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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 3
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [10]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0034

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28

Jakobus geweiht, wurde jedoch, weil zu
klein uitb baufällig geworden, int Jahre
1715 abgebrochen, aber schon im folgen-
den Jahre auf Kosten des Pfarrers als
Universaldecimators vollständig nett er-
baut. Am 5. Dezember 1719 wurde die
ttette Kirche vom Bischof Ferdinand Kon-
rad vott Waldegg von Konstanz fammt bett
drei Altären geweiht, und zwar geschah
diese Weihe der Kirche zu Ehren der un-
befleckten Empfängniß Mariens. Dieselbe
steht auf einer kleinen Anhöhe am nörd-
lichen Ende des Ortes und zeigt nicht un-
günstige architektonische Verhältnisse; die
Länge des Schiffes beträgt ca. 12 m, die
Breite 8,60 m und die Höhe 5,44 m, und
ist int Innern Raunt für ca. 200 Sitz-
plätze geschaffen, vollständig hinreichend für
die jetzige Seelenzahl der Pfarrgenteinde.
Die innere Ausstattttug der Kirche tttit
drei Altäreti uttd einer Kattzel geschah
wohl unntittelbar ttach Vollendung des
Neubaues, da an der Kattzel als Mono-
gramnt und Jahreszahl: G. 1716 Sch.
angebracht ist. Außer ileinett Ausbesse-
rungen in den Jahren 1832 uttd 1842
scheinen feine bedeutenderen Reparaturen
bis zum Jahre 1856 stattgesundett zu
haben, in welchem Jahre der jetzige Thurm
(Dachreiter) neu gebaut wurde, der int
Jahre 1865 attch drei ttette Glocken er-
hielt.

Ant 3. Juli 1891 giettg ein sehr ver-
heerettdes Hagelwetter über die Gegend
hernieder ttttd zertrüntnterte an der Kirche
zu Ahlen die Fenster an der Nord feite
vollstätidig. Bei der Attschaffung vott
neuen Fettstern, die mit sog. Butzenscheiben
ausgeführt wurden, hat der Kirchenstif-
tungsrath zugleich auch über die Trocken-
legttttg der Kirche beratheu. An vielett
Landkirchett, welche noch den Gottesacker
zu ihrer Umgebung habet!, bestand und
besteht leider heut zu Tage noch der Usus,
daß unmittelbar an den Außen-
wänden der Kirche Beerdigungen
ftattfinbett. Dadurch hat sich bei solchen
Gotteshäusern der Humus mit dieselben
bedeutend erhöht, oft bis zu eiltet» Meter
und noch weiter! — und das Niveau des
Bodenbelags der inneren Kirche bekam da-
durch eine solche Tiefe, daß nicht nur eilte
beständige Feuchtigkeit die unteren Theite
der Kirchenmauer zersetzt, sondern auch bei

Negeuwetter das Wasser oft von allen vier
Regionen in die Kirche eindringt. Diese
Kalamität herrschte zum Theile auch an
unserer Kirche in Ahlen. Darum wurden
im Souttner 1893 nach kirchlicher und
staatlicher Genehmigung zuerst die schad-
haften Gottesackermauern erneuert, dann
ein Theil des sehr erhöhten Gottesackers
— um den Chor betrug die Erhöhung
über einen Meter! — abgetragen und ein
Versickerungsgraben von 1 m Tiefe und
80 cm Breite um Nord-, Ost- und Süd-
seite der Kirche angelegt. Daran schloßen
sich dann die Ausbesserungen des Kirchen-
daches, die Gypserarbeiten für den äußeren
Verputz der ganzen Kirche, die Aus-
grabungen im Innern der Sakristei mit
nachfolgender Betonnung und neuem
Bodenbelag, die Anbringung von Dach-
rinnen um die ganze Kirche u. s. w. Alle
diese Arbeiten waren im Herbste 1893
vollendet und erforderten in runder Sunune
einen Aufwand von 2900 Mark.

Jetzt erst, nachdetn diese äußere Re-
stauration vollendet und damit zugleich
eine trockene, den äußeren Einflüssen der
Witterung möglichst Stand haltende Kirche
hergestellt war, dachte der würdige und
praktische Psarrherr Sch aller mit seinem
Kirchenstiftungsrath attch an eine innere
Renovation des Gotteshauses. Hiezu
wurde aber vor alleut der Rath des Diö-
zesau-Kunstvereins eiugeholt uud dann im
Frühjahr 1894 mit der Restauration be-
gonnen. Da die Kirche in ihrer ursprüng-
lichen Einrichtung aus dem Anfang des
vorigen Jahrhunderts, der Zeit auch ihrer
Erbauung, 1716, wie wir oben gesehen,
noch vollständig und einheitlich, wie diese
damals durchgesührt wurde, erhalten blieb,
war die Frage, was soll entfernt werden,
was erhalten bleiben, bald gelöst. Alle
inneren Einrichtungen konnten vollständig
in ihren: Bestände belassen werden und
bedurften blos einer Farbenerneuernng und
theilweiser frischer Vergoldung; mancher-
orts bedurfte es sogar blos einfacher Rei-
nigung von Staub und Schmutz. In
dieser Weise wurden dann von dein Deko-
rationsmaler Tranb in Zwiefalten die
drei Altäre und die Kanzel behandelt und
erscheinen sie nunmehr wie in neuem,
schönem Gewände. Auch die dekorative
Ausmalung der Kirche wurde detnselben
 
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