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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 16.1898

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Nr. 9
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Kümmel, Konrad: Die kirchlichen Metallarbeiten, [4]: eine systematische Darstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15903#0098

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wesentliche Zusätze kommen in Betracht.
Daß das Silber einen wesentlichen Ein-
fluß auf die Schönheit des Tones habe,
bestreiten die Techniker heute, ebenso wie
sie bestreiten, daß es Glocken gebe, welche
größere Mischungen von Silber ent-
halten. Den vollsten und schönsten Klang
ergibt die Mischung von 20—22 °'o Zinn
und 78—80°/n Kupfer. Auch für kleinere
Halls-, Altarglocken und Klingeln er-
gibt der Zilsatz voll 22°/o Zinn den
b ö ch st e li Toll. Silberhell klülgell k l e i ll e
Glocken voll 40—41 °/o Kupfer und 60
bis 58°/o Zinn; sie haben auch fast weiße
Farbe, während die Farbe der eigentlichen
Glockenbronce ein eigenthnmliches Grau-
weiß ist, das sich erst int Lause der Zeit
allmählig verdunkelt. Daß es bei der
Herstellung des Tones wie des Klanges
aber nicht blos auf die Mischung der
beiden Metalle nnfontmt, sondern ebenso
sehr nllf die F o r nt der Glocke, die Dicke
ihrer Wandung, das Verhältliiß der Höhe
zum Durchmesser n. s. w., das ist bekannt.
Bei der öfteren Verschmelzung der Glocken
ist das Desorpdirungsverfahren des Me-
talls zu empfehlell, da sonst durch das in
der Legirnng aufgelöste Oxyd der Ton
leer mtb unschön wird.

e) DieKunstbronce für Herstellung
größerer monumentaler Werke, Erzthüren,
Grabplatten, Statuen u. s. w. Die alt-
griechische Bronce bestand blos aus Kupfer
ulld Zinll, letzteres manchnral etwas nttt
Blei versetzt; die altrömischen haben statt
des letzterell eineit Zusatz von Zink zum
Zülll; aber tntnter enthalten sie zwischen
80 und 90°/o Kupfer. Die Brome des
Mittelalters hat verschiedene Mischungen,
bis zu 94 °/o Kupfer. Die eigentliche
Kunstbronce zll öffentlichen Denklnäleril
n. s. w. hat gegenwärtig ungefähr einen
Gehalt voll 86—88 °/o Kupfer, 6 °/o Zilln,
3°/o Zillk und 3 °/0 Blei. Nach Krupp
eignen sich Mischungen voll 66—85 °/o
Kllpfer mit einem bedeutenden Zink- nnb
geringen Zinngehalt sehr gut. Eill wesent-
liches Merkmal der Kunstbroncen ist der
aeru§o nodilig, der Edelrost oder die
Patina, welche sich int Laufe der Jahre
nllf bent öffentlich ausgestellten und beit
Witterungsverhültnissen ausgesetzten Denk-
male ausetzt. Es ist dies zunächst eure
schöne braune Grundfarbe anf dem Me-

tall, welche gleichsam die erste, schützende
Oxyddecke ist nnb darauf die eigentliche
Patina, der leuchtelid grülle Ueberzllg,
welcher llichts anderes ist, als eine ckllala-
ch itschicht. Sie trägt nicht wenig dazu
bei, die Umrisse nnb Details der Figuren
klar lind plastisch heraustreten zu lassen.
Alan sehe mit’ einmal eine alte Bronce-
statue in dem unbeschreiblich feinen Kleid
des grünen Edelrostes, und mau wird
beit Eindruck nie vergessen, welchen dieselbe
macht. In ähnlicher Weise wie die stark
kupferhaltige Bronce oxydirt selbstverständ-
lich das reine, bezw. nur wenig legirte
Kupfer, das z. B. zur Deckung von Kup-
peln, Thurm- und anderen Dächern ver-
wendet wird. Die Münchener Theatiner-
kirche ist eines der schönsten Beispiele
hiefür in Deutschland; in Italien findet
man zahlreiche herrliche Kuppeln im Grün
der Patina leuchten. Leider sind indessen
die Luftverhältnisse unserer Großstädte der
Bildung des Edelrostes nichts weniger
als günstig. Durch die ans den Kanälen
dringenden schwefelhaltigen Ausdünstungen,
durch den massenhaften Consnm von Stein-
kohlen in den Städten und durch Staub
und Ruß entsteht auf den öffentlichen
Broncedenkmälern eine schwarze Schicht,
welche sie geradezu entstellt und häßlich
macht.

In unserer Zeit wird es kaum je Vor-
kommen, daß ein Broncegnßwerk in einer
Kirche Verwendung findet, — aus begreif-
lichen Gründen, dagegen sollte mit um
so größerer Sorgfalt gehütet werden, was
an alten Stücken sich da und dort noch
findet, z. B. Broncethüren, Epitaphien,
Aussätze auf Taufsteinen, Reliefs, Figuren,
Leuchter, Cruzisire, Sakristeischmnck u. s. w.
Solche Werke haben einen erheblichen
Werth.

Damit sind wir nun bereits im Ueber-
gange von der e i g e n t l i ch e n B r o n c e,
d. h. von den Kupfer - Z i n n - Legirnngen,
zu den Kupfer-Zink-Legirnngen oder
zum Messing begriffen, insofern die
neuere Kunstbronce für Denkmale neben
dem Kupfer zugleich Zinn und Zink
enthält.

Der Vollständigkeit halber führen wir noch
an: die M a s ch in e n bronce (Achsenlager
für Eisenbahnräder, Zahnräder, mechanische
Instrumente u. s. w.); endlich die Phos-
 
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