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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 16.1898

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Nr. 5
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Schöninger, Artur: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15903#0041

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Archiv für christliche Nunst.

Organ des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Kauft.

Herausgeaebeu und rediairt von jdfarrer Detzel in St. cLhristiiia-Raveiisbiirg.

Verlag des Rottenburger Diözesnil-Kniistvereiiis,
für denselben: der Vorstand jdsarrer Vetzel in St. Lbristina-Ravensbnrg.


Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für M. 2.05 durch die lviirtteinbergcschen (M. l.90
im Stuttgarter Bestellbezirk), M. 2,20 durch die bayerischen und die Reichsyostanstalten,
fl, 1.27 in Oesterreich, Frcs. 3,40 in der Schlveiz zn beziehen. Bestellungen werden rOnO
auch angenommen von allen Buchhandlungen solvie gegen Einsendung des Betrags direkt LOWO,
von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbansstraße 94, zum
Preise von Bk. 2,05 halbjährlich.

Lin Gang durch restaurirte Kirchen.

Fortgesetzt voil Pfr. Schöning er in Bavendorf.

Wenn uns die Aufgabe zu Theil wurde,
den Gang durch restaurirte Kirchen, wie
er tit den drei letzten Jahrgängen des
„Archivs" (1895 Nr. 3, 4, 5 und 7;
1896 Nr. 10 und 11; 1897 Nr. 3) ge-
macht wurde, fortzusetzen, so wird man
es billig finden, daß mir zuerst diejenige
Kirche betreten, welche uns mit nächsten
liegt und das ist

8. Bavendorf bei Ravensburg.

Hier an seiner eigenen Pfarrkirche be-
gann der Verfasser dieses die Verschöne-
rungsarbeit, einem Wunsche seiner Pfarr-
angehörigen entsprechend, mit einen:
T h u rm b a u. Die Pfarrkirche zu Baven-
dorf hatte einst den Ruhm, wie ein witziger
Bauer bemerkte, die höchste Kirche weitum
zu sein und warum? Weil die Kirche
höher war, als der Kirchthurm, was sonst
nicht vorzukommen pflegt. Unter dein
ersten Pfarrer von Bavendorf, Melchior
Rofenlächer, wurde der Thurm int Jahre
1842 merklich erhöht und zwar in der
nüchternen Weise jener Zeit. Das Mauer-
merk aber wurde gttt und solid hergestellt
von einem ländlichen Baunteister. Der
Thurnt erhielt als Bedachung einen vier-
seitigen, eingeschweiften, niedrigen Spitz-
helm, der etwas an den obersten Abschluß
der Weissenauer Thürnte erinnerte und
ein getreues Abbild in Berg bei Friedrichs-
Hafen hat. Das Zimmerwerk dieser son-
derbaren Kappe war nach und nach morsch
geworden, so daß vorgenommene Repa-
raturen nicht mehr recht anschlugen und
kein Nagel mehr halten wollte. Deßhalb
gieng man schon seit Jahren mit dein
Gedanken um, einen neuen Heliu aufsetzen
zu lassen und es lag auch ein Plan vor.

welchen mein Vorgänger, H. Pfr. Busl,
fertigen ließ, und nach welchent ein schlanker
achtseitiger Helm über vier Giebeln sich
erheben sollte. Allein inan gieng nicht
gern an die Arbeit, denn sie stellte ziem-
lich hohe Aitforderungen an die Finanz-
kräfte der Pfarrgemeinde, welche bescheiden
genug waren. Dreißig Jahre vorher war
die Kirche erweitert worden und kauut tvar
der letzte Rest einer Orgelschuld getilgt,
die Kirchenpflege selbst aber hat nur ein
ganz bescheidenes Vermögen. Deßwegen
mußte der ueue Pfarrer aufs Betteln sich
verlegen. Das Betteln ist keine angenehme
Sache, doch erfährt man dabei nebelt
ntanchen Enttäuschungen auch utanche freu-
dige Ueberrafchung. Es wurden von deit
Pfarrangehörigen namhafte Beiträge zu-
gesichert, vom Kircheitstiftungsrath eilte be-
scheidene Umlage in Aussicht genonrnten
und so war die nothwendigste Basis vor-
handen, daß es nachher nicht heißen sollte,
volens turrim aedificare, non potuit
consummare.

Nach dein tut Auftrag des Stiftungsraths
Architekt Endes den Thurnt genau ver-
messen und untersucht und darauf hin
einen neuen Entwurf int roinanischen Stil
vorgelegt hatte, nachdem die Genehmigung
des hochwürdigsten Bischöflichen Ordina-
riats erlangt und von Oberamts wegen
kein baupolizeiliches Hinderniß vermerkt
war, wurde ausgangs August 1895 mit
dein Abbruch des Daches und obersten
Gesimses des Thurmes begonnen und zu-
gleich ein gewaltiges Gerüst erstellt, eine
Arbeit, die mit großen Schwierigkeiten
wegen der ungünstigen Raumverhältnisse
int Gottesacker verbunden war und von
den Ziminerleuten halsbrecherische Seil-
tänzerkunststücke verlangte, wie ich sie einst
auf dein Gerüst des Ulmer Münsters von
 
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