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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 2
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Drexler, Eugen: Albrecht Dürers Stellung zur Reformation, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0019

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Archiv für christliche Kunst.

Organ des Rottenburger Diözesan-Vereius für christliche Kunst.

perausgeaeben und redigirt von Pfarrer vetzel in St. Lhristiiia-Raveiisbnrg.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Knustvereins,
für denselben: der Vorstand Pfarrer vetzel in St. Lhriftina-Ravensbnrg.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für M.2.05 durch die wnrtiembeHischen (M. 1.90
im Stuttgarter Bestellbezirk). M. 2.20 durch die bayerischen und die Reichspostanstalteii,

C fl. 1.27 in Oesterreich. Frcs. 3.40 i>i der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden rUnr

» 2. auch angenommen von allen Buchhandlungen sowie gegen Einsendung des Betrags direkt y

nun der Expedition des „Deutschen BolksblattS" in Stuttgart, Urbnnsstraße 94, znm
Prei'e Non M. 2.05 halbjährlich.

Albrecht Dürers Stellung zur
Reformation.

Von E. D r e x l e r, Ravensburg.

(Fortsetzung.)

Als der Legat Campeggio am. 14. Atärz
1524 zu dem Reichstage nach Nürnberg kam,
war die Bevölkerung bereits so verhetzt, daß
die entgegenreitenden Fürsten ihm riethen,
nicht im geistlichen Ornate, sondern int ein-
fachen Reiseanzuge die Stadt 51t betreten.
Am 3. März 1525 veranlaßte der Rath ein
Religio ns gespräch, wobei nur lnehr
die Karmeliter, Franziskaner und Domini-
kaner als Vertreter derKatholiken erschienen,
die übrigen Ordenskonvente waren unter
sich gespalten oder hatten sich bereits, wie
der größere Theil des Weltklerus, der
Neuerung angeschlossen. Da aber das Prä-
sidinvt aus lauter „evangelisch" Gesinnten
zusamniengesetzt war, erschienen die alt-
gläubigen Orden schon aus der 5. Sitzung
nicht mehr, und erklärten schriftlich, sich
nicht parteiischen Richtern, sondern einzig
den Weisungen ihres Ordinarius, des
Bischofs von Bamberg, fügen zu wollen.
Da entschied sich der Rath rasch für die
allseitige Durchführung der Refornlation.
Mit welcher Gewnltthätigkeit dabei ver-
fahren wurde und welche Zuchtlosigkeit sich
unter beit Reformfreunden selbst breit
machte, erfahren wir nicht blos aus den
MittheilungLN des bierin vielleicht partei-
ischen Pirkheimer, auch Hans Sachs,
obwohl selbst Anhänger Luthers, klagt
darüber: „Es ist nur viel Geschrei und
wenig Wolle um euch. Wenn ihr evan-
gelisch wäret, wie ihr rumoret, so thätet
ihr die Werke des Evangeliums. Mit dem
Fleischessen, Rumoren, Pfaffenschänden . ..
habt ihr Lutherische der evangelischen Lehre

' selbst große Verachtung gemacht." *) Am
meisten hatten darunter die beiden Franen-
konvente zu St. Katharina (Dominikaner-
innen) und St. Klara (Klanssinnen), wo
sich W. Pirkheimers älteste Schwester als
Aebtissin, eine zweite Schwester, sowie
zwei seiner Töchter als Nonnen befanden,
zu leiden.2) Nicht genug, daß ihre Beicht-
väter ans der Stadt vertrieben und ihnen
lutherische Prediger anfgenöthigt wurden,
wandte man auch, besonders von Seiten
der lutherisch gewordeneil Angehörigen
einzelner Nonnen, brutale Mißhandlungen
an, unl dieselben zum Austritt aus deiu
„verdauunlichen Klosterstaude" zu bewegeu.
Vergebens reichte Pirkheimer auf die
Bitten seiner Schwester eine Schutzschrift
zu Gunsten der bedrängten Nonnen beim
Rathe ein. Wenn ben alternden Staats-
mann schon vorher die Gewaltthätigkeiten
und Unordnungen, welche Luthers Lehre
in seiner unmittelbaren Umgebung hervor-
riefen, erschreckt hatten, so gab ihm diese
Mißachtung seiner uninittelbarften Fa-
milieninteressen den letzten Anstoß, mit
mit der Reformationspartei völlig zu
brechen, und so zerfiel er selbst mit seinem
| alten Freunde Lazarus Spengler derart,
daß er ihn „einen stolzen Schreiber ohne
alle Ehrbarkeit" nennen konnte.3)

Daß solche Parteiumtriebe auch den
friedsamen und verständigen Dürer tief

Ein Gespräch eines evangelischen Christen
mit einem lutherischen. —Nürnberg 1524. Bl. 4 a.;
bei Janssen II. Bd. 16. A. S. 357.

2) Vgl. C. Döfler, der hochberühmten Cha-
ritas Pirkheimer, Aebtissin von St. Klara zu
Nürnberg, Denkwürdigkeiten aus dem Refor-
mationszeitalter. Bamberg 1852. — Vgl. K.-Ler
X. Bd. S. 11 ff.

_ 3) Thausing II. Bd. S. 255 f. Janssen a. a. O.
S. 357.
 
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