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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 3
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Mayer, Franz Xaver: Zwei interessante romanische Gebäude in Comburg
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Busl, Karl Anton: Ergänzungen zu dem Artikel: das Chorgestühl in der Kirche zu Weissenau
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0038

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Haar in grauer Tunika und schwarzem Mantel,
braun gefüttert, hält das Schwert in der Rechten
und die Linke vor die Brust.

Aus der Nordseite schaut:

7. „S. Johannes baptista" gegen den
Altar. Sein Kleid von Kameelhaaren ist dunkel-
braun, ebenso Bart- und Haupthaare; über dem
Kleid hat er rothen Mantel, während die Beine
von den Knieen ab bloß sind. In der Linken
hält er ein Buch mit dein Lämmchen, mit der
Rechten daraus weisend.

8. „Daniel pha." (= propheta) in einem
weißen Kleid mit gelben Aermeln, rothem Mantel
und dunkelbraunen Stiefeln.

Aus beit beiden Seiten nach Westen sind die
Evangelisten zu sehen:

9. „S. Matth eu s Egst." (nach der Inschrift),
in schwarzen Schuhen, grünem Unterkleid und
braunem, gelb gefüttertem Mantel, hält ein rothes
Buch geschlossen vor der Brust mit beiden Händen.
Seine Barthaare sind braun, seine schwarze Kappe
reicht in den Nacken. Zu seinen Füßen ist die halbe
Figur eines Engels mit gelbem Kleid, rothen Flü-
geln mit grünem Oberrand und gelben Kopfhaaren.

10. „S. Markus Egst." hat eine graue
Tunika mit rothem Kragen, hält ein offenes, be-
schriebenes Buch in der linken Hand, während die
rechte das Kleid trägt. Sein Antlitz ist bartlos,
die Haare sind schwarz, die Mütze darüber roth
mit grünem Rand. Die Hälfte des Löwen zu
seinen Füßen ist gelb.

11. „S. Lukas Egst.," gekleidet in ein weißes
Unterkleid, darüber ein brauner Mantel, hat in
der Linken ein offenes, beschriebenes Buch und
zeigt mit der Rechten darauf. Haare und Voll-
bart sind dunkel; der Hut ist schwarz, ebenso die
Schuhe; das halbe Rind unten ist roth.

12. „S.Johannes Egst." endlich hat bloße
Füße und Beine, grüne Tunika, rothliche Toga,
gelbe, lockige Haare ohne Kopfbedeckung, eine
Rolle in der Linken, ans sie mit der Rechten deutend,
und einen halben, schwarzen Adler zu Füßen. Beide
letztere Evangelisten schauen einander entgegen.

Unter den Gewölberippen und Konsolen sind
Karyatiden gemalt, wie auch das Gewölbe Ver-
zierungen ausweist, aus dem Jahr 1562 lober-
halb der Thüre im Ornament angeschrieben).

Außer den vier vorhandenen (Schenken-, Jo-
sephs-, Michaels-, Erhardskapelle) und der 1829
abgebrochenen fünften ältesten Bartholomäus- oder
Marienkapelle (vom 15. Abt Heinrich von Scheffau,
1253, 56, 57, 62 urkundlich genannt, restaurirt,
da sie vom Abt zu unterhalten war) waren noch
mehrere Kapellen vorhanden:

6. eine zu Ehren des Johannes Bapt., an
der Nordseite der Ki: che, in welcher nach Wacker
der Leib des 25. Ables Erkingerus Veldner oder
von Stetten, welcher 25 Jahre Abt gewesen, 1399
oder in den ersten Jahren des 15. Jahrhunderts
gestorben und da begraben war, in einem höl-
zernen Sarg an Allerheiligen 1549 unverwest
ausgesunden wurde, als sein Grab bei der Be-
erdigung des Heinrich Spies geöffnet wurde;

7. eine Thomaskapelle (sacellum in ho-
norem st. Thomae) unter dem Chor der alten
romanischen Pseilerbasilika (1707—17 in eine

Barockkirche umgebaut), welche beide letztere Ka-
pellen bei diesem'Umbau weichen mußten.

Weiter werden noch genannt („Zeitschr. s. württ.
Franken" 1888 S. 39 s.) eine

8. Josen- oder Jodokskapelle, eine andere

9. der hl. Katharina geweiht, und

10. eine über dem Kerner, deren Platz nicht
mehr ausfindig gemacht werden konnte. Ter
Adelmannsbau, westlich vom Archiv, hieß zwar
ursprünglich „neuer Bau ob der alten Kapelle",
aber welche von diesen drei letztgenannten damit
gemeint war, kann nicht entschieden werden.

Ergänzungen zu dein Artikel: Das Ehor-

gestühl ni der Airche zu IDeiffeuau.

(Archiv Nr. 1.)

Von Pfarrer K. A. Busl.

Nr. 3 rechts (südlich). Ein Prämonstratenser
trägt aus dem linken Arm das Christkind und
hält in der linken Hand eine Lilie. Dies ist der
selige Hermann Joseph, Prämonstratenser
in Steinseld, j 1241; Fest am 7. April. Tie
stehende iveibliche Figur links unten dürste als
Maria, das kriechende Kind wiederum als der
selige Hermann Joseph anzusprechen sein, welcher
nach der Legende in seiner arm verlebten Kind-
heit aus Weisung Marias unter einem Steine
jedesmal Geldmünzen suchte und fand, wenn er
in großer Noth sich befand (Vgl. dl. Stolz,
christl. Sternhimmel, 7. April).

Nr. 7 links (nördlich). Prämonstratenser mit
Vögeln, stellt vermutlich — weitere Forschung
Vorbehalten — den Mönch aus diesem Orden
und 1236 Bischof von Ratzeburg gewordenen
hl. Ludolf dar. Gestorben 1250, wurde er im
14. Jahrhundert kononisirt und der 29. März ihm
als Festtag zugewiesen.

Nr. 11 links (nördlich). Ein Mann mit Nimbus
in vornehmer weltlicher Kleidung sitzt in einem
Lehnstuhl. Vor ihm schwebt Maria aus den
Wolken und heilt ihm die vom Arnie getrennte
rechte Hand wieder an. Dieses Relief stellt den
hl. Johannes Damascenus vor. Als Rat
und oberster Verwalter des Kalifen von Damas-
cus <daher erscheint er hier noch in vornehmer
weltlicher Tracht, während er später in das Kloster
(bte Laura) des hl. Sabas eintrat und Priester
wurde), ward er von Kaiser Leo dem Jsaurier,
dessen berüchtigter Bilderstürmerei er mit Wort
und Schrift entgegengetreten war, bei dem Kalifen
des Verraths fälschlich beschuldigt. Dieser ließ
ihm, dem falschen Bezicht glaubend, die rechte
Hand abhauen, woraus nach der Legende Maria
aus Flehen des unschuldig Verstümmelten ihm
die Hand wieder so anheilte, als wäre sie nie vom
Arme getrennt worden?) Nachdem nun auch
diese drei Reliefs bestimmt find — harren nur
noch 'zwei der Deutung.

H Diesen Vorgang schildert ähnlich ein Kupfer-
stich in der Pinacotheca Mariana , trimestre
secundum, der Gebrüder Joseph und Johann
Klauber in Augsburg beim 6. Mai, während das
Fest des Heiligen jetzt am 27. März gefeiert wird.

Stuttgart, Buchdruckerci der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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