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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Mittheilungen
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0014

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inbegriffen und überhaupt nöthig waren, um die
Arbeit ausführen zu können. Die Entwürfe
bleiben dann Eigenthum des Künstlers. Wollen
Sie jedoch die Zeichnungen für sich behalten, even-
tuell für sich verwerthen, so müssen Sie dieselben
dein Künstler abkausen.

K ü n st l i ch e B l u m e n. Der Gebrauch solcher
Blumen sollte aufs äußerste beschränkt werden,
iveil sie meistens aus einem Material hergestellt
werden, das nicht gebilligt werden kann. Das
Caeremoniale Episc. gestattet nur solche aus Seide.
Da aber solche Blumen ziemlich hoch zu stehen
kommen, verfertigt man Altarblumen gewöhnlich
aus Wolle oder Linnen. Unsere Zeit aber, welche
leider vielfach auch im Kirchenschmuck nur nach
Wohlfeilheit und Schein jagt, geht noch einen
Schritt weiter und ivühlt vielfach sogar werthloses
sogen. Seidenpapier mit Anilinfarben gefärbt.
Bon welcher Dauer solche Bluinen sind, läßt sich,
von allem andern abgesehen, leicht denken! X.

Ein neues, künstlerisch ausgesührtes
Porträt des Papstes Leo XIII. ist von
dein Verleger des von der österreichischen Leo-
Gesellschaft herausgegebenen großartig illustrirten
Prachtwerkes: „Die katholische Kirche unserer Zeit
und ihre Diener in Wort und Bild" zum Ver-
kauf gebracht worden. Dasselbe ist eine eniinent
künstlerisch ausgeführte Heliogravüre aus
feinstem Kupserdruck- und Chromopapier im
Format 1,00X0,73, Bildfläche 0,50X 0,35 Meter.
Das Porträt ist eine Reproduktion des großen
Oelgemäldes, welches der Herr Cavaliere Giu-
seppe Ugolini, Hofmaler Sr. Heiligkeit, her-
gestellt hat, und zu welchem der heilige Vater
selbst dem Künstler eine Sitzung gewährt hat.
Msgr. Angeli, Geheimkaplan des Papstes, bezeugt,
daß das Gemälde „zur allerhöchsten Zufriedenheit
Sr. Heiligkeit ausgefallen ist". Es stellt den
Papst im vollen Schmuck des päpstlichen Ornates
auf dem Throne sitzend, mit zum Segen erhobener
Rechte dar. Für die Abonnenten des obengenannten
Prachtwerkes kostet das Bild 5 Mark 3 fl.,
für Nichtabonnenten 10 Mark = 6 sl. Zn be-
ziehen ist es durch alle Buchhandlungen sowie
von der Allgemeinen Verlagsgesellschaft, Berlin,
Friedrichstraße 240/241. Das Kunstblatt wird
eingerahmt einen Prachtschmuck des Zimmers in
jedem katholischen Hause bilden. Möchte es all-
gemeine Verbreitung finden.

Literatur.

Der Dom zu Bamberg. Photographisch
ausgenommen von Otto Aufleger,
Architekt. Mit geschichtlicher Einleitung
von A rt h ur Weese, I)r. phil., Privat-
dozent an der Universität München. 60 T a-
feln in Lichtdruck. München. Ver-
lag von L. Werner, Architekturbuch-
handlung. 1898. M. 60.

„Bamberg's literarischer und künstlerischer
Ruhm, der im Mittelalter groß war, ist aus der
stillen Mönchszelle und den reichen Sitzen der
geistlichen Machthaber hervorgegangen. Viele
Denkmäler erinnern an jene ferne Zeit, die mit
Kaiser Heinrich II. dem Heiligen und seinen:
mächtigen Kanzler, dein Bischof Eberhard, um

das Jahr 1000 begann und bis in das aus-
gehende 13. Jahrhundert währte. Und durch
dieselben Grenzen ist auch die Epoche abgesteckt,
mährend der Bamberg in der Geschichte der
Kunst eine bemerkenswerthe Rolle spielte." Von
den literarischen Werken, den herrlichen Codices
und ihren Miniaturen sowie auch von großen
Werken der Malerei ist übrigens in Bamberg
heutzutage nicht mehr viel zu suchen; nur ein
kleiner Theil davon ist noch an Ort und Stelle
erhalten, das klebrige aber in alle Welt zer-
streut worden. Doch das alte Wahrzeichen Bam-
bergs, sein herrlicher Dom init der Vierzahl
leichter, schöner Thürme steht heute noch uner-
schüttert da. Ein solcher stolzer Kirchenbau aus
so großer Vergangenheit ist wirklich werth, daß
er ein Gemeingut aller Künstler und Kunst-
freunde werde und es ist daher diese photogra-
phische Ausnahme in 00 scharfen und sauber sich
präsentirenden Tafeln sehr zu begrüßen. Welch'
eine Menge romanischer Motive lassen sich hier
aus dieser reich fließenden Ouelie schöpfen für
Architekten, Altarbauer, Bildhauer und Orna-
mentiker! Unerschöpflich fast fließen diese Quellen
aus Kapitellen, Säulen, Basen, Friesen u. s. w.,
nicht weniger auch aus den Figuren, wie sie so
zahlreich besonders die herrlichen Portale schmücken.

Die geschichtliche Einleitung gibt zuerst Kunoe
über die Bauzeit, wie sich der Dom unter Otto
dem Heiligen (1102—1139) nach einem großen
Brandunglücke zum zweiten Male ans Schutt
und Trümmern erhob und 1111 eingeweiht wurde.
Aber im Jahre 1185 brach wieder ein Feuer aus,
das mit dem Dome zugleich den ganzen umliegenden
Stadttheil in Asche legte. Nach dieser Katastrophe
gieng man sofort an den Wieoerausbau. Unter
Thiemo (1192—1202) wurde eifrig am Bau
gearbeitet, namentlich ist es der Ostchor, der
älteste Theil des Domes, der von ihm und
seinem Vorgänger herstanunt. Als eigentlicher
Bauherr jedoch, der mit jugendlichem Feuer
und großartigem Sinne die alte Kathedrale wie-
der zu netier Pracht erstehen ließ, ist Eckbert,
wiederum ein Gras von Andechs und Meran
(1203—1237) anzusehen. Der ganze Bau ein-
schließlich des Peterschores, sogar die West-
thürme mit inbegriffen, fällt in die Negierungs-
zeit dieses Bischofs, den 1237 auf einem Kriegs-
zuge in Wien der Tod ereilte. Der Bamberger Dom
ist also im Wesentlichen, soweit er heute sichtbar vor
unserem Auge steht, das gewaltige Werk eines
einzigen Mannes. Das Merkwürdigste an
dieser Thatsache ist jedoch der Umschwung, den
die künstlerische Anschauung des Bischofs mit der
Zeit genommen: während er Anfangs am Georgen-
chor nur das Werk seiner beiden Vorgänger sort-
setzt und dabei die Formensprache des alther-
gebrachten romanischen Stiles beibehält, führt er
vom Ouerschiffe an die neue, soeben erst in
Frankreich auftauchende Bauweise ein, die unter
dein Namen der Gothik die ganze Welt erobert
hat. Und es nimmt sogar unter den Bauten
der Uebergangszeit der Bainberger Don: auch
heute noch einen hervorragenden Raum ein.

J>t zweiter Linie bespricht die Einleitung die
Skulpturen des Domes. Hier sind zwei Grnppen
deutlich zu unterscheiden: eine ältere in ausge-
 
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