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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 16.1898

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Nr. 9
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Kümmel, Konrad: Die kirchlichen Metallarbeiten, [4]: eine systematische Darstellung
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Der romanische Kronleuchter in der Stiftskirche in Comburg, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15903#0099

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88

phorbronce, welche bei 7—10°’o Zinn-
geh alt die größte Härte besitzt (Schiffs-
verkleidungen, Gewehrrohre, Dampsseuer-
spritzen u. s. w., aber auch zu Kunst-
zwecken wegen ihrer Patina verwendbar).

(Fortsetzung folgt.)

Der romanische Kronleuchter in der
Stiftskirche in Combnrg.

(Schluß.)

Dieser Kranz bedeutet den Ball der
allf unvergängliche Thlirme lutb Dlauern
gegründeten Kirche, von Silber, Eisen
lind vergoldetem Erz hergestellt. Die
zweimal 6 Thür nie zeigeli den Senat
der Apostel; durch ebensoviele Säulen
laßt sein Bild die Propheten sehen,
welche die erstell Grundlagen des wahren
Friedens legtell. Das Volk, das würdig
ist, ill die Heilsstadt eingebaut zll werden
(1. Petri 2, 5), erstrahlt ill brüderlicher
Ordnung und aus deiil höchsten Feuer-
glanz. Der Glallz des Goldes, auf
Erz ailfgetragen, bezeichnet das Werk des
Glaubens; das Silber weist darauf hin,
das Talent des Wortes zll erhöhen; des
Eisens Harte ernpfiehlt die Tugend der
Geduld; das Feiler soll die Liebe allf
bem Glühpunkt erhalten. Durch die
Allgel der obern ill die Höhe strebenden
Kette wird die Hoffnung dargestellt,
durch welche jede Tilgend erleichtert wird.

Wer liull immer dieses Schaustück des
Vaters (Nikolaus) mtb des Bruders Abt
(oder Abt und Verfertiger gemeint?) auf-
sucht, der möge verdienen, ehteut solchen
Ball eingegliedert zu werden.

Je vier Verse dieser Inschrift sind
zwischen zwei Thürnlen, getrennt durch
die Medaillons ill der Mitte des Kreis-
stückes.

Der mittlere Bandstreifen der
Krone hat ill einer Höhe voll 10 cm je
10 Bilder zwischen 2 Thürmell, also 120
im ganzen und zwar ill getriebener
Arbeit lind ü jour durchbrochen, Pflanzen-
ornamente in reichster Formenfülle, Laub-
lverk, Gebilde aus der Thierwelt. Durch-
gehen wir diese Fülle uitb Pracht, und
beginnen wir mit dem Allfang der Jn-
schrift so sehell mir zwischen dem erstell uitb
ziveiten Thurm: Vogel, Blatt, Vogel,
Blatt, Storch, baitu das Medaillon, nach

demselben die gleiche Reihenfolge. Drei
Figurenkreise ftitb durchweg durch zwei
Kreise mit Blattornament voll einander
getrennt, so daß wir letztere nicht immer
zu bemerken brauchen. — Nach dem
zweiten Thurm: Jäger mit Speer und
Schild, Eber, Jäger zll Roß; baitit Vo-
gel, Jäger, Vogel. Nach bem zweiten
Thurm: zwei Vögel, dann ein Huild;
Löiue, Vogel mit Drachenschwanz, Bär. Zwi-
scheli bem vierteil und fünften Thurm:
drei Vögel (durch Blätter getrennt); dann
Vogel, Bär und Schwein. Nach bem
fünften Thurm: ein Krieger mit Schild
und Schwert, Lindwurm mit Meuschen-
antlitz und spitzevl Eisenhnt, Galls legt
beit Schnabel an Blumen; zwei Tour-
uirende zu Pferd mit laugen Speeren
rennen gegen einallder, dann ein Vogel.
Nach beut sechsten Thurm: Vogel, Centaur,
Eichhorn, Vogel, nacktes Männchen mit
Kappe auf dem Kopf, sitzend, unb ein Mann.
Zwischen dem siebten uitb achten Thurm:
Acann mit Horn, Hund, verfolgen eilt
Reh; Eber, Hllild, Menschenfignr, die
Ariile ausstreckeud (Jagdstück). Rach bem
achten Thurm: drei Männer; eilt Halm
bläst eilt Horn, Vogel, blasender Asse.
Das folgende Kranzstück zeigt ein Jagd-
stück: Hunde, Gems, Jäger mit Speer;
dann zwei Centauren, einer mit bloßem
und einer mit bedecktem Haupt, Vogel. —
Zwischen dem elften uitb zwölften Thurm:
Gemse, Ziege, Vogel; Kranich an einer
Büllile pickend, Vogel, Kopf mit langem
Hals vorstreckend, Vogel in seinen Schwanz
mit bem Schnabel greifend. Das letzte
Kranzstück zeigt drei Mannsfiguren mit
Blättern und auf Horn blasend; dann
folgt ein Hase, aus Hinterfüßen frißt er
am Kraut und spielt mit den Vorder-
süßen eine Guitarre; ein dickes Ungethüm
mit Pferdehufen, dickem Menschenleib und
Schweinskopf schlägt Zither, ein Hahn
bläst ins Horn. Welch' ein Reichthum
von Figuren, welch' gemüthlicher Humor
und feiner Formenfinn, ausgerüstet mit
unermüdlicher Gestaltungskuust und spru-
delnder Phantasie offenbart sich hier!

Die zwölf Medaillons zeigen in
runden Scheiben in der Mitte der zwölf
Kranzstücke nach der Inschrift zwölf Pro-
pheten. Die Scheiben haben einen Durch-
messer von 32 cm; die Wangenflüche ist
 
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