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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 6
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [12]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0061

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Gewölbegurten ruhen; an das Schiff
schließt sich der etwas erhöhte, fast ein
Quadrat (10 m lang, 9 m breit) bildende
Chor an, der zwei Seitenbauten zeigt, die
unten Sakristeien, oben Emporen haben.

Die Kirche wurde in beit Jahren
1782—1784 erbaut. Damals war Frei-
herr August von Hornstein-Weiterdingen
Domprobst in Konstanz und zugleich Derri-
torialherr der Herrschaft Konzenberg, wozu
Wurmlingen gehörte. Der Bau wurde dem
sürstlich Fürstenbergischen Hof-Kammerrath
und Baudirektor FranzJoseph Salz-
iitaint von Donaueschingen übertragen
und fertigte dieser die Plane und Zeich-
nungen nach dem eben neu aufgekommeuen
französischen Stile (Ludwigs X VI.). Der
am 15. Dezember 1781 vorgelegte Bau-
überschlag wird noch heute in der Pfarr-
registratnr zu Wurmlingen aufbewahrt
und hatte Herr Kaplan Frey dortfelbst
die Freundlichkeit, uns eine Abschrift des-
selben freundlichst zur Verfügung zu stellen.
Es mag von Interesse sein, dies en Kirchen-
bauüberschlag aus dein vorigen Jahr-
hundert zu leseil, daher die wichtigsten
Bestiiumungen hier Platz siiiden mögen:

1. Erbiete ich mich, die alte Kirche betreffend
Mauermerk und Zimmermannsarbeit abzubrechen.
Tie Abfuhr des Urbaues sowie die Abräumung
des Bauplatzes soll wie an anderen Orten ent-
weder in der Frohn oder aus andere Weise,
also nicht aus meine Kosten geschehen.

2. Die erforderlichen Fundamente zu dem
Langhaus, Chor und Nebengebäu auszugraben
und besagte Fundamente nach dem Riß dauer-
haft aus meine Kosten ausmauern zu lassen.

3. An dem ganzen Kirchengebäude das Mauer-
werk 33' hoch und 3' dick nach dem Riß gut
und regelmäßig aus meine Kosten auszuführen.

4. Das Gesims an dem ganzen Kirchengebäu
von gebackenen Steinen zu machen, und sodann

5. die Kirche von außen samt dem Gesims
nach Verlangen und Begehren zu bestechen und
zu verputzen, auch mit Wasserfarben anzustreichen,
nach dem Bauriß mit Galoncn zu versehen.

0. Das Dachwerk in Doppel einzulatten und
in Doppel einzudecken, samt First und Grät ein-
zubinden und allenfalls zwei Taglichter, nenn
solche verlangt werden, aus meine Küsten dies
alles zu machen. Dagegen aber solle die Bei-
hilfe zum Dachplatten aus das Dach zu thun ge-
geben werden.

7. Das Langhaus, Chor und Nebengebäu,
vornen die Sakristei, Musikchor und Oratorium,
die Decken und Seitenwänd durchaus glatt zu
vergipsen, in dem Langhaus und Chor eine
Hohlkehle zu machen will ich übernehmen.

8. Tie Kirchengäng, Chor, Sakristei und
Nebcngemächter durchaus mit Kolbinaer Besatz-

blättle aus meine Kosten anzuschaffen und zu
legen. Nur hat man solche in der Frohn oder
auf anderem Weg beizuschasfen.

Steinhauerarbeit. Zwei große Thor in
die Kirchhofmauer. Zwei große Thüren in die neue
Kirche. Eine Nebenthüre, wenn solche verlangt
wird in das Langhaus. Vier Thüren in die Sa-
kristei und Nebengebäu. Auch weiters eine Thüre
unten aus der Sakristei in den Thurm. Auf die
Kanzel werden die Thürgestelle aus Holz gemacht.
Zwei Chorantritte mit Rundstaben und Blättle
unter dem Chorbogen. Vier Antritte desgleichen
zu den Stiegen auf die Einporkirche, Oratorium
und Musikchor. — Dieses alles Vorbeschriebene
— ohne die Kirchenfenster, welche voil gebackenen
Steinen gut und dauerhaft, auch schön können
hergestellt werden — übernehme ich die Hau-
steine zu brechen und hauen zu lassen; ohne das
Fuhrwerk, welches in der Frohn oder anderweg
geschehen kann.

Zimmermannsarbeit. Wann mir das
Bauholz franco auf den Bauplatz geliefert und
zum Ausrichten hergeführt wird, so übernehme
ich alle Zimmermannsarbeit nach dein Bauriß
die Kirche und Chor mit einem verschwebten
Dachstuhl samt dem nöthigen Henkwerk zu machen;
die Emporkirche samt dem Brustgelände, und
darunter zwei Säulen herzustellen; das Lang-
haus , Chor und Nebengebäu unter dem Dach
mit gefalzten Brettern zu belegeil, ivelches eine
nützliche Sach wegen den: Regen uild Schnee die
Gipsarbeit verschont, wann das Dach ruinoS
würde und Winterszeit den Schnee hereinwehet.
Desgleicheil der Kirche Rost zli iiiachen uild mit
Brettern zu belegen, und sofort alich die zwei
Sticgeil aus die Einporkirche uild zwei Stiegen
aus den Musikchor und Oratorium — diese vier
Stiegen voil gestemmter Arbeit — zu verfertigen
und herzustellen Nlich ailerbiete. Ferner für die
Maurer die erforderlichen Gerüstschrägen, Ab-
löschpfailuen, Pslasterhütten und dergleichen Nö-
thiges zu machen. Auch ohile Beihils das Ge-
bäll voil Zimmermannsarbeit aufzurichten in
nleinen Kosteil geschehen soll.

S ch l o s s e r a r b e i t. Die erforderlicheil Kir-
chen- und Chorfenster (jedes im Licht 15' hoch
und 4' breit), solche mit aufrechten Stangen lind
Querstangen famt Schienen, und statt Schließen
alles mit Schrauben zu machen, uild nach Ver-
langen auch die nöthigen Fensterflügel, so viel
verlangt werdeil, machen zu lassen. Uild sodanil
auch in die Sakristei und Nebengebäu die Fenster-
stöck mit dauerhastein Beschläg ailzuschlageil, mit
Winkel und Scheinhacken; auch die Sakristei und
Nebengebäu mit Ordinari-Eisengitter zu ver-
wahren. Weiteres aber: die zwei großen Kirchen-
thore in der Kirchhosmauer, zwei Kirchenthüren
llnd alle anderen Nebenthüren, was es erheischt,
mit schwarzein lind dauerhafteiil erforderlichem
Beschläg zu versehen — übernehme ich, das
Eisen und Arbeit anzuschaffen und herzustellen.
Dagegeil aber solle mir der Abbruch von der
alten Kirche überlassen werden.

S ch r e i n e r a r b e i t saint Holz. Zwei große
Kirchhofthore mit zivei Flügeln. Zwei große
Kirchenthüren mit zwei Flügeln. Eine Neben-
thüre iil das Langhaus. Vier Thüren in die
 
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