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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 1
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Kümmel, Konrad: Die kirchlichen Metallarbeiten, [8]: eine systematische Darstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0011

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kirche, wo seit einigen Jahren das Alar-
mortaufbeckeil ein spätgothischer Aufsatz ans
Metall (theilweise Gilß, theilweise Treib-
arbeit) krönt.

Das Land W ü r t t e nt b erg hat nicht
viele Werke aus Erzguß aufzuweisen. Das
große Paulus'sche Werk über die Knnstalter-
thruner des Landes enthält in seinem gesamm-
ten Atlas kein solches Werk, in den beiden
bis jetzt erschienenen Jnventarbänden nur
zwei solche Werke abgebildet, eine antike
Broncestatne (Neptun), Fund bei Böb-
lingen, und ein kleiner romanischer Bronce-
leuchter (Wildberg). In Keppler's „Knnst-
alterthümer", Einleitung S. LX finden
sich folgeilde Angaben über kirchliche Bronce-
gußwerke: „Tüchtige Bronceepitaphien in
3 ch ö it t h a l mit Standbildern des Kon-
rad von Weinsberg und seiner Gemahlin
1448, W a l d s e e 1457 mit Hochrelief des
Truchseß Georg I. von Waldbnrg, in
Sulz 1528 mit Ornamenten ohne Figur,
in Mergentheim (Marienkirche) 1539,
WAlber von Cronberg, aus der Vischer'-
schen Werkstätte in Nürnberg, in Neufra,
DA. Riedlingen, 1573, mit Relief eines
Ritters vor bem Cruzifix; dazu können
genommen werden die betbeit Gedächtniß-
taseln der Stifter Hariolf und Ertolf und
der Pröbste Johann mtb Albert, Anfang
des 16. Jahrhunderts in der Stiftskirche
Ellwangen, wohl auch Nürnberger
Arbeit. In Weikersheim, OA. Mer-
gentheim, bemalte Bleifigur eines kleinen
sächsischen Prinzen von 1437". Zu diesen
niöge noch angeführt sein das herrliche
Metallepitaph des Ritters Ulrich voll
Rechberg in der Pfarrkirche zu Donz-
d ors, erste Seitenkapelle auf der Evange-
listcnseite. Es stamnlt aus dem Jahre
1458 ulld man vernuithet als den Zeichner
bezw. Modelleur der Ritterstatue keinen
Gerillgeren als Syrlin. Wir stellen dies
illid vor ihm lioch das Epitaph in der
Seitenkapelle der Pfarrkirche zu Waldsee
an die Spitze aller in Württenlberg be-
findlichen Broncedenkmale; beide sind herr-
liche Werke von unvergänglichem Werthe.
Zweifellos finden sich aber außer beit
Genannten da und dort lioch weitere monu-
lnelitale Sachen, besonders Epitaphien;
es wäre sehr zll wünschen, daß in den
letzten zwei Jnvelitarbänden voll Paulus
Hieralls möglichst Bedacht genonlineli wiirde.

Ueberhaup4 wäre eine zusanunenstellellde
Arbeit über die sämmtlichen tut Lande
befindlichen alten Erzgußarbeiten lnonn-
lilentaler Art dankbar zu begrüßen.

Wir haben bisher bloß vom Erzgnß,
voll der Brollce, gesprochen. Er dominirt
ja so im Gebiete des Kunstgusses, daß
neben ihnl überhaupt feilt anderer Metall-
guß anfkommt. Das Eisen komnlt für
die Kullst bis jetzt bloß in der Verarbei-
tung durch beit Kammer in Betracht.
Man hat zwar, nachdenr bis zillii Allfang
unseres Jahrhunderts aus Eisen kailin
etwas anderes als Ofenplatten gegossen
wurden, seit neuester Zeit begoltnen, auch
CrHisixe mtb Heiligenstatuen, ja sogar
ganze Kreuzgang-Cpklen (in Relief) in
Eisen zu gießen. Ulld so sieht man nicht
nur gegossene Gitter in Kirchen mtb Gottes-
äckern, sondern auf letzteren oft gußeiserne
Grabmonumente ulld sogar Feldkreuze mit
lebensgroßen Christusfigurelt aus Gnß-
eisen. Wir können indessen diese Ar-
beitell wohl als Nothbehels, nicht aber
als eigelltliche Kunstwerke ansehen. Denli
einmal handelt es sich hierbei fast durch-
weg llnl fabrikmäßigen Nachguß ein und
derselben Form; sodann ist eben das
Eisen ent minderwerthiges Metall für
den Guß. Es zeigt sich dies daran, daß das
Eisen rostet mtb an der Luft allmühlig völlig
zerstört wird, während die Bronce durch
ihren E d e l r o st (Patina) verschönert mtb
erhalten bleibt; und so muß das Eisen
stets mit einer fremden Oelfarbe, Bron-
cirung u. s. w. überzogen werden, was
absolut unkünstlerisch ist. Und endlich
wird das Eisen im Gusse so porös mtb
spröde, daß von einem künstlerischen Ueber-
> arbeiten mittelst des Ciseliereisens keine
! Rede mehr sein fcutn. Das Gupeisen
bleibt, wie es aus der Fornt herauskomntt.
Das siild sehr erhebliche Mängel. Wir
können nur wünschen, daß gußeiserne
Statuen u. s. w. nicht für kirchliche Zwecke
verwendet werden nlöchten. Für Gitter,
auch Grab kreuze u. s. w. mag die Ver-
wendung des Gußeisens noch angehen,
aber das weitaus mehr Künstlerische wäre,
daß Gitter, Monumeiltalleuchter, Träger,
und besonders Grabkreuze u. s. w. aus
Schmiedearbeit hergestellt würden, wie
das gottlob wieder allmählig aufkoinmt.
Wo es sich aber um Figuren handelt.
 
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