln)
enthielt: f lvcas j niarcvs f wathevs f Jo-
hannes f genescingen zvo unser liebeil froiven
-s kerich f Hans eger glogensie. (ivohl ver-
lesen für glvgengi.) von rvitlingen gos inich
f MCCCC L XXX III iar. Der Mündnngs-
dnrchmesscr dieser Glocke >var 1,16 Meter, die
senkrechte Höhe 1,00 Meter ohne die Henkel-
krone, mit derselben 1,18 Meter. (K. Th. in
der „Schwab. Chronik" 1885, S. 1226.- Noch am
16. Febr. 1489 tvird Hans Egen des Glocken-
gießers Hans bei unserer Frauenkirche in Nent-
lingen erivähnt. (Kirchenpflegearchiv Nenilingen.)
Es ist eigenthiimlich, daß dieser Glockengießer
in den Urkunden stets Egen und ans den
Glockenntnschriften stets Eger heißt.

Die Werkstatt tvnrde fortgesetzt. Die größte
Glocke in Kirehentellinsfnrth hat folgende In-
schrift in golhischen Minuskeln:

me resonante pia populi memento maria
und gos NI ich Jos. Eger im 85. jar. (OA.-
Beschr. Tübingen, S. 409.)

Ans der größten Glocke in Melchingen 1 Hohen-
zolle n) findet sich die Aufschrift: Johannes.
Mathevs. Lvcas. Marcus. Iw Jar 1505 gos
wich Josef Eger. Nittlingen. (K. Th. Zingeler
und W. Fr. Laur, die Ban- .und Knnsldenkin.
in den hohenz. Landen, S. 22) und die Glocke
in Ningingen (Hohenzollern): NCCCCC und V
jar gos mich Josef Eger von Nitlingen. Letz-
tere hat 1,57 Bieter im Durchmesser (ebenda
S. 28). Endlich findet sich ans der größten
Glocke in Steinhofen in gothischen Minuskeln:
oben: Johannes. Matheus. Lvcas. Markus,
hl. CCCCC und XII jar. Deo gratias.

unten: alma virgo virginam intercedat pro
nobis ad suum dilectum filium, Goß mich
Joseph Eger von Nentlingen (ebenda S. 162).

Nach Gahler I, 605 erscheint noch 1527 Jo-
sef Eben (jedenfalls Lesefehler zu Egen) als
Glockengießer in Nentlingen.

Neben Josef Eger erscheint noch ein an-
derer Glockengießer in Nentlingen. Denn die
eine Glocke in Hagelloch, OA. Tübingen, hat die
Umschrift: i. h.s. M.C.CCCC nnd XI fahr gos
mich Hans eger von ritlingen (Oll.-Beschr.
Tübingen, S. 388).

Nach Beger, Nnrelcapitel S. 110 gaben Hans
Egen, Glockengießer, 'Matheus Zindel nnd
Hans Ln te r von Kusterdingen, Weingärtner 1521
der Hnrnbogenpfründe 1 Pfund ans ihrem Wein-
garten im Breithart.

Man kann also in Reutlingen Glockengießer
des Namens Eger unterscheiden: Hans Eger,
1444—1489, Josef Eger 1485 — 1527, Hans
Eger 1511 -1521. Bon 1444 bis 1527 ist

überhaupt diese Glockengießerfamilie in Nent-
lingen nachweisbar.

Es ist getviß kein Zufall, daß mit dem Jahre
1527 die Glockengießeifamilie Egen ans Rent-
lingen verschwindet. Am 9. Mai 1528 wurde
Nenilingen excommunicirt. (Gaylcr I, 328.)
Hans und Josef Eger mußten in Folge dessen
die Stadt verlassen, da schiverlich eine Kirche sie
als Bürger einer excommnnicirten Stadt mit
Aufträgen znm Guß von Glocken beauftragt hätte.
Dian vergesse hierbei nicht, daß 1528 in ganz
Württemberg die alte Kirche noch die herrschende
war. Von Aufträgen seitens der ivenigen Neichs-
stände, die sich von der alten Kirche losgesagt
hatten, konnten natürlich die Glockengießer nicht
leben. So verließen sie denn Nentlingen, wo sie
fast 8 Jahrzehnte gewirkt hatten. Weiß man
auch nicht, wohin sie sich geivandt haben, so er-
innern noch heute an diese drei alten Meister eine
Reihe von Glocken im Württemberger nnd Hohen-
zvllernschen Land.

Das Altarkreuz.

„Super altare collocetur Crux in medio“,
sagt die Rubrik des Missale nnd die Nnbricisten
geben auch den Grund dieser Vorschrift an; eS
soll nemlich das Bild des Gekreuzigten bei dem
unblutigen Opfer, welches auf dem Altare ge-
feiert wird, foivohl dem Priester als den an-
wesenden Gläubigen das Andenken an Christi
Leiden erneuern. Die Kirche beslimmt darum
weiter, daß dieses Kreuz das Bild des Gekreu-
zigten tragen müsse, daß es von anständiger
Größe sein nnd über die nebenstehenden Leuchter
emporragen solle und daß es endlich auch aus
solidem Materiale, ans Edelaietall oder tvenigstens
vergoldet oder versilbert nnd, wo dies nicht mög-
lich ist, von gutem Holz geschnitzt sei.

Wir können ans diesen allgemeinen Grund-
sätzen nachstehende Folgerungen ableiten: Zu-

nächst sei darauf hingewiesen, daß eine strenge
Vorschrift mit oben citirten Worten der Rubrik
ausgesprochen ist. Auf jedem Altar, ans dem
das heilige Meßopfer gefeiert wird, muß ein
Kreuz stehen und nur zwei Fälle gibt es, welche
eine Ausnahme gestatten, wie die Kirche weiter
erklärt hat. Wenn sich nemlich im Ansbane des
Altares, ein gemaltes oder ein geschnitztes Kru-
zifix ohnehin als Hanptbild befindet, so bedarf
es eine § zweiten Kreuzes auf dem A ltartische
nicht; das Kreuz kann sodann auch jedesmal ent-
fernt werden, wenn das Allerheiligste ansgesetzt
wird.

Tiefe zivei Ansnahmsfälle also abgerechnet,
ist das Kreuz ein tvesentlicher Bestandtheil des
Altares. Als solchem nun gebührt demselben
auch eine angemessene Aufmerksamkeit. Nicht
das nächstbeste Kreuz, das etwa in ein Wohn-
zimmer gut genug ist, darf ans den Altar gestellt
i werden, sondern wenn es schon wegen Mangels
) an Mitteln nicht ans kostbarem Materiale sein
> kann, so soll es doch immer ans gutem Stoffe
! sein, sei es nun Metall oder Holz; es soll schön
bearbeitet und namentlich das Christnsbild soll
j nicht, wie es leider vorkommt, eine Caricatnr,
! sondern eine anständige, ideale Arbeit sein, Ivel-
 
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