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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 5
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Kümmel, Konrad: Die kirchlichen Metallarbeiten, [11]: eine systematische Darstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0048

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Archiv für christliche Umist.

Organ des Rottenburger Diözesan-Oereins für christliche Kunst.

perausgegebeii und redigirt von Pfarrer Detzel tu Sk. Lhristiiia-Raveiisbiira.

Verlag des Rotteuburger Diözesau-Auilftvereius,
für denselben: der Vorstand Pfarrer vetzel in St. Lhristina-Ravensbnrg.

Or

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für M. 2.05 durch die tvnrtiembergischen (M. l.',>0
im Stuttgarter Bestellbezirk), M. 2.20 ditrch die bayerischen nnd die Reichspostanstalten,
st. 1.27 in Oesterreich, Frcs. 8.40 itt der Schtveiz zn beziehen. Bestellinigetl tvcrden
auch ntigenoinitien von allen Bnchhandlnngen salvic gegen Einsendnng des Betrags direkt
u von der Expedition des „Deutschen VolkSblatts" in Stilttgart, Urbansstraße 94, zntn
Preise von M. 2.05 halbjährlich.

i <>99.

Pie kirchlichen Metallarbeiten.

Eine systematische Darstellung von
Konrad Kümmel.

(Fortsetzung.)

ILI. Die 5hmft des Treibens
ist die zweite Art der Metallbearbeitung
auf dem Wege des Hämmer ns und!
also eine Abart oder Tochter der Schmiede- !
tunst. Sie ilnterscheidet sich von der letz- i
teren einnral dadurch, daß das Material!
der Treibklmst ansschließliD Blech ist,
dünner oder dicker, wahrend der Schmied
es nnt Stäben und urassiveren Stücken zil
thnn hat; ferner bearbeitet der Treib-
künstler sein Material in kaltem Zil- i
stände, der Schmied aber im Feuer: weiter-
hin ist vorzüglich die K l e in k u n st das Feld
der Treibarbeiten, während die Schmiede- j
kunst sich mit mehr nronumentalen und archi-
tektonischen Arbeiten abgiebt; endlich ist das
Ntaterial des Schmiedes fast ausschließ- i
lief; Eisen, während das des Treibkünstlers j
Messing-, Kupfer-, Zink-, Silber- nnd Gold- j
blech ist — also vorwiegend edles Metall. '
Tie Treibkunst besteht darin, aus größeren
oder kleineren Stücken solchen Bleches auf
Grund ihrer Geschmeidigkeit ltitb Dehn-
barkeit mittelst fortgesetzten Hänllnerns
Reliefs, halb oder ganz runde Gegenstände
zu gestalten. Es ist nicht ein bloßes
Biegen des Bleches, noch ein bloßes
Dehnen desselben, sondern ein Verdünnen
durch das Hämmern uitb zugleich ein Aus-
bauchen zum vielgestaltigen Relief. Die
einfachste und gröbste Art der Treib knnst übt
der Kupferschmied, indem er das Stück
Kupferblech zn einer Milde,Schüssel,M einem
Kessel umhännnert. Die feinere Art sind
die aus einem einzigen Stück Silber- rc. rc. '
Blech hergestellten Kelchkuppen, die Füße
von Kelchen, Monstranzen; Leuchter, Teller j

n. s. it)., die vielfach doppelt getrieben
sind, indem zuerst die einfache Grnnd-
gestalt derselben aus dem Stück Blech
gehämmert nnd dann erst noch aus die-
ser selbst die ornamentalen und figür-
lichen Reliefs weiter Herausgetrieben wer-
den. Natürlich ist jedes Auslöthen von Fi-
guren dabei ausgeschlossen: alles muß ohne
jede andere Hilfe einzig und allein ans
demselben gegebenen Stück Blech herans-
getrieben werden, ohne daß das Blech
durchlöchert wird. Selbstverständlich wird
hiebei die Zähigkeit, Geschmeidigkeit und
weiche, elastische Dehnbarkeit des betr.
Metalls auf die stärkste Probe gestellt,
denn je erhabener die Figuren herans-
treten sollen und je zahlreicher sie sind,
um so mehr muß das betr. Blech ver-
dünnt und gedehnt werden. Damit es
bei dieser Prozedur nicht reißt, wird es
von Zeit zn Zeit wieder ins Feuer ge-
bracht und „ansgeglüht", wodurch es
elastischer und geschmeidiger wird. Nach
dem Erkalten wird dann das Treiben fort-
gesetzt. In ihrer höchsten Vollendung
schasst die Treibknnst Werke, bei welchen
aus einer Silberblechtafel, -Rahme oder
-Schaale n. drgl. vollständig freie Figür-
chen und Figuren, Köpfe, Halbsignren mit
freistehenden Händen und Armen, mit fal-
tigem Gewände, mit in die Lust herans-
ragendem Fuße u. s. w. hervorgehen — und
keine dieser Figuren ist aufgelöthet, sondern
alles das ist aus dem ursprünglichen Einen,
glatten Stück Blech durch die Kunst des
Hammers herausgebildet. Zu den kühnsten
Werken der Treibarbeit gehört eine Silber-
schaale, aus deren Grund ein in den Wellen
schwimmender Hirsch mit dem Kopse, sammt
Geweih und Vorderfüßen frei heransragt,
das Geweih des Hirsches mit den Zacken
ist meisterhaft gearbeitet — und all' das
 
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