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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 16.1898

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Nr. 12
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Künstler und Kunstgegenstände der Schloßkirche zu Ludwigsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.15903#0130

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große K u ppelge m n lde, darstellend das himm-
lische Jerusalem, al fresco gemalt. Von dem
Bruder dieses Italieners, von Diego C a r lo n i
rühren die beiden Alabastergypsfiguren zu beiden
Seiten des Hochaltars her: David und Salomon.
Er verfertigte auch die Stuccaturen und Figuren
in der Klosterkirche in Weingarten, (ib. 213.)

3. Hofmaler Colo m b a. Als zweiter
Maler an der Schloßkirche ist zu erwähnen:
Lucca Antonio Colo m b a, „ Sr. Hochsürstl.
Durchl. wirklicher Hoff-Mahler". Er bemalte die
Halbkuppeln oberhalb der Gallerieen der Neben-
schisse: auf der Evangelienseite mit der Darstel-
lung Jesu im Tempel, auf der Epistelseite mit
zwölfjährigen Jesusknaben unter den Lehrern
(und im Schloß den Saal al fresco). Von dem-
selben finden wir auch Wandmalereien in der
frühern Deutschordenskirche (jetzt katholisch) in
Heilbronn, in der ehemaligen Cistereienscrkirche
in Schönthal und in der einstigen Benediktinerkirche
in Zwiefalten (S. Joseph), (ib. 159, 181. 235.)

4. Biadonna mit dem Kind. Aus gothi-
scher Zeit birgt diese Zopfkirche eine Madonna,
welche das Kind mit beiden Händen vor der
Brust dem Beschauer hinhält, und welche aus
der gothischen Veitskirche zu Mühlhausen a. N.,
die durch ihre Wandgemälde, Flügelaltäre und
Altarciborien weit bekannt ist, erworben wurde
von Stadtpfarrer Ed. Vogt im September 1846,
nachdem sie seit der Reformation sich in einem
Winkel der Kirche befunden hatte. (Pfarrchronik.)

5. Die schwere und große Monstranz in
guter Renaissancearbeit in Sonnenform iit einer
Höhe von 82 cm. Der Fuß derselben ist ge-
trieben, mit Steinen, Glasflüssen und Porzellan-
emails (vier Evangelisten) geschmückt. lieber
demselben bildet den Schaft eine schöne 16 cm
hohe Madonna, das Kind mit Seepter in der
Rechten und Kreuzchen in der Linken mit beiden
Händen nach der linken Seite haltend, die Mrmd-
sichel und die Schlange unter den Füßen, mit
eiselirtem Kleid unb Mantel. Das Ostensorium
in Herzform ist innen eiselirt (Cherubim), außen
mit farbigen Steinen umgeben und gekrönt von
einer großen silbernen Krone, welche von zwei
goldenen Engeln mit Leidenswerkzeugen gestützt
ist; darüber ist der heilige Geist in Strahlen
angebracht und über demselben Gott Vater mit
einer Waage in der Linken; das Ganze ist vom
Pelikan, seine Jungen mit seinem Blute nährend,
gekrönt. Umgeben ist das Ostensorium und die
Krone von Porzellanemailfchildchen, welche von
Blumengewinden, Bändern zusammen gehalten
werden, übersät mit Steinen und Glasflüssen.
Auf dem Porzellanemail ist dargestellt: über dem
Schafte: das Abendnrahl, dann folgt rechts auf-
wärts Jofua und Kaleb mit der Traube, links
die eherne Schlange, darauf das Opfer Isaaks
und die Himmelsleiter Jakobs, darüber das
Opfer Melchisedechs und Noehs nach der Sünd-
fluth, endlich Moses vor dem brennenden Dorn-
busch und Wasser aus dem Felsen schlagend.
Den Hintergrund bildet ein Gewinde von Trauben
und Weinlaub, ebenfalls hinten mit Steinen und
(Glasflüssen und Glasschmelz besetzt. Der Rand
ist umgeben von hängenden Glasflüssen. Die
Lunula auf hohem Fuß ist mit ächten Steinen
und Perlen besät lind hinten von blauem Email

