Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 16.1898

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Mayer, Franz Xaver: Reste von Malereien in Comburg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15903#0037

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Unter den Gewölberippen uitb Kon-
solen sind Karyatiden gemalt, wie auch
das Gewölbe Arabesken und kleine Fi-
gürchen zeigt (welche italienische Anklänge
verrathen).

Im Durchgang durch das Archiv war
das Tonnengewölbe mit Rhomben in
verschiedenen Tönen verziert, aber bis aus
einen kleinen Rest in unserer Zeit über-
tiincht. Weiter waren unter Reustetter die
Außenwände folgender Gebäude mit Or-
namenten bemalt, wovon noch Reste er-
halten sind: der Adelmanns bau war
an der Vorderfront mit architektonischer
Fassadenmalerei geschmückt von Maler
Violl aus Konstanz 1566—1569, erhalten
sind noch Reste unter dem Dachgesims und
unter den Fenstern. Die Michaels-
kapelle über dem. dritten romanischen
Thorgebände war außerhalb unb innerhalb
mit Ornamenten verziert, wie noch einige
Reste zeigen; die alte Decanai, welche
an dieses Thor nach Westen anstüßt imb
wie die Kapelle das Wappen Reustetters
in Stein trägt; die frühere Pro pst ei,
welche nach Süden an das dritte Thor
angebaut ist mit dein schönen Renaissance-
portal und den Wappen Combnrgs und
Reustetters; besonders zeigt noch Spuren
von Ornamenten der stidlichste Theil: der
Guttenbergbau. Auch der Hof zwi-
schen dem zweiten und dritten Thor, ein
Viereck, war, wie aus den Spuren zu
schließen, beinalt, beim heute noch sieht
man ein wenig von dem blauen Grund,
Maeander und Quadrate von den alten
Gemälden, von welchen der Inhalt der
Darstellung ans uns überliefert wurde.
Zwischen dem romanischen Bilderrahmen
in Stein mit Laub- und Schachbrettorna-
ment war nemlich ein Freskogemälde:
eilt thronender Christus und zu jeder Seite
ein knieender Heiliger; über den Bildern
waren Spruchlieder, deren Inschriften man
aber schon 184t» (nach Schönhuth, Burgen,
Klöster, Kirchen und Kapellen Württem-
bergs) nicht mehr entziffern konnte. In
der folgenden Zeit sei die ganze Bild-
släche übertüncht worden. An dem gegen-
überliegenden zweiten Thore sind ebenfalls
Spuren von Gemälden in runden Rahmen
erkennbar.

Der romanische Kreuz gang mit
einfachen Arkadenbögen war ebenfalls be-

malt und zwar der nördliche Theil am
Adelmannsban nach der Apocalypse; zu
erkennen ist noch der Drache mit sieben
Häuptern (13, 1 ff.), Darbringung der
Schalen mit Ranchwerk (5, 8), Anbetung
des Lammes (14, 1—5); ein kleines Lamm,
die Brustbilder und gefalteten Hände der
Betenden sind noch sichtbar. Im süd-
lichen Theil des Kreuzganges, am großen
Vikarienbau, ist noch erkennbar ein Wappen-
Helm am Eingang in die Schenkenkapelle
neben der Ricolaus-Statue, dann vielleicht
ein kleiner Rest von einer Kreuzigung,
sodann Kreuzabnahme (zwei Männer mit
nackten Armen und Füßen uitb ein Theil
vom Leichnam Christi), Grablegung und
wohl die Grabwache, wie aus den Ster-
nen am blauen Himmelsgewölbe zu er-
schließen. (Diese Bilder sollen italienische
Anklänge ausweisen.) In der südwest-
lichen Ecke (der westliche Theil des Kreuz-
gangs mit der ältesten Kapelle Combnrgs:
der Bartholomäus-, späteren Marienkapelle
mit dem Bibliotheksaal wurde 1829 ab-
gebrochen) sind Takelwerk, Schiff und
Hafen kaum zu unterscheiden. Die Aehn-
lichkeit der Ornamente an den Gebäuden
mit denen am Adelmannsban weist auf
den Meister Violl als den ausführenden
Künstler hin. Wie farbenreich muß da-
mals unter Reustetter Comburg ausge-
sehen haben, da fast alle Gebäude ans
seiner Zeit bemalt waren! Welchen »Auf-
schwung und Wohlstand muß das Stift
unter ihm wieder erlangt haben, da solche
Pracht auf die Gebäude verwendet wurde,
die unter dem genannten Decan hergestellt
wurden! Dazu kommt, die Anschaffung
und Vermehrung der großen, werthvollen
Bibliothek unter ihm. Mit Recht wurde
Reustetter ans Dankbarkeit unter die
„Stifter" Comburg's gezählt.

IV.

Ans der späteren Zeit sind an Wand-
gemälden noch erhalten die Wappen im
Veotibulum der Abtei. An der Ost-
wand desselben befindet sich mit der Iahr-
zahl 1722 in der Mitte das Wappen dee-
„Iohann Philipp Franz von gottes gnaden
Bischofs zu Würzburg und Hertzog zu
Franken", von Schönborn, slankirt von
Schilden mit den fränkischen Spitzen und
der Würzburger Fahne. Daran schließen
 
Annotationen