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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 5
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Mayer, Franz Xaver: Die romanische Martinskapelle oder die Schenkenkapelle in Comburg, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0054

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— 46

durchgehen, wollen wir weniges über den Namen
und Zw eck di eser Kapelle reden.

In den Jahren 18«i1 und 1862 neinlich wurde
eine Kontroverse darüber in der Zeitschrift für
Württ. Franken geführt, ob diese Kapelle wirklich
eine Grabkapelle für die Schenken gewesen sei,
oder ob die Grabsteine nur hierher verlegt worden
seien, ob sie früher zu Klosterzeiten 1079—1488
das Refektorium (Revendal), wie aus dem roma-
nischen Lesepult geschlossen werden wollte, ent-
halten habe, ob sie überhaupt eine Kapelle ge-
wesen sei. Gegen die Annahme einer Kapelle
wurde eingemendet, es sei kein Altar in diesem
Raum und auch kein Platz für einen solchen, wo
er hatte errichtet sein können, vorhanden. Diese
Kontroverse dürfte nun entschieden sein dahin,
daß dieser Raum (zur Burgzeit vielleicht der
Speisesaal) zur Klosterzeit der Kapitelssaal
war, der zur Versammlung des Konvents diente
und wie auch in andern Klöstern zur ehrenvollsten
Begräbnisstätte verwendet wurde. Denn
nach dem Präsenzbuch Comburgs ist es sicher,
daß die Schenken von Limburg und später Chor-
herrn und Chorvikare hier begraben wurden.
Sodann bezeugen es die Grabsteine selber, die
neben den errichteten Denkmalen über dem Grabe
angebracht waren, so von Schenk Georg I. und
seiner Gattin und sein Denkmal zur rechten Hand,
wie der Grabstein bezeugt, errichtet. So war
dieser Rauin Begräbnisstätte für die Schenken,
daher der Name: Schenkenkapelle und
Kapitelssaal für den Konvent zur Klosterzeit und
auch noch zur Chorherrenstiftzeit (nach 1488) bis
zum Jahr 1507, in welchem Jahr Dekan und
nachheriger Probst Erasmus Neustetter, genannt
Stürmer, einen neuen Kapitelssaal im Adelmanns-
bau erstellen ließ. 1437 nennen die vier Erb-
scheuken von Limburg Karl, Wilhelm, Erasmus
und Johannes die Schenkenkapelle in einem Ge-
such an das Kloster Comburg die „Kapellen den
Ort, wo ihre Voreltern zu ruhen sich gestiftet".
(Filial - Archiv.) Im Jahr 1689 wurde an
der Ostwand der Martinsaltar von dem
Würzburger Weihbischof Stephan Weinberger
konsekrirt, zugleich mit der Kirche zu den vierzehn
Nothelfern auf dem Einkorn und ihren drei
Altären — von dieser Kirche, die am 6. Mai
1814 infolge Blitzschlages ausbrannte, stehen noch
die Mauern bis zum Dach — und den drei
Altären in der Josephskapelle und einiger in
der Stiftskirche am 24., 25. und 26. August.
(Cfr. Dr. Reininger, die Weihbischöfe von Würz-
burg im Archiv des histor. Vereins für Aschnffeu-
burg und llnterfranken 1865.) Daher kommt der
Name Martinskapelle. Dieser Martinsaltar
ist das Eltershoferdenkmal, welches als Peter-
und Paulsaltar 1560 von Weihbischof Johann
Melchior von Würzburg auf der Evangelienseite
des Chors (am Nordthurm) konsekrirt worden
war, 1689 in die Martiuskapelle versetzt und 1840
wieder an seinem frühern Platz aufgestellt wurde.
Zu diesem Martinsaltar in dieser Kapelle waren
verschiedene Seelenmessen mit Vigilien gestiftet
und auf ihm zu lesen bestimmt worden, so von
Stiftsviknr Gerhard Wacker, von Lippstadt in
Westphalen, Chronist von Comburg (f 1675 am

