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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 16.1898

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Nr. 7
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Kümmel, Konrad: Die kirchlichen Metallarbeiten, [2]: eine systematische Darstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15903#0067

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erst die grüne Schicht. Aus eigentlichem
Kupfer werden nicht sehr viele Gegenstände
hergestellt, da es ziemlich weich nitb deshalb
der Abnutzung oder unbeabsichtigten Form-
veränderung unterworfen ist. Aus den
genannten Eigenschaften ergiebt sich, daß
das Hupfer das Hanptmetall für die
Hamm erb earb ei tun g ist. Während
Zinn und Zink besonders für den Guß
in Betracht kommen, liefert das Kupfer
die edleren Bleche für die Arbeiten des
Treibens von ben einfachsten bis zu den
höchsten künstlichen Gebilden und für die
Maschinenbearbeitnngen (Drücken, Stanzen,
Prägen u. f. w.). Nur das Silber- und
Goldblech sind noch dehnbarer. Früher, da
man das billigere Messing noch nicht
kannte, wurden alle derartigen Arbeiten,
z. B. Monstranz- und Kelchtheile, Leuchter,
getriebene Statuen u. s. w. u. s. w. aus
Kupfer hergestellt; in neuerer Zeit wird
es selten mehr ganz rein verwendet, eben
weil es ziemlich hoch im Preise steht.
Zum Guß ist das reine Kupfer schlecht
geeignet, da es Blasen zieht und dadurch
mir mangelhafte Güsse erzielt. Indessen
tritt die ganze Bedeutung des Kupfers erst
zu Tage bei den Legirungen. Hier
zeigt sich, daß dieses uralte Metall eigent-
lich die erste und bedeutendste Rolle ge-
spielt hat in der Metallurgie, wenn man
von dem materiellen Werthe der Gold-
und Silbersachen absieht. Nicht umsonst
zählt das Kupfer zur „Silbergruppe" der
Metalle. Das Wort „Bronce" oder „Erz"
birgt ein Stück der Kulturgeschichte von
Jahrtausenden in sich; aber die Seele der
alten Bronce wie der neuen Messingarten
ist nichts anderes als das Kupfer gewesen.
Das andere sehen wir bei den Legirungen.

5. Das Zinn ist ein weit edleres
Metall als das Zink. Seine Farbe ist
schön weiß, fast silberähnlich; seine Eigen-
schaften find hervorragend. Es besitzt eine
bedeutende Widerstandsfähigkeit gegen die
Einflüsse der Luft, des Wassers, verschie-
dener Nahrungsmittel und ist leicht zu ver-
arbeiten sowohl für den Guß als in unge-
fchmolzenem Zustande. Es schmilzt schon
bei 230 0; — die mindeste Schmelztempera-
tur aller reinen Metalle, die wir hier be-
handeln —• und ist das weichste Metall
nach dem Blei. Durch Walzen kann es
zu sehr dünnen Blättchen verdünnt werden;

8 —

das sind die Stanniolblättchen, welche
zum Einhüllen verschiedener Gegenstände
dienen (Stanniol von Stagnum). Diese
Eigenschaften würden das Zinn wohl zu
dem meistverwendeten Metall unter Eisen
und Kupfer machen — wenn es nicht zu
theuer wäre. Es kostet nämlich ca. 20mal
mehr als das Eisen und 1112 bis doppelt so-
viel wie das Kupfer. Der Preis datirt theils
daher, daß es nicht in gediegenem Zustand
vorkommt, sondern durch verschiedene Mani-
pulationen aus seinem Erz, dem „Zinn-
stein" (im sog. Seifengebirg) dargestellt
werden muß und daß es sich überhaupt
nicht so reichlich findet, wie die beiden an-
deren Metalle. Die Verwendung des Zinns
zu Gefässen und Geräthen ist bekannt und
berühmt; alle Arten von Geschirren wurden
aus ihm besonders in früheren Zeiten ge-
fertigt. In den Sakristeien hat es viel-
fache Verwendung gefunden. Leuchter,
Altarkännchen fammt Tellern, Taufkannen
und -Becken, sonstige Teller für bestimmte
Ceremonien wurden und werden ans Zinn
gefertigt; und besonders wurde es auch
viel verwendet für die Lavabobecken und
-Gefäße. Auch die heiligen Oele für die
Dekanate werden vielfach in Zinngesässen
aufbewahrt und transportirt, ferner wur-
den früher oftmals Hostienbüchfen aus
diesem Metall hergestellt. Indessen wird
sich bei keinem alten und neuen Zinnge-
fäße dies Metall ganz rein finden, sondern
es ist immer mit etwas Blei legirt, welches,
obgleich es selber noch weicher ist als Zinn,
durch seinen Zusatz das Zinn härter macht.
Da aber ein zu großer Bleizusatz das
Zinn giftgefährlich machen könnte, beson-
ders wenn bestimmte Säuren daran kämen,
so ist reichsgesetzlich vorgefchrieben, daß
nicht mehr als 10 °/o Blei zu gesetzt werden
darf für Zinngefäße, die zu Eß- und Trink-
gefäßen dienen sollen. Bei anderen Gegen-
ständen kann der Bleizusatz bis zur Hälfte
der gestimmten Metallmischuug weiter-
gehen, z. B. bei Leuchtern. Außer der
Verwendung zu massiven Gegenständen
findet das Zinn sehr häufig Verwerthnng
zum Verzinnen von Kupfer- oder Eisen-
gegenständen, z. V. von kupfernen Weih-
waßerbecken im Innern (wegen des Salz-
gehaltes) , Taufgefässen u. dgl. Das
gewöhnliche Blech (Weißblech) ist nichts
anderes als verzinntes Eisenblech. In
 
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