Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 16.1898

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15903#0132

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
115

uns nicht wunder nehmen, wenn der lei-
denschaftliche Alaun seinen plötzlich her-
vorbrechenden Umnuth in dieser scharfen,
in breiten Zügen geschriebenen Aufschrift
zum Ausdrucke bringt. Offenbar mar er
über die Vorgänge in Regensburg gut
unterrichtet. Eine gegen die Marienver-
ehrnng überhaupt gerichtete Spitze kann
seinen Worten unter keinen Umständen
beigelegt werden. Jrn Gegenteil bekundet
damit der Meister, daß die kirchlichen
Wirren seine innige Liebe zur Mutter des
Herrn nicht erkalten ließen, und daß jede,
Maria von irgend welcher Seite zugesügte
Schmach sein Innerstes empörte.

Von dieser Zeit an Werden leider
Diirers Selbstzeugnisse über seine kon-
fessionelle Stellung immer seltener. Von
Bedeutung ist nur ein Antwortschreiben
des Künstlers (5. Dez. 1524) an beit
englischen Hofastronomen N i k o l a u s
Kratzer/) der ihn sammt allen „Evan-
gelischen" i E^

Ausdauer « =- tAifAj


Alittheiluuo =J? ___
Dürer fort: E
„Item, d E^^
miissen roh e-77
stehn, denn =_

DDTt oyuu —

höllisch Few =-
uns Gott =_
leucht unser E
den, blind! E"
ihrem Irr sc! E-
Alärn ist h|
ben, aber
vorhanden.
Gotte!

co

x:

O

e o |

I- O *

— CO

>

Ein Brie -

o

0


F 3

') Nachlaß

O

E E

20." kann dieses Zeugniß für Dürers
evangelische Gesinnung nicht entkräften.
Die Adresse enthält nichts als die offizielle
Titulatur des Kirchenfürsten.

Was ans dieser Zeit sonst noch als
Beweis für die „antirömische" Gesinnung
Dürers vorgebracht wird, ist von geringerer
Bedeutung, wie z. B. sein Gruß an
Zwingli und anderseits der Gruß des
Baseler Reformatoren Capito an den
Dreister. Ihnen stehen gegenüber die
Grüße des Erasmus (21. Nov. 1523;
9. April und 28. Aug. 1525), der schon
damals in eine Helle Feindschaft utit
Luther geralhen war, und nicht weniger das
Freundschaftsverhältniß mit Hieronymus
Holzschuhcr, Jakob Muffel und anderen
hervorragenden Katholiken. — Dürer hat
in jener Zeit die angesehensten Männer
aller Parteirichtungen porträtirt. Aber
nur wer alles durch die Brille engherzig-
ster Voreingenommenheit beschaut, kann
UAUüugebenden Sorgfalt, welche der
Wallem, was er in die Hand nahm,
m ließ, einen durch die Partei-
A'S Auftraggebers bestimmten Uu-
entdecken.

n neues Stadium trat die Re-
rsbewegung in Nürnberg ft im
>>25. Bis dahin hatte der Rath,
die Mehrzahl seiner Mitglieder
> der Neuerilng zngethan waren,
cheidenden Schritte gethan. 1522
wch das Fronleichnamsfest seier-
l'fjen und verbot, während der
; in der Stadt abgehalten wurde,
ügern aufs strengste, irgend eine
ge nils der Kanzel zu berühren.
|e wenig ernst es ihm mit diesen
ngen war, zeigt der Umstand,
i nach Neujahr 1523 ein päpst-
gat vor bem Reichstage Klage
mußte, daß der Rath entlaufene
nte schütze und daß vier Prediger
EtaDt offen Luthers Lehre ver-
So konnte die Ülesormations-
reu radikalsten Vertreter die beiden
isler der Stadt, Hieronymus
und Kaspar Riitzel und der
ceiber Lazarus S p e n g l e r waren,
ihre Ziele verfolgen. (Forts, folgt.)

,»m Folgenden Kirchenlex. 2. A. IX. Bd.
 
Annotationen