14. Märzü Auch die Anniversarien für die

I Schenken wurden hier bei ihrer Grabstätte ab-
! gehalten, so für. „Albrecht, Herr zu Limburg, des
' heil. Rom. Reichs Erbschenckh und Semperfrei)"
4 1374; für „Schenckh Conradt, Herr zu Lim-
burg" f 1376; für „Herrn Conradt von Rinder-
bach" 4 1446; für Walther von Künzelsau mit
„einem Placebo des abends zuvor (— Vesper
für Verstorbene) und des andern Morgens
mit einer gesungenen Vigil und seelmess in
S. Martinikapellen, allivo Er neben H. v. Rinder-
bach begraben ligt." Dabei schrieb die Präsenz-
ordnung, renoviert von Joh. Phil. Heinrich, Frhr.
von vndt zu Erthal, Dekan (v. 1736—71) vor,
„sofern desjenigen grab oder Sepultur, zu dessen
' Beeten Heyl ein Jahrtag gestifftet ist, hier ist, soll
der Chorus über besagtes grab nach der Vesper
cle die dicto Benedicamus mit dem R. Libera
me Dmne etc. gehen, allda die Vesperue de-
functi das Jahr durch ordinär! okheio Senrdupl;
Sequenti die post Terliam eilt Nocturn cum
j laudibus, darauf das ßeelAmbt immediate . . .

! gesungen werden". Der Bischof Johann Philipp
von Würzburg gestattete: pro aeris Intemperie
j sanitati saepe incommoda: in ipsa ecclesia re-
| citare Vesperas (mit 19. Novbr. 1707).

Da also in der Schenkenkapelle Gottesdienste ge-
halten, Vespern auf den Gräbern der Verstorbenen
gesungen wurden, so ist es nicht zu verwundern,
wenn viele Steine derart ausgetreten sind, daß
Inschriften und Wappen kaum mehr zu entziffern
i sind und schon zu Wacker's Zeit waren.

Gehen wir nun daran, die Schenkenkapelle mit
ihren einzelnen Denkmälern und Alterthümern zu
schildern. Dieselbebesteht aus 2 Theilen: a) die
Vorhalle Ante sacellum pincernarum, , Vor-
| Halle vor der Schenkenkapelle und b) die eigentliche
I Schenken- oder Martinskapelle. Beide sind durch
romanische Arkaden auf 7 schönen romanischen
Zwergsäulchen mit Würfelkapitälen und attischer
Basis ohne Eckblatt von einander geschieden.

a) D i e Vorhalle

ist etwas über 11 m lang und fast 4 m breit und
3 m hoch. Eine flache Holzdecke aus späterer Zeit zieht
sich über diesem Raume hin, der nach Süden durch ein
romanisches Fensterchen erhellt wird. Nahe an
der Kirche steht eine romanische Säule mit
attischer Basis und Eckblatt und Würfelkapitäl,
darüber Schachbrettverzierung an der Schräge
der Deckplatte, ebenso auch an dem Pfeiler in
I der Nähe in den Arkaden. Die G r a b st e i n e, welche
hier den Bodenbelag bildeten und von dem Kreuz-
gang und Kirchhof um die Kirche hieher verlegt
i worden waren, wurden im Sommer 1891 zum
j größten Theil an drei Wänden dieser Vorhalle
i aufgestellt, die wir der Reihe nach betrachten.

I 1. Der erste beim Eingang, der mit dein
' folgenden im Jahre 1869 auf Veranlassung des
Fürsten Karl von Hohenlohe-Waldenburg in eine
zugemauerte Thüröffnung versetzt wurde, bedeckte
vorher Knochen und Schutt, wahrscheinlich den
Inhalt des Grabes vor der Uebertragung in diese
Vorhalle. Der Stein (180 cm hoch und 60 cm
breit) enthält ein Schiff mit einem Ruder einge-
ritzt = das Wappen der Herren von Scheffau
! (Scheffach) oder Munkheim (beide OA. Hall);

I ihre Ieste stand auf der östlichen Anhöhe von
 
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