überzogen. "Als Verfertiger dieser Goldschmiede-
arbeit nennt sich am Fuße der Monstranz eiu-
gravirt: »Wormatien. Joannes Groh — inventor

— et fecit« ; dazwischen: -boc Opus 18. XV'is

— 1731 incoeptum — 18. Xbns 1733 perac-
tum.ff (Zu erwähnen find noch zwei elfen-
beinerne Kruzifixe, sehr fein und kunstvoll
ausgearbeitet und einige Tafelgemälde: Hei-
lige Familie mit landschaftlichem Hintergrund
und Heinrich Suso (Stirne bekränzt, Christuskind
auf einem Baum) mit der Inschrift: -8. Henricus
Suso , ord. Praed. Mner (Magister) Actrae
Sapntiae obiit Ulmae, ubi corpus ejus integrum
repertum 1623- (gef). 1300, 21. März in lleber-
lingen, P 1365). Beide Bilder find gut ausge-
führt und erhalten; dagegen etwas verdorben das
Bild der hl. Theresia und Katharina von Ricci.

Literatur.

Kurzer Abri ß der K u n ft g e f d) i d) t e.
Zum Gebrauche für höhere Töchterschulen,
Mädcheupensiouate und ähnliche Lehran-
stalten bearbeitet von M. V. Neu fee.
I n n s b r ucf. Druck und Verlag von Feli-
cian Rauch. 1898. VI unb 224 Seiten
in 8°. Preis: broschirt M. 1.30, in Lein-
wandband M. 1.60.

Eine kunstsinnige Klosterfrau, die in Oester-
reich als Lehrerin wie als Schriftstellerin be-
kannte Ursulinerinnen-Chorfrau in Innsbruck,
bietet uns hier einen Abriß der Kunstgeschichte,
der vier Eigenschaften hat, die einem solchen
Buche in erster Linie nothwendig sind: er ist
kurz, ganz übersichtlich geordnet, gut durchgear-
beitet und billig im Preise. Die Uintheilung ist
die in allen kunstgeschichtlichen Werken übliche,
nämlich nach Hauptepochen und nach ben einzelnen
Künsten. Wir finden behandelt die Kunst: 1. des
Alterthums (Jsraeliter, Aegypter, Assyrier und
Babylonier, Inder, Chinesen und Japanesen,
Griechen und Italer); 2. des Mittelalters (alt-
christliche, islamitische, romanische, gothischeKunst);
3. der Neuzeit (Renaissance, das 19. Jahrhundert),
tlnd zwar in ben drei Zweigen der Architektur,
Plastik und Malerei. Man findet seit einer Reihe
von Jahren iit den Unterrichtsplan höherer
Mädchenschulen die Kunstgeschichte ausgenommen,
und hat dieser Unterricht heutzutage auch seine
Berechtigung. Kommen ja unsere „höheren
Töchter" so vielfach auf Reisen und werden in
alle paffenden und unpassenden Museen und
Gallerieen mitgenommen; auch haben sie heute
so vielfach Gelegenheit, wie die Verfasserin mit
Recht hervorhebt, die Kunstgeschichte der Ver-
gangenheit und Gegenwart in guten Reproduk-
tionen kennen zu lernen. Aber man denke nur,
was oft reproduziert wird! Da ist es nun
unserer modernen Kunstrichtung gegenüber ganz
am Platze, wenn atich das empfängliche Auge
der weiblichen Jugend auf das wahrhaft Schöne
im christlichen Sinne des Wortes hingelenkt
wird. Das Buch bringt keine Abbildungen, und
gibt die Verfasserin hiefür zwei Gründe au. Die
Cliches, meint sie, geben das Bild gewöhnlich so
unvollkommen, daß sie durchaus keine entspre-
chende Vorstellung von dem Werke des Künstlers
 
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