Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 16.1898

DOI Heft:
Nr. 12
DOI Artikel:
Hafner, Otto: Der Oelberg in der Stadtpfarrkirche zu Mengen, [4]: eine kunsthistorische Studie
DOI Artikel:
Künstler und Kunstgegenstände der Schloßkirche zu Ludwigsburg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15903#0128

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
fein (a parle poliori fit denominalio). Null
aber hat Beck die Oelbergskapelle sammt Zubehör
des Oelbergs und heiligen Grabes gemacht 1479,
und unsere technisch-formale Betrachtung führte
die Entstehung in das letzte Viertel des 15. Jahr-
hunderts zurück (Keppler a. a. O. S. XXXXVI
ins 16. Jahrhundert». Also ist der Schluß be-
rechtigt: Unser Oelberg und heiliges
G r a b ft a mint, b i e s p ä tere n Z u t h a t e n
abgerechnet, aus dem Jahr 1479. Sein
Urheber ist K. Beck von Mengen. Daß
die Figuren später in der Kapelle aufgestellt
worden seien (etwa 17. oder 18. Jahrhundert),
vielleicht au Stelle der alten mit Beibehaltung
von Form und Inhalt, müßte bewiesen werden.
Wir haben aber Nachrichten über einzelne kleinere
Zuthaten am Oelberg in späterer Zeit, aber keine
über eine solch' durchgreifende Aenderung. In
späterer Zopfzeit hätte man so „archaisch" nicht
mehr renovirt resp. umgebaut. Dem Meister
und Stifter kommen bei der Arbeit seine weiten
Reisen im In- und Ausland nebst seinem vielen
Geld zu gut. Das Werk selbst lobt seinen Meister,
der künstlerisch auch insofern fühlt, weil er nicht
den letzten, sondern den vorletzten Akt der Scene
schildert, es der Phantasie des Beschauers über-
lassend, den Schlußefsekt sich selbst vorzustellen.

III.

Nicht blos die Bücher, sondern auch die Bild-
werke haben ihre Geschicke und Geschichte. Es
sei uns gestattet, noch in Kürze daraus einzugehen.
Dem aufmerksamen Beschauer unseres Oelberges
ist es nicht entgangen, daß an dem Felsgestein,
vor welchem Jesus betend kniet, zwei Wappen-
schilder sich befinden (auf der Illustration dem
Inhalt nach nicht erkenntlich», nämlich das Wald-
burgische und Fürstenbergische Wappen. Wie
finden diese hier einen Platz? Mengen gehört,
ivie wir oben gesehen, zum Hausbesitz von Oester-
reich. Von letzterem wurden die Donaustädte
mehrsach verpfändet. (Vergl. darüber Laub
n. a. O. S. 51 ff.) 1454 wurden sie als
Pfandschaftsstücke den Truchsessen von Waldburg
unablöslich zugesichert als „Mannsinhabung".
(Voch ezer, Gesch. des fürstl. Hauses Waldburg.

I. 536 s.» Zur Zeit der Erbauung unserer Oel-
bergskapelle waren die Herren von Waldburg
im thatsächlichen Besitz von Akengen und blieben
es bis 1680. Nach der tragischen Ermordung
des Grafen Andreas von Sonnenberg,') Senior
des Waldburgischen Gesammthauses, durch den
Grafen Felix von Werdenberg am 10. Mai 1511
im Hundersinger Ried, zwischen Binzwangen und
Hundersingen, näher bei letzterem Ort (vergl.
Vochezer a. a. O. S. 767 s.st kam die Pfanv-
herrschast an seinen Tochtermann Wilhelm,
Truchseß zu Waldburg-Trauchburg (P 1557).
Dessen Sohn Wilhelm vermählte sich 1545 mit
Johanna, Gräfin von Fürstenberg (L a u b a. a. O.
S. 73). Wohl in dieser Zeit wurden die zwei
Wappenschilde der Waldburger und Fürsten-
berger am Oelberg angebracht als Zeichen der
Psandherrschast und wahrscheinlich der Wohl-
thätigkeit. Möglich wäre auch, daß das bei Er-
richtung des Oelbergs beigesetzte Waldburgische
Wappen später durch das Fürstenbergische ergänzt

