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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 16.1898

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Nr. 4
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Probst, Josef: Ueber die Existenzberechtigung des Meisters Fr. Schramm
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https://doi.org/10.11588/diglit.15903#0034

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Vertraute unter vier Augen, sei es münd-
tich oder brieflich geschehen. Auch auf
ben Mangel an Abbildungen und auf das
Fehlen eines Registers konnte hingewiesen
worden sein und Dnrsch beeilte sich, durch
Hinznfügnng des Nachtrages sein Buch
brauchbarer zu machen. Und dasselbe ist
wirklich brauchbarer geworden. Sein
Ueberblick über die in Württemberg selbst
vorhandenen mittelalterlichen Monumente
war im Jahre 1856, in welchem sein
Nachtrag erschien, keineswegs eine über-
slüssige, sondern eine recht willkommene
Arbeit. Wenn je irgend eine Versamm-
lung an irgend einem Ort auf ihn einen
Einfluß gehabt haben füllte, fo war es
ein fehr günstiger Einfluß und jeder, der
d a m a l s s ch o n sich mit der Kunstgeschichte
des engeren Vaterlandes beschäftigte, wird
Dnrsch für feine Mittheilungen recht dank-
bar fein, wenn es ihm auch nicht möglich
war, feiner Zeit in allweg voranszneilen!

Wenn nun aber der Verfasser des
Artikels wirklich in der Lage war, Dhat-
sächlich es über den ungünstigen oder
günstigen Einfluß irgend einer Versamm-
lung ans Dnrsch mitzutheilen, sei es als
Angen- oder Ohrenzenge oder auf Grund
solider Nachrichten, so hätte er hier ein-
setzen müssen.

Statt dessen aber kommen gerade hier die
fatalen Wendungen vor: „wäre es nicht
denkbar, daß ic.“ ferner: „dieses Datum
könnte uns einen Fingerzeig geben rc.",
oder: „dort wurde ohne Zweifel die In-
schrift geschmiedet rc." (S. 189.) Jeder-
mann fühlt, daß Resultate, die durch solche
Argumente errungen werden wollen, nicht
auf festen Füßen stehen.

Früher hat der Verfasser des citirten
Artikels einen Werth darauf gelegt, daß
der Ausdruck Dafel rc. für einen Altar-
fchrein gebraucht werde und dies als ein
Zeichen der lluächtheit anfgefaßt, was er
jedoch jetzt selbst als tibereilt znrückuimmt,
wenn er auch noch daran festhalteu will,
daß solche Ausdrücke in Inschriften
nicht Vorkommen können, worauf wir so-
gleich eingehen.

3. Der Verfasser scheint auch jetzt noch
die Behauptung aufrecht erhalten zu wollen,
daß bei Altarinfchriften immer nur ein
Meister iufchriftlich aufgeführt werde,
daß somit die Nachricht bei Dnrsch nicht

richtig fein könne. Wir bemerken dagegen:
eine Antwort wurde darauf schon von
H. Dr. Schröder im „Archiv" (1896,
S. 54) gegeben, wornach Michael Er-
hardt, Bildhauer, und Hans Holbein,
Maler, an dem aus Kloster Weingarten
stammenden Altar, jetzt in Augsburg, zu-
sammen genannt sind. Ferner ist in dem
Werk von Münzenberger, fortgesetzt von
Beiffel (Lieferung XII, S. 78), ange-
führt : Die Altarinschrist zu I n g o l st a d t
15 70: Meister Hansen W i s r e u t e r, Kist-
ler, und Meister Hansen M u e l i ch, Maler;
ferner nach Paulus: Kunst- und Alter-
thnmsdenkmale, W. I., S. 178, befindet
sich an einem Chorgestühl in Esslingen
1518 die Inschrift: Hans Wech und
Antonius Buol, Schreiner zu Esslingen
und Meister des Werks. Ferner gibt an:
Klemm in den „Ulmer Münsterblättern"
1883, S. 174: „Als ein nicht anher er-
haltenes Werk Hans Schühlins ist zu
nennen die Altartafel, die 1474 dem Al-
brecht Rebmann, Maler von Nürnberg
und feinem Schwager Haus S ch ü h l e i u
für den Chor der Martinskirche in Rotteu-
bnrg a. N. zu fassen um 425 Gulden
verdingt worden".

Diese letztere Nachricht ist allerdings
nicht als Inschrift bezeichnet; allein was
sollte entgegenstehen, das auch in der In-
schrift zum Ausdruck zu bringen, was
thatfächlich und wirklich bestand? So viel
steht fest, daß für die Inschriften an mittel-
alterlichen Altären, Chorstühlen rc. eine
fertige Formel, ein fester Kanon nicht
bestand. Alan lese nur die Inschrift an
dem Tiefenbronner Altar 1431 von Lukas
Moser und man wird überzeugt fein, daß
selbst der Ausdruck für ganz subjektive
Gefühle nicht ausgeschlossen wurde. Von
jenen Inschriften, ivelche mehr als einen
Namen enthalten, wäre nur zu wünschen,
daß dieselben häufiger wären! Da auch
zur Zeit des Bestandes der mittelalterlichen
Werkstätten ohne Zweifel vielfach eine
Arbeitstheilung bestand, so würde man da-
durch einen viel vollständigeren Einblick
in die Art und Weife der Kunstnbnng
jener Zeit gewinnen können.

4. Wenn sodann der Verfasser des ci-
tirten Artikels auch jetzt noch einen Werth
darauf legt, daß der Name Schramm in
jener Zeit (um 1480) gar nicht vorkomme,
 
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