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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 6
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Detzel, Heinrich: Ein Gang durch restaurirte Kirchen, [12]
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Mayer, Franz Xaver: Die romanische Martinskapelle oder die Schenkenkapelle in Comburg, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0066

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Hauses Sceuen aus dem Leben des hl.
Gallus, des Patrous der Kirche, zu.malen:
uemlich in das erste Feld über der Em-
pore die Missionsthätigkeit des Heiligen
bei beit heidnischen Germanen, denen er
das Evangelium predigt und die Unmacht
ihres bisherigen Götzendienstes zeigt, in-
dem er vor den Angen der entsetzten Zu-
hörer deu Altar uud das Bild eiues Ab-
gottes durch die Macht des Kreuzes ver-
nichtet, in das zweite gleichgroße Feld in
der Nähe des Chorbogens die Heilung
der kranken (besessenen) Tochter des
Schwabenherzogs Gnnzo von Ueberliugen,
in das Hauptfeld in der Mitte des
Schiffes die Ablehnung der auf ihn ge-
sallenen Wahl zum Bischof von Konstanz.
Für diese Arbeit waren 100 Dukaten
oder 500 fl. Rheinifch ausgesetzt. Da
diese Bilder, wie gesagt, auch durch eine
sorgfältige Restauration unmöglich mehr
in eine Harmonie mit den übrigen restau-
rirten Theilen der Kirche gebracht werden
konnten, uud sie doch mit in erster Linie
eine Hauptzierde des Gotteshauses aus-
machen sollten, war eine Neuherstellung
derselben, unter Beibehaltung der vor-
handenen Motive, von selbst gegeben.
Hiezn wurde der Münchener Historien-
maler Bon. Locher berufen, der sich
seiner Ausgabe auch in wahrhaft künst-
lerischer Weise entledigte und neue, voll-
ständig selbstständige Meisterwerke schuf.

(Fortsetzung folgt.)

Die romanische ANartinskapelle

oder Die Schenke nkapelle in C o m b u r g.

Von F. X. Mayer, Zuchthauspfarrer
in Ludwigsburg.

(Schluß.)

4. Zwischen diesen beiden Brüdern > Nro. 2
und 3) befindet sich das Denkmal des Sohnes
Conrad's II., nemlich Friedrich III ich 1414)
und dessen Gattin Elisabeth v o n H o h e n-
to he (f 1445). Unter einem gedrückten Bogen
mit Krabben, (Eselsrücken) von einer Kreuzblume
gekrönt und von Fialen slankirt, hält ein Engel
das Veronikatuch. Der Ritter kniet darunter
rechts, aus einem schrägen Schild barhaupt, die
Hände gefaltet, das Schwert an der Linken, die
F ahne (zum ersten Mal) vor sich. (Das Schwert
und der linke Fuß reicht in die umrahmende
Fiale und in die Umschrift hinein.) Seine Gattin
mit bedecktem Haupte wendet das Antlitz dem
Beschauer zu, hat ebenfalls die Hände gefaltet,
einen Mantel in einfachen Falten, ist größer und
kräftiger gehalten als der Ritter. Unter den

Knieen desselben befindet sich sein Wappenschild
und zwar Limburg und die fränkischen
Spitzen zum ersten Male (vier weiße Spitzen
in rothem Feld); zwischen den Hörnern des Helmes
über dem Schild ist ebenfalls zum ersten Male
der S ch e n k e n b e ch e r; unter seinen Füßen
ist das Weinsberger-Wappen seiner Mutter. Unter
seiner Gattin ist das von Hohenlohe und Henne-
berg. Die Randumschrift lautet (in goth. Majus-
keln) 1 ,,Ao dui 1414 obiit Fridericus pincerna
de Limpurg. Ao dui 1445 obiit elizabet de
hoeloe uxur ejus“. (Steinhöhe 235 cm; Breite
120 cm.)

Von den Nachkommen dieser beiden Gatten:
Neun Söhne und zwei Töchter, sind zwei in
Comburg begraben: Friedrich V. iix der Josephs-
kapelle (f. ll.) und

5. sein älterer Bruder: Al brecht, Dom-
probst von Meissen, Kanoniker v. Mainz und
Würzburg, I 1449. Sein Grabstein, der vierte
an der Nordwand zeigt ein Flachbild, die Gestalt
des Probstes iir faltigem Untergewand, darüber
das Obergewand und über die Schultern legt
sich das Hermelin. Die Kopfbedeckung ist rund.
In den Händen hält er ein offenes Buch mit den
Worten (in goth. Minuskeln): .,xre ( Christe)
bli dei miserere mei“. Die Umschrift am Rand
des (224 cm hohen und 90 cm breiten) Steines,
ebenfalls in goth. Minuskeln, heißt: „Anno dni
MCCCCXLVIIII die clecima rnensis maji obiit
venerabil(is) ac genos(generosus) dnus Albertus
roma(n)i ip (— imperii) baro de Limpurg, decre-
torum doctor, moguntinus et würzburgensis
canonicus“. Als Wappen sind angebracht: oben
am Steine: Limburg und Hohenlohe, unten Weins-
berg und Henneberg (mütterliche).

6. Das schönste und größte Grabdenkmal hat

Schenk Georg I., geb. 1436 und H 1475,
der Sohn des in der Josephskapelle begrabenen
Friedrich V. (s. u.) Der Gemahl der Nt arg a-
reth a v. Hohenberg (bei Deilingen, Spaich-
ingen), der Tochter des Grafen Sigmund, des
feilten Hohenbergers. Unter einem in Blätter
auslausenden Tudorbogens (gedrückten gothischen
Bogens) mit Krabben steht die schöne männliche
Gestalt, ganz in Eisen gehüllt, nur das Antlitz
von Mund bis Stirne ist unbedeckt und läßt die
schönen Gesichtsziige des Schenken erkennen. Die
über lebensgroße Rundsigur steht mit spitzigen
Schuhen aus einem Löwen, hält in der Rechten
das Banner, die Linke ist am Schwert; der
Dolch steckt vorn im Gürtel, uin den Hals hängt
ei>te Kette. Ztt beideit Seilen dieser edlen Ritter-
gestalt sind die