') Er residirte in Scheer.

wurde. — 173436 wurde die Oelbergskapelle
in ihrer baulichen Gestalt verändert. Am
Oelberg erinnert daran nur die hölzerne Barock-
rahme und der unschöne angelus confortans.
Auf die letzte Restauration vom Jahre 1883, Mai
bis September, um die sich wie überhaupt um
die Kirchen und Kapellen in und um Mengen
der kunstsinnige j Dekan Klaiber viele Verdienste
erworben hat, haben wir zu Eingang hingewiesen.
Bis auf diese Zeit lag der Leichnam Christi fast
unsichtbar hinter einer kleinen Mauer. Diese
wurde abgetragen, der Leichnam wurde sichtbar,
der Sarkophag in Rokokostil umgemodelt, die
Bruststücke von Nikodemus und Joseph von
Arimathäa zu Kniestücken ergänzt, den beiden
Figuren ein Grabtuch in die Hand gegeben.
Dies besorgte gut Bildhauer Hofmeister in Wald-
see. Maler Teufel von Sigmaringen und Gruber
von Mengen gaben dem ganzen Werke einen
neuen, warmen, ansprechenden Farbenton. Die
schmerzhafte Mutter hatte bis dahin eine silberne
Krone und einen weiten faßartigen Blechmantel.
Diese unschönen Attribute wurden entfernt. Die
kleine Fensteröffnung im Hintergrund des unteren
Bildes wurde verschlossen. Mit sammt der Altar-
renovation beliefen sich die Kosten aus 1420 M.

(Schluß folgt.)

Aünstler und Aunstgegenstände der
5-cbloßkirche zu Ludwigsburg.

1. Schloßkirche und ihr Baumeister.
Die Schloßkirche in Ludwigsburg, welche den
Katholiken daselbst und in der Umgegend wider-
ruflich zum Gottesdienst übergeben ist, wurde in
den Jahren 1714—1716 von dem Italiener, dem
genialen Donato Giuseppe Frisoni, dem Nach-
folger des Baumeisters Retti, in ausschweifendem
Zopsstyl erbaut, wie auch das ganze großartig
angelegte Schloß unter Herzog E b e r h a r d
Ludwig, dem Gründer Ludwigsburgs (1677
bis 1733), von ihm mit 600 italienischen Arbeitern
erbaut wurde. Das Schiss der Kirche ist ein
Rundbau, über welchen sich eine Kuppel wölbt,
demselben ist ein Kreis als Chor und je ein
Halbkreis als Nebenschiffe mit Halbkuppelwölbung
und Gallerieen angebaut. Ein Rechteck mit dem
„Fürstenstand" (Hofloge) dient zur Verlängerung
des Schisses.

Dieser Frisoni (1714—1735) war Major,
dann Werstlieutenant und Baudirektor unter
genanntem Herzog und Erbauer einer katho-
lisch en Ki rch e in Ludwigsburg, die unter dem
Namen „Frisonisches Lust- oder Gartenhaus"
„mit List" erbaut wurde. Zur Bevölkerung der
neugegründeten Stadt wurden nämlich Leute aus
allen Gegenden eingeladen, angelockt durch Ver-
sprechungen von unentgeltlicher Abgabe eines
Bauplatzes und Bauholzes und freier Religions-
übung. 1710 hatte der Herzog Eberhard Lud-
wig versichert,daß „das freie Exercitium religionis
und das Recht, eine Kirche zu bauen, gestattet
sein solle". Im Ausschreiben v. I. 1715 hatte
er wiederholt, „zu deren (sc. Religion» Exerdtio
soll eine bequeme Gelegenheit angewiesen werden",
wie auch in den Bauplan der Platz für eine katho-
lische Kirche ausgenommen war. Aber die Ver-
sprechungen bezüglich der freien R'eligionsübung
 
Annotationen