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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 3
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Drexler, Eugen: Albrecht Dürers Stellung zur Reformation, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0032

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26

man muß den Katholiken den Glaube:! an
die Erlösung durch Jesus Christus als der
einzigen Quelle unseres Heils, also das
Christenthnm absprechen, um bei Dürer
dein Schriftwort: „Alles ist euer" die be-
liebte Anwendung zu geben, d. h. nur die
Kunst des großen Meisters protestantisch
zu machen."

Trotzdem blieb Dürer bis zu seinem am
6. April 1528 erfolgten Tode Luthers
Partei ergeben. Ein unzweideutiger Be-
weis dafür sind die Aenßerungen seiner
Freunde und Zeitgenossen anläßlich der
Todeskunde. Der Erfurter Humanist
Eoban Hesse, Hutten's Freund und Mit-
streiter, der damals an der Gelehrten-
schule in Mirnberg wirkte, verfaßte und
veröffentlichte zur Leichenfeier in Eile ein
Gedicht unter dem Titel: Epicedium in
funere Alberti Dureri. Ein Exemplar
davon schickte er nebst einem Briefe, in
dem geschildert ist, wie das Hinscheiden
des unvergleichlichen Mannes nahezu die
ganze Stadt in Trauer versetzt habe, an
seinen Landsmann, den Prediger Johannes
Lange, ein zweites an Luther, der in
kürzester Frist darauf antwortete:

„De Durero sane pium est optimo
viro condolere; tuum vero est gratu-
lari, ut quem Christus tarn instructum
et beato fine tulit ex bis temporibus
turbulentissimis et forte adhuc turbulen-
tioribus futuris, ne qui dignus fuit non
nisi optima videre, cogeretur pessima
videre. Quiescat igitur in pace cum
suis patribus. Amen." * 2) Mela N ch-
thon nwllte die Todesnachricht kann:
glauben und klagte, daß Deutschland einen
Biedermann und einen Künstler zugleich
verloren habe. — Bei dem versöhnlichen
Charakter Melanchthons wäre es noch am
ehesten denkbar, daß er beim Hinscheiden
des großen Künstlers ein Wort der Theil-
nahnre gehabt haben würde, auch wenn

‘) Vgl. Thausing II. S. 297 ff.

2) Deutsch (n. Thausing): „Was Dürer be-
trifft, so ist es fromme Pflicht, den besten Mann
zu betrauern; du aber magst ihn glücklich prei-
sen, daß ihn Christus so erleuchtet und gottselig
weggenommen hat aus diesen stürmischen und
wohl bald noch stürmischer werdenden Zeitläuften,
damit er, der würdig war, nur das Beste zu
sehen, nicht gezwungen wäre, das Schlimmste mit
anzusehen. So ruhe er denn im Frieden bei
seinen Vätern. Amen."

derselbe in seinen resorinatorischen Grund-
sätzen später schwankend geworden wäre.
Wer aber Luthers Heftigkeit und Schmäh-
sucht gegen alle, die ihm zu wider-
sprechen wagten, kennt, der wird eher alles
für möglich halten, als daß er einen Ab-
trünnigen einen „von Christus erleuchteten
und selig verschiedenen" Mann nannte.
Luther konnte über Dürer's Gesinnung
schwerlich schlecht unterrichtet sein. Noch
im Jahre 1526 war Melanchthon mit
Dürer zusammen; mit Eoban Hesse und
Kamerarius stmd der Meister noch in
seinen letzten Tagen in freundschaftlichem
Verkehre und war nicht der Mann, seine
Meinung aufrichtigen Freunden gegenüber
zu verbergen. Schon die Thatsache, daß
Eoban Hesse das Epicedium sogleich an
Luther sandte, läßt erkennen, daß dieser
seit jener Beschenkung im Jahre 1518
nicht blos für Dürer's Kunst, sondern für
den ganzen Mann stets lebhaftes Interesse
bezeugt hatte.

Nach dem Vorgänge von Sträter
(„Literarische Rundschau" 1876 S. 203)
haben viele in den Worten Pirkheimer's
in dem wiederholt citirten Briefe an Tscherte,
Dürer sei „ganz christenlich und
seliglich verstorben",^ den Beweis
finden wollen, daß er die heiligen Sterb-
sakramente enlpfangen, also als über-
zeugungstreuer Katholik verschieden sei.
Der Ausdruck ist zu allgemein, um eine
so weitgehende Auslegung zuznlassen. Ein
Empfang der Sakramente ist bei Dürer
schon deswegen unwahrscheinlich, weil sein
Tod so unerwartet eintrat, daß Pirkheimer
nicht einmal Zeit hatte, über die Straße
zu eilen, mit seinem Freunde ein letztes
Lebewohl zu sagen. Nach der Haltung
Dürer's in seinem Leben, wo er sich als
„frommer Biedermann" gezeigt, und nach
dem Grundsätze: De mortuis nihil nisi
bene konnte Pirkheimer den Tod seines
lieben Freundes, wenn er auch selbst nicht
Zeuge davon war, nicht anders als „christ-

Z Die ganze Stelle lautet: „Aber wie dein,
wir müffen die Sach Gott befehlen, der woll dein
frommen Albrecht gnädig und barmherzig sein,
denn er hat wie ein frommer Biedermann gelebt,
so ist er auch ganz christenlich und seliglich ver-
storben, darum feines Heils nit zu fürchten ist.
Gott verleih uns sein Gnad, daß wir ihme zu
seiner Zeit.seliglichen Nachfolgen." — B. Zucker
a. a. O. S. 75.
 
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