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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 4
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Kümmel, Konrad: Die kirchlichen Metallarbeiten, [10]: eine systematische Darstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0039

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Organ des Kotteiiburgei Diözesan-Wereins für christliche Rimst.

peransgegeben und redigirt von Pfarrer Detzel in St. Lkristiiia-Ravensbiirq.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Rnnstvereins,
für denselben: der Vorstand Pfarrer Detzel in St. Lbriftina-Ravensbnra.

^ 4-

Erscheint mvnatlich einmal. Halbjährlich für M. 2.05 durch die württeinbergischen (M. 1.00
im Stuttgarter Bestellbezirk), M. 2.20 durch die bayerischen und die Reichspostanstalten,
fl. 1.27 in Oesterreich, Frcs. 0.40 in der Schiveiz zu beziehen. Bestellungen werden
auch angenommen von allen Buchhandlungen solvie gegen Einsendung des Betrags direkt
von der Expedition deZ „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, Nrbansstratze 94, zum
Preise von Bi. 2.05 halbjährlich.

t!>()(-.

i>ie kirchlichen Metallarbeiter!.

Eine systematische Darstellung von
Kourad Kümmel.

(Fortsetzung.)

II. Die Schmiedekunst; Schluß.

Sehen wir uns nun die Besonderheiten
und Vorzüge der Schmiedekunst etwas
näher an, nur ihre Stellung und ihr Ver-
hältniß zuul Ganzen des Kunsthandwerks
zu verstehen, sowie um ihre eigentliche in
der Natur ihres Daseins liegende ästhetische
Aufgabe zu erkennen.

Durch die Art der Technik ist der Cha-
rakter der Kunstschmiedearbeiten gegeben.
Der Schmied hat es in der Hauptsache
mit Stäben zu thun, die er bald gerad-
linig, bald in Bogen, Kurven und Spi-
ralen zu einen! ganzen Netz zusammensetzt
(Gittermerke). Einzelne Theile dieser
Stäbe werden breit gehänunert, so daß sich
Blätter und Ornamente ans ihnen gestal-
ten lassen; andere werden zu feinen, dünnen
Drähten gebildet, die sich aufrollen und
in Schnörkeln winden; endlich werden
ganze Eisenknollen zu plastischen Gebilden,
Rosen und Rosetten, Köpfen und Figuren
n. s. w. verhämmert; so entstehen die herr-
lichen Gitter nüt ihren! reichen Wechsel von
den wesentlichen Hauptlinien und dein
Schmuck des Beiwerkes. Andere Schmiede-
arbeiten sind die B e s ch l ä g e. Hier sind
die Eisenstäbe breit geschlagen zu dicken
Eisenbändern, die sich kreuz und quer über
die Thüren und Schränke dahinziehen,
nur selten ein Relief zeigen, aber» durch
ihre scharfen Konturen die herrlichsten
Ornamente, besonders in stilisirten Pflanzen--
formen zeigen. Man sieht: diese Knnst-
schiniedearbeiten sind als Fläch endekora-
tionen, Flächenfüllungen und Flächen-
belebungen gedacht, iv! Gegensatz zu den

Rnndsiguren und Halbfiguren (Reliefs) des
Knust g ns s es. Sie haben ihre Wirkung nicht
in der Plastik, sondern in den Konturen,
in der Harmonie der Linien, in den Um-
rissen und Silhouetten ihrer O r u a-
n! e n t e, einzig von dem Aufriß, der Vorder-
seite angesehen; sie haben also im Gegen-
satz zu den Werken der eigentlichen Plastik
nur diese eine Schaufelte. Die Gitter
alle, groß und klein, bis zu den riesigsten
Chorbogenfüllungen, find, wenn auch dann
und wann geschweift, immer als Flächen-
füllwerke gedacht, welche die geschlossene
Rückwand entbehren können und selbst-
ständig an Stelle derselben stehen. Sie
haben damit eine nahe Verwandtschaft mit
den Werken der zeichnenden und malenden
Kunst, die auch auf Flächen angewiesen
ist und nur durch Linien und Konturen,
des Prospektes wirkt. Bei kleineren Tbür-
und Fensterfüllungen, wo sich das Gitter-
werk klar von dein dunklen Hintergrund
abhebt, und bei den Beschlägen ist dies
ohne weiteres einleuchtend; bei großen
Werken aber, z. B. bei den Chorgittern
bricht die Flächenwirkung in der Regel
nicht so leicht durch, weil eben der Hinter-
grund durch Hochaltar, Chorgestühl u. a.,
welche zwischen dev! Gitter durchschauen,
unruhig erscheint. Sieht man aber solch'
ein Gitterwerk von möglichster Ferne an,
so daß der Hintergrund dunkler erscheint,
oder verhängt man einrnal diesen Hinter-
grund mit einen! hellen Tuche u. s. w.,
danu tritt sein Ganzes, die Komposition
der Linien und Konturen erst klar heraus
und man steht bewundernd vor der
Kunst der zeichnerischen Vollendung,
die ihm innewohnt. Vielfach sind solche
Gitter auch vergoldet worden, wodurch
allerdings die Wirkung ganz erheblich ge-
steigert und die Uebersicht des Ganzen der
 
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