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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 16.1898

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Nr. 6
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Kümmel, Konrad: Die kirchlichen Metallarbeiten, [1]: eine systematische Darstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15903#0055
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47

speziell aus unserem Laude, aufgeführt
werden, wobei sich theils auf schon früher
im „Archiv" mitgetheilte Illustrationen be-
rufeu werden kann, theils andere beson-
ders bedeutungsvolle Stücke erst zur Ab-
bildung kommen sollen. Für denjenigen,
welcher etwa tu der Technik sich weiter
unterrichten will, sollen ztlvt Schlüsse noch
literarische Notizen gegeben werden.

Es ist ein zientlich weiter Gang, den
wir durch das ganze einschlägige Gebiet
vornehnteti, aber es darf die Versicherung
gegeben werden, daß derselbe des Interes-
santen sehr viel bietet, weit mehr, als im
ersten Augenblick etwa verntnthet wird;
im übrigen aber handelt es sich ja hie-
bei um das Heiligthum des Herrn, und
Zwar nicht bloß nur seinen Schmuck, sondern
vielfach um seine edelsten und nothwendig-
sten Bestandtheile für die Feier des Gottes-
dienstes. Und hieritt eine angemessene
Kenntniß sich anzueignen, pjemt sich gewiß
für jeden, welcher täglich die heiligett Ge-
fäße in beit Handelt 51t halten berufen ist.

S. Das Material der Metall-
arb eiten.

Das ftnb einmal die verschiedenen in Be-
tracht kommenden Metalle und sodanlt
ihre L e g i r rt n g e n, d. h. die durch Mischung
derselben neu erstandenen Metallgebilde.
Zunächst haben wir die erftereit, die reinen
Metalle feinten zu lernen, dann die durch
Mischung hervorgebrachten sekundären Me-
talle, um diesen Ausdruck zu brauchen.
Selbstverständlich führeit wir nicht die
sämmttichen Aietalle hier ans, sondern
nur diejenigen, welche für kirchliche Ge-
räthschaften und Gesäße regelmäßig zur
Verwendung kommen: ebenso soll es mit
den Legirnngeu gehalten iverden.

J. Die reinen Metalle.

Für unsere Zwecke genügt es, sie ein-
fach zu charakterisireu als „unedle" und
„edle" Metalle. Von den ersteren komnteu
in Betracht: das Eisen, das Blei, das
Zink, das Zinn, das Kupfer, das Alunti-
niunt, das 'Nickel. Die edlen Nietalle sind
Silber, Platin und Gold.

1. Das Eisen ist ausgezeichnet durch
hohe Festigkeit, bedeutende Zähigkeit und
große Bearbeitnngsfähigkeit, sowohl für
den Guß, wie für die Bearbeitung durch
beit Hammer in der Schmiede, durch Walzen

(zu Blechen) und für das Zusammen-
schweißen. Hierin kommt es vor allen an-
dern Aietallen und hat die weitaus größte
volksnürthschaftliche Bedeutung. Das Eisen
hat ein spezifisches Gewicht von 7,8, eine
Tragfestigkeit von 36 Kilogramm auf 1
Quadrat-Millimeter und schmilzt erst etwa
bei ca. 1500 Grad Celsius. Der wichtigste
Begleiter des Eisens ist der Kohlenstoß.
Das sogenannte Roh- oder Gußeisen enthält
über 2°0 Kohlenstoß, das schmiedbare
Eisen iveniger. Letzteres theilt sich wieder in
das eigentliche Schmied(Stab-)eisen (mit
weniger als V2 °/0 Kohlenstoff) und in
den Stahl (mit über \2 0'o). Das
Eisen ist das billigste Metall ans der Erde;
1000 Kilo schmiedbares Eisen kosten ca.
65—75 Mark; natürlich schwankt der
Preis unter den verschiedenen einmirkenden
Umständen. Das jährlich im Durchschnitt
gewonnene und verwendete Eisen beträgt
ca. 30 Millionen Tonnen, dem Gewicht
nach das 20 fache der sämmtlichen übrigen
Metalle, dent Preis nach das anderthalb-
fache derselben, Silber und Gold einge-
schlossen. Die einzige üble Eigenschaft
des Eisens ist die, daß es gegen chemische
Einwirkungen nicht sehr widerstandsfähig
ist. Die Einflüsse der Witterung und der
Säuren wirken zerstörend auf das Eisen.
Es rostet leicht und gerne, und das ist
seine Krankheit und sein Tod. Deßhalb
muß daS Eisen gegen solche Einflüsse ge-
schlitzt werden. Das geschieht in der Regel
durch den Anstrich mit Oelfarbe. Hier-
über später, wenn wir alt die Arbeiten
zum Schutz und zur Verschönerung der
Metalllverke kommen. Das Eisen fand
und findet reiche Verwendung ztt kirch-
lichen Zwecken. Abgesehen vott der eigent-
lich baulichen Verwendung desselben (es
gibt ja ganze Dachstühle aus Eisen, vgl.
den des Ulmer Münsters) kommt das
Eiselt zur Verwendung vont Kreuze ans
dent Thurute bis zunt Kreuze ans manchem
Grabe, zu Beschlägen der Thüren, zu
Wand- und Leuchterarmen, zu Gestellen
für die Osterkerze, für das Tauf- und
Weihwasserbecken, für die Sakristeiglocke,
zu Gitterthüreit und Gittern bei Umfassung
des Kirchplatzes, Gottesackers, 51t Fenster-
gittern alt Sakristeien u. s. w. Jit frühe-
ren Zeitelt kam zu all' diesen Diltgeit nur die
S ch m i e d e arbeik iit Betracht, heute kommt
 
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