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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 1
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Kümmel, Konrad: Die kirchlichen Metallarbeiten, [8]: eine systematische Darstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0010
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der er steht, mit Wölbung, Säulen, Cande-
laberu, Füßen und zahlreichen Figuren ent-
schieden gewonnen durch die Eindrücke,
welche Bischer ans der eben aufblühenden
Renaissance bezüglich der Raumharmonie
n. s. w. erhielt. Das Werk hat von seinem
Meister die Inschrift erhalten: „Peter
Bischer, Burger zu Nürnberg, macht das
Werk mit seinen Söhnen. Und ward voll-
bracht im Jar 1519 und ist allein Gott
bem Allmächtigen zu Lob nnb Sankt Se-
bald, dem Himmelsfürsten, zu Ehren mit
Hilfe fronrmer Leute von bem Almosen
bezahlt." Grabplatten von P. Bischer eri-
stiren in ziemlicher Zahl in verschiedenen
Städten, it. a. in Nürnberg, Regensburg,
Wittenberg, He ch in gen. Ein weiteres
Metallgußwerk Vischers ist der Wenzels-
lenchter im Dom zu Prag. Auch war
Bischer betheiligt bei dem großartigen
Grabdenkmal des Kaisers Max I.
in Innsbruck; als sein Werk dabei gilt
König Arthur's Statue, eine Pracht-
fignr, trotz der steifen Rüstung voll edler
Schönheit unb Bewegung. (EinGypsabguß
in Stuttgart im Museunr der Bildenden
Künste, plastische Sarnurlung.) Dies Grab-
denkmal war zweifellos als das groß-
artigste Werk angelegt, welches in Europa
existirte. Nicht weniger als 37 Riesen-
standbilder ans Erz von anderthalbfacher
Lebensgröße, 23 halb lebensgroße Statuen
und 32 Brustbilder waren außer der Ge-
stalt des Kaisers, den riesigen Allegorien
(die 4 Cardinaltngenden) in Frauengestalt
und deur Brvncesarge dabei gedacht! Nach
dem Sebaldnsgrab ist das des Kaisers
Max die bedeutendste Metallgußarbeit dies-
seits der Alpen. Die Modelle sind von
Hofmaler Sesselschreiber aus München, der
Guß wurde fast durchweg in Augsburg
besorgt. Geldmangel hat das grandiose
Werk nicht gnr gänzlichen Ausführung
kommen lassen; aber trotzdenr ist es eine
Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Der be-
kannteste Schüler P. Vischers ist P.Laben-
wols; er goß das bekannte „Gänsemänn-
chen" in Nürnberg, sowie u. a. das Grab-
mal eines Herrn von Zimmern in der
Kirche git M eßki r ch. In M ü n ch e n
finden sich aus der Hochrenaissance und j
Barockzeit sehr bekannte imb schöne Guß- !
werke: die Ntadonna an dem Residenz- !
portale, das Grabdenkmal Ludwig des!

Bayern (Frauenkirche), der Erzengel an
der Front der St. Michaelshofkirche; es
sind- Werke von P. de Witte und Ger-
hard — beide waren Schüler des Domini-
kaners Giovanni de Bologna; — ein B.
Wurzelbauer goß 1589 den schönen Brunnen
an der Lorenzkirche in Nürnberg n. a.
Das Erzbild des hl. Joh. v. Nepomuk
auf der Moldanbrücke in Prag ist von
Herold gegossen, anno 1683. In Oester-
reich ist eines der bekanntesten Metallgnß-
werke die Brunnenlaube im Landhanse
zu Graz. An broncenen Grabplatten sind
viele Städte Deutschlands im Norden und
Süden reich. Zum Bedeutendsten gehören
die Fürstendenkmüler im Dom zu Freiberg.
Das bedeutendste Erzdenkmal aus späterer
Zeit ist das Reiterdenkmal des Großen
Kurfürsten in Berlin von Andreas
Schlüter (1662—1714); sechs Jahre
wurde an demselben gearbeitet. In Wien
wirkte etwas später G. R. Donner, er
lieferte Brunnen, Statuen unb kirchliche
Arbeiten. Im klebrigen ging die edle
Kunst des Broncegusses immer mehr zurück
in der Schätzung und im Berständniß der
Zeit. Erst im 19. Jahrhundert hat ein
Mann dieselbe wieder gu Ehren gebracht,
welchem dann andere folgten. Das ist der
Münchener Erzgußineister v. Miller ge-
wesen, der allerdings von König Ludwig
entsprechende Aufträge erhielt. Die Riesen-
statne der „Bavaria" auf der Theresien-
wiese in München, die Fürstenstatnen im
Thronsaal in München und andere Bild-
werke zeigen das Wiedererwachen der monu-
mentalen Kunst. Seit der letzten Hälfte
des Jahrhunderts und speziell seit den
letzten 30 Jahren hat sich der monumen-
tale Erzguß in außerordentlicher Weise in
Deutschland gehoben; doch befaßte sich
derselbe bisher ausschließlich mit Denk-
malen u. s. w. weltlicher Art. Für kirch-
liche Zwecke dürfte der monumentale Erz-
gnß, mit Ausnahme des glatten, aus bem
Grunde der großen Kosten kauin so bald
in Anspruch genommen werden. Und doch
gäbe es- schöne Aufgaben, z. B. reiche
Hochaltar-Candelaber, Osterkerzenleuchter,
Taufbecken n. s.w. gu erfüllen. Die Christus-
statne aus dem Gottesacker in Wein-
garten, gesetzt unter Pfr. Frick in den
50er Jahren, ist Metallguß. Ein Anfang
findet sich in Stuttgart in der Rtarien-

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