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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 16.1898

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Nr. 8
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Kümmel, Konrad: Die kirchlichen Metallarbeiten, [3]: eine systematische Darstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15903#0080

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— 70

ausnahmslos aus reichsgestempeltem Silber
hergestellt sind. Silbergeräth bleibt uitb hält
sich durch Jahrhunderte, so mit Metall-
iverth, wie in seinem Aussehen und bedarf
sehr wenig der Pflege; aber Gefässe bezw.
einzelne Theile derselben aus bloß ver-
silbertem Kupfer oder Messing, oder aus
solchem Guß verlieren verhältnismäßig rasch
Farbe und Schönheit, bedürfen immer
wieder der Reparaturen und Neuversilbe-
rungen, orpdiren und machen, besonders
die Gußstücke, nichts weniger als einen
kunsthandwerksartigen Eindruck. In dieser
Beziehung hat man in den älteren Zeiten
einen viel höheren Maßstab angelegt, als
es heute geschieht. Den Höhepunkt er-
reichte die Silberzeit in den Kircheuaus-
stattuugeu int vorletzten und letzten Jahr-
hundert, in der so verschrieenen Barock-
und Rokokozeit; wir werden int letzten
Abschnitt hierüber noch einiges mittheilen.
Es darf übrigens nicht verschwiegen wer-
den, daß in neuester Zeit auch hierin sich
der Geschmack wieder verfeinert hat und
daß mehr in Silber bestellt wird als noch
vor ca. 20—25 Jahren, was allerdings
auch in etwas mit dein Sinken des Metall-
preises zusammenhängt. Wir möchten
bei dieseut Anlasse aber besonders das aus
Herz legen, daß doch für eine allmühlige
Silberausstattuug im Notwendigsten in
jeder Kirche Sorge getragen werde. In
wie vielen bürgerlichen Häusern hat inan
schon auf die Familienfeste einige oder
inehrere Silbergerüthe; in zahlreichen
Häusern ist der „Silberkasten" reich ge-
flillt und in hunderten prangen Tafel-
aufsätze, Teller, Pokale, Schalen, Leuchter
ii. s. in. von gediegenem Silber aus
dem Festtisch. Sollte da nicht auch für
den Tisch des Heiligthums etwas übrig
bleiben? Unseres Erachtens sollte es nicht
allzu schwer fallen, gerade für diese Dinge
Stifter zu finden, welche theils direkt
durch Bestellung, theils indirekt durch
Schenkung von ächten Silbergegenständen,
behufs Eiuschmelzung und Neuveriverthuug
zu heiligen Gefäßen beitragen und dadurch
der Kirche einen auf undenkliche Zeiten
hinein bleibenden werthvolleu Schatz ver-
machen.

10. Das Gold.

Es wird fast immer gediegen gefunden,
woher es auch kommt, daß es schon seit

dein höchsten Alterthum bekannt und als
Werthmesser gegolten hat. Die satte,
glänzende Prunkfarbe des Goldes ist be-
kannt; dazu kommt seine totale Uuver-
änderlichkeit an der Luft, so daß es nach
Jahrtausenden noch denselben Glanz, die-
selbe Farbe hat, — vergleiche die in den
ältesten griechischen und anderen Gräbern
gemachten Goldfuude oder auch die Gold-
reifen u. s. w. in der Stuttgarter Alter-
thumsfammlung aus altdeutschen Grab-
hügeln. Das Gold ist das dehnbarste
aller Metalle, also auch dehnbarer als
Silber, vgl. die Goldblättchen, die zum
licht Vergolden für Bildhauer, Buchbinder,
Maler u. s. w. dienen und so dünn sind,
daß sie auch (grünes) Licht durchlasseu,
ebenso die feinsten Golddrähte zu Fransen
u. dergl. Man bekommt einen Begriff
von der Dehnbarkeit des Goldes, wenn
man erfährt, daß ein solches Goldblättchen
feinster Art den achttausendsten Theil
eines Millimeters Dicke hat; ein Buch von
80 000 solcher Goldblättchen wäre also
nicht dicker als einen Centimeter; das ist
fast die doppelte Verdlinnung der Silber-
blättchen. Ein Gramm Gold kann zu
einem Draht von 2500 Meter Länge ge-
zogen werden. Das spezifische Gewicht
des Goldes ist ca. 19,3; es ist mit Aus-
nahme des Platins das schwerste Metall;
es schmilzt erst bei Weißgluth (ca. 1045 o CJ.

Da das Gold noch weicher ist, als das
Silber, so wird es selbstverständlich (mit
Ausnahme der Herstellung des Blattgoldes)
wohl nie ganz rein verwendet, sondern
muß, um vor allzu rascher Abnützung ge-
schlitzt zu sein, ebenso wie jenes gehärtet
werden. Das geschieht durch Beimischung
von Kupfer, manchnral durch einen weite-
ren Zusatz von Silber. Alle Goldmünzen,
Goldschinucksachen u. s. w. sind mit Kupfer
legirt. Natürlich verändert sich der Metall-
werth ganz erheblich durch den betreffenden
Knpserznsatz und es waren hier gesetzliche
Normen zur Verhütung des Betrugs nötig.
Früher rechnete man nach Karaten. Da-
bei war der Maßstab: 24 Karat Gold
ist gediegenes, völlig unvermischtes Fein-
gold. Demnach enthielt 6 karätige Waare
ein Drittel Gold und zwei Drittel Kupfer
und das gewöhnliche 14karätige Gold
ist also gegen 60 Prozent goldhaltig.

Nicht sehr viele Kirchen werden in der
 
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