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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 4
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [10]
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Mentz, ...: Grabdenkmal des Berndt von der Schulenburg in der St. Katharinenkirche zu Brandenburg a. d. Havel
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0045

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38

rechts und links die Heiligen Dominikus
und Theresia. Tie Äbschlußuische zeigt
hier den hl. Joseph nnb das Antipendium
Die Flucht nach Aegypten, Während die
Predella eine Krippendarstellnng für die
heilige Weihnachtszeit in ihrem Innern
trägt. Die Kanzel mit den Statuetten
der lateinischen Kirchenvater ist gleichfalls
ans Eichenholz gebaut und wie die Seiten-
altäre mit Klarheit und Konsequenz
in ihrem Entwurf und ebenfalls nüt
großer Feinheit in den Ornamenten bnrd;-
geführt.

Was d i e A u s in a l u n g der Kirche an-
langt, so fam hier Dekorations- und Fi-
gnrenmalerei in ivohlthuender Abwechs-
lung zu ihrem Rechte. Erstere besorgte
Maler Forderkunz in Jsny mit feinen
Söhnen. Unter den Fenstern erhielt die
Wand einen starken, braunen Ton, dar-
über eine einfache Ornamentbordüre; der
gelbgrünliche Wandton ist blos durch die
Fenster und die großen Stationenbilder
unterbrochen. Der große Plafond des
Schiffes mußte für die Aufnahme von
fünfKompositionen eigens eingetheiit werden
und geschah dies in der Weise, daß das
Hauptbild die Mitte einnahm, die vier
anderen Bilder aber in Medaillonform in
die vier Ecken kamen. Der Ton des
Plafonds stimmt gut zum Wandton und
ist leichter als letzterer gehalten; die llm-
rahmnngen der Gemälde bilden günstig
gewählte, gut und stylvoll gezeichnete Orna-
mente. Die einfachen, der deutschen Spät-
renaissanee entlehnten Motive wirken gut
und lassen doch die signralen Darstellungen
zu ihrem vollen Rechte kommen. Rur in
der Hohlkehle ist des Guten fast zu viel
geschehen; ein einfacher Ton oder ein Orna-
ment mit nur ganz einfacher Polychromi-
rnng würde genügt und wohl auch ruhiger
gewirkt haben. Sauber, einfach und stim-
mungsvoll ist auch der Chor dekorirt und
würden wir hier sogar die fchablonirten
Ornamente in dem qnadrirten Wandton
leicht vermissen. Ganz gut erscheinen uns
auch die Fensterleibungen behandelt; durch
die verschiedenartige Polychromirung der-
selben Ornamente und wiederum durch
den Wechsel der letzteren ist eine große
Reichhaltigkeit mit einfachen Mitteln er- ;
zielt. Die f i g u r alen Darstellungen am j
Plafond des Schiffes enthalten die fünf!

Geheimnisse des glorreichen Rosenkranzes
und sind mit Anlehnung an die betreffen-
den Führich'schen Darstellungen von dem
Münchener Kunstmaler Katzen st e in fleißig
und würdig ausgeführt.

(Fortsetzung folgt.»

Grabdenkmal

des B e r n d t von d e r S eh n l e n b u r g
in der St. Katharinenkirche zu
Brandenburg a. d. Havel.

Das vorbezeichnete Denkmal , Welches
sich in der zweiten Altarnifche des süd-
lichen Chornmganges der Katharinenkirche
zu Brandenburg a. d. Havel, der alten
Chur- und Hauptstadt der Mark Branden-
burg befindet, ist wohl das hervorragendste
Beispiel dieser Gattung der deutschen Re-
naissance.

Sein Reichthum an bildnerischen Dar-
stellungen im Haut- und Basrelief, sowie
in freistehenden Figuren, die leicht zu
deuten sind und in den christlichen und
allegorischen Motiven kaum einer Er-
1 klärnng bedürfen, ist groß und war ur-
sprünglich noch größer. Leider ist manches
davon Verschwunden oder beschädigt, wozu
der sehr weiche Sandstein, ans dem das
Werk besteht, erheblich mit beigetragen
! hat und weiter beitragen wird. Der noch
verbliebene stattliche Rest zeigt hohe bild-
nerische Vollendung.

Das Entstehnngsjahr ist nicht genau zu
ermitteln, der Stylcharakter und das Todes-
jahr (1601) des K. v. d. Schnlenbnrg,
dem es errichtet wurde, weisen auf den
Anfang des 17. Jahrhunderts hin;
auch der Raine des Meisters ist nicht
bekannt.

Die Veranlassung zur Errichtung mag
die gewesen sein, durch ein dauerndes Mal
der Nachwelt Kunde zu geben von dem
gottergebenen und gläubigen Sinne des
B. v. d. Schnlenbnrg und seiner Familie,
und die schreckliche That des Bruder-
mordes ans dem Gedächtniß der Welt zu
löschen; er erstach seinen älteren Bruder,
den Landeshauptmann Albrecht IV. am
November 1583, an seinem eigenen
Hochzeitstage in Salzwedel, als dieser ihn,
den Berauschten, aufforderte, der Ruhe
zu pflegen, da er genug des Weines habe.
 
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