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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 3
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Kümmel, Konrad: Die Kirchlichen Metallarbeiten, [9]: eine systematische Darstellung
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Drexler, Eugen: Albrecht Dürers Stellung zur Reformation, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0030

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24

Oberlandes ans der Spätzeit im Atlas
ausgenommen. Wenn anch die Aussicht
vorhanden ist, daßderJnventarband Nr. III
diese Lücke einigermaßen anszufüllen suchen
wird, so bleibt doch zu bedauern, daß auf
den: kleinen Format desselben kein Gitter
voll zur Wirkung kommen kann. Jtt dieser
Beziehung hat sich das Werk von K i ck
n. Pfeiffer „Barock, Rokoko und
Louis XVI. aus Schwaben und der
Schweiz, C. Ebner, Stuttgart (80 Natur-
ansnahmen in Gr. Folio mit Text)", ein
Verdienst erworben, indem es eine Reihe
der schönsten Chorgitter unseres Landes
aus der Barock- uub Rokokozeit in größtem
Format nbbildet, z. B. Obermarchthal,
Weingarten, Zwiefalten, St. Gallen, in
je mehreren Aufnahmen.

Die französische Revolution schnitt wie
mit einem Fallbeil jäh die herrliche Blüte
des Kunstschmiedens ab. Es kam das Gnß-
eisen auf mit feinen entsetzlich nüchternen
Formen, mit seinem unkünstlerifchen Wesen,
und so blieb es, bis in den 70er Jahren
schüchtern wieder die älteste aller Zünfte
und Meisterschaften, die edle Schmiedetünst
sich erhob zu rnehr als handwerksmäßigen
Arbeiten. Mit dem Renaufleben des
Barock und neuestens des Rokoko kamen
auch die Knnstschmiedearbeiten wieder in
Aufschwung. (In München im höchsten
Grade im neuen Justizpalast; die dortigen
Motive lehnen sich stark an die schönsten
oberschwäbischen Rokoko-Chorgitter!) In
München, Berlin, Stuttgart u. s. w. ver-
steht man wieder kunstnräßig zu schmieden,
und ganz besonders ist es ein Künstler
iu Württentberg, Braun in Ravensburg,
welcher mit wahrer Virtuosität in voll-
endeter Meisterschaft das warme Eisen
zu den herrlichsten Gestalten sonnt.

(Fortsetzung folgt.)

Albrecht Dürers Stellung zur
Reformation.

Von E. Drexler, Ravensburg.

(Schluß.)

So mußte Petrus als müder, phlegma-
tischer Greis Z schon ans ästhetischen Grün-

0 Nach der Schilderung der Evangelien er-
scheint zwar Petrus als ausgesprochener Sangui-
niker. Da er aber in der christlichen Kunst ge- I

den hinter bem jugendfrischen, sinnigen Jo-
hannes , für den Dürer schon feit seiner
Illustration der Apokalypse eine besondere
Vorliebe hatte und zu dessen Verherrlichung
er nun fein bestes Können einfetzen wollte, in
den Hintergrund treten. Anderseits kanll
man aber in dem Umstande, daß der Künstler
Petrus die Schlüssel in die Hand gibt,
nicht ohne weiteres ein katholisches Glan-
bensbekenntniß erkennen, denn die Schlüssel
sind nur das herkömmliche Attribut des
Apostels, ohlie das er unter den übrigen
schwer erkennbar wäre. Eine eingehendere
Erklärung der Bilder würde dm Rahmen
unseres Themas überschreiten. Es ge-
nügt, daraus hinzuweisen, daß dieselben
unter feinen Umständen als Tendenzbilder
aufznfassen sind und daß gegen die An-
nahme eilies nuteten Zusammenhangs
zwischen Wort und Darstellung der ein-
zelnen Apostel der Umstand spricht, daß
Dürer, wie aus der oben ermähnten Be-
merkung des Schreibmeisters Nendörffer
zll mtnehmell ist, erst liach Vollendung
der Bilder gemeinsam mit Reudörffer die
Auswahl der Stellen aus der Hl. Schrift
getroffen hat.

Was den Charakter der religiös eit
Bilder des Meisters im allgemeinen ')
betrifft, so wurde behauptet, schon seine
Vorliebe für Passionsdarstellungen mtb
die Wärme mit der er den Erlösungstod
des Herrn, „beit Angelpunkt des prote-
stantischen Bekenntnisses" in seinen Bildern
behandle, seien der Ausdruck seines ächt
„evangelischen" Geistes. „Evangelisch"
sind sie in der That, aber in der allge-
meinen Bedeutung von biblisch, nicht in
dem exklusiven Siilne der Reformatoren.
Zudem vollendete Dürer die drei berühm-
testen Passionsfolgen lange vor dem Anf-
treten Luthers. Auch in den Madonnen
des Künstlers läßt sich weder vor noch
nach 1517 etwas ausgesprochen „Prote-
stantisches" erkennen. Es ist wahr, daß
Dürer's spätere Kompositionen nicht mehr

wohnlich als Greis dargestellt wird mtb nach
den medizinischen Handbüchern des M.-A. vom
50. Lebensjahre an „die flegma" regiert, so ist
es keine willkürliche Laune des Meisters, weint
er dem Fürstapostel einen phleginatisch-kontem-
plativen Charakter beimißt.

0 Vgl. Reforination und die bildende Kunst
v. A. G. in d. „Histor.-polit, Blattern" 98. Bd.
1886.
 
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