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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 16.1898

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Nr. 12
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Hafner, Otto: Der Oelberg in der Stadtpfarrkirche zu Mengen, [4]: eine kunsthistorische Studie
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https://doi.org/10.11588/diglit.15903#0127

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Der Oelberg in der ötadtpsarrkirche
zu DIengen.

Eine kunsthistorische Studie von I),-. Otto Hafner
in Tübingen.

(Fortsetzung.)

2. In der obengenannten Chronik bcmcrtt K. Beck
(S. 214) über Kapelle und Oelberg zu Mengen:
1480 an dein andern tag des Oetobers, das was
am montag nach sant michels tag ') ward geweiht
die Cappell All dem Oelberg und der altar in der-
selben Cappell zll lob gott imb der junksrauen
marie unb in der von sant peters und sant pauls
und aller anderen zwölfbotten und junger unsers
Herrn jesu christi. Und ist die cappell mit sin er
zugehörd des ölbergs und grabs und
libery2) darufs mit der hilf gotz von C u nrat
Becken, b u r g er z u Ni engen g e b u iv e n
w o r d e n.

3. Zu dem Tod seiner Mutter, f 15. Mai 1539,
merkt der Sohn Markus an in der Chronik, daß
sie begraben wurde „in der capel, die mein
vatter selig gepauet und ge st isst".

4. lieber die Stiftung der Oelber gspf r ü u d e
findet sich in der Pfarrregistratur ja Aiengen
folgende urkundliche Aufzeichnung: In dem Namen
der heiligen Trivaltikeit. ... So bekennen wir
Amman Bürgermeister und Rate zu Mengen durch
ingebung des Hailigen Gaists und unser aigen
ernst vor aller meniglich mit diesen briese. Als
wir mit hilff gottes ain Mich gut zusamen
gebracht darzu dann die Erberen Conrat Beck
burger 51t Biengen durch Hanns Beck selig sin
Vatter und ander mer Erschossen und getan
haben. . . . Dartun so haben wir mit zitiger
guter vorbetrachtung mit wolbedachtem Synne und
mute gesund des libs do wir das wolgetun mochten
durch zu tun gunst und guten willen der hoch-
würdigen Fürsten und Fürstin Herrn und frowen
her Thomans bischosse zu Constantz u. frow Mar-
gareth Aebtissin des Gotzhuß zu Buchow. . . . Und
das gott der allmächtig die hymelküngin junkfrow
marien bester füro gelopt und die armen seien zu
Ablöschung ihrer pin erbetten werr A inen A l t a r
u. eappell zu dem Oelberg durch den gc-
n a n n t e n C 0 n r a t B e ck e n uns u s g e b n w e n
u. gemacht)n unser lieben frowen pfarr-
kirchen 3 u menge n. .. . Sin kirchwihin alle
jar zu begend uff den tag der tailung der
zwölssbotten zu latin Divis io aposto-
lorum.3) . . . Geben uff Sanct urban des hoi-
ligen bauptststagZ nach christi iesu unsers Herrn
u. behalters gebürt Tnfend vierhundert nuntzig
u. zway jare. —•

Professor K eppler sieht zufolge des Stein-
dokuments Nr. 1 in Konrad Beck „wohl nicht den
Baumeister, sondern beit Ltifter" (a. a. O. S. 309).

Klemm führt - (Württemb. Vierteljahrshefte
für Landesgeschichte V. 1882 S. 123) das Zeug-
nis; Nr. 1 und Nr. 2 an und findet es für seine
Person „kaum zweifelhaft, daß dieser Konrad. Beck
der Stifter der Oelbergskapelle u. s. w., nicht ihr

ch 2. Oktober.

2) Bücherei, Bibliothek.

f) 15. (16.) Juli.

4) 25. Mai 1492.

Baumeister ist". Und doch laßt er ihn unter
Nr. 151 als Baumeister rouliren. Was laßt sich
nun über diesen K. Beck sagen'- Können wir ihn
als Meister unseres Oelberges ansehen? Ander-
weitige Angaben über ihn als Baumeister und
Bildhauer fehlen. Wenn aber irgendwo, so gelten
in der kunsthistorischen Forschung die argumenla
ex silentio nicht viel. Was das sonstige urkund-
liche Material betrifft, so ist mit dem Rathhaus
anläßlich des großen Brandes vom 8. Okt. 1819
auch ein großer Theil des städtischen Archivs
verbrannt (vergl. Laub a. a. O. S. 13). Wir
sind also auf die Beck'sche Familienchronik, die
Beschreibung der Oelbergspfründe und die Stein-
inschrift angewiesen. Zn der Familienchronik
tritt uns nun wie oben geschildert Conrad Beck
als ein reicher, reiselustiger Bürger in Mengen
entgegen, lieber seine Berufsart erfahren wir
allerdings nichts, ebensowenig über die seines
Vaters Hans Beck. Daraus als aus einem
argumentum ex silentio zu schließen, sie beide
hätten keinen Beruf oder kein Geschäft ausgeübt,
wäre zum mindesten komisch. Die ganze anna-
listische Anlage der Chronik mit Aufzählung der
Familienereignisse, Geburten und Todesfälle, er-
fordert diese Angabe nicht. Nun sagt die Stein-
inschrift, C. Beck habe die Oelbergskapelle ge-
m a ch t. Dies könnte ja noch soviel heißen als
gestiftet, obwohl dies eine äußerste Konzession
ist. Weiterhin heißt es in der Familienchronik,
wie oben angeführt, die Kapelle mit b a 3 »-
gehörendem Oelberg int b Grab fei von
ihm gebaut worden. Sodann sei Beck in
der Kapelle beigesetzt worden, die er gebaut
und gestiftet habe?) Endlich weist Bürger-
meister Amann daraus hin, daß Altar und
Kapelle zu dem O elb erg durch jenen Bürger
ausg eb aut und g em acht w 0 rd e n s e i. A l s0
sehen wir, folgend den Regeln einer
gesunden T e x t i n t e r p r e t a t i 0 n, den
Bürger Konrad Beck von Mengen als
Stifter oder M i t st i f t e r und Erbauer
der Oelbergskapelle und des Oelbergs
und heiligen Grabes 147 9 an. Diese,
zweiseitige Thütigkeit, Baumeister uitd Bildhauer
resp. Thonformer in einer Person, ist nichts
Einzigartiges für jene Zeit. Beck ließ vielleicht,
was wir noch etwa zugebeit könnten, da er schon
als Stifter auch bezüglich des Planes ein Wort
hatte, die Arbeit in seiner Werkstätte unter seiner
spirituellen Leitung verfertigen. Aber auch so noch
ist er der Baumeister u n d Bildner des Oelbergs.
Der Einwand, daß von diesem Mann nichts weiter
bekannt sei, fand schon oben seine Lösung. Zudem
ist das Gebiet der oberschwäbischen Plastik, auf
welchem seit Jahren besonders unser Kunstnestor
Di-. Prob st sich viel Verdienste gesammelt, in
einzelnen Theilen noch eine terra inaccessa ge-
blieben und bietet noch manch lohnende Aus-
beute. Eilte weitere Einrede, Beck könnte Bau-
meister der Kapelle sein, allein die Gruppen
werden später eingesetzt sein, kann dem Wortlaut
unserer Urkunden gegenüber nicht Stand halten.
Wo eine Oelbergskapelle, muß ein Oelberg da

') Darüber, daß bauen und stiften smtonyme
Ausdrücke sind für stiften, ist mir nichts bekannt.
 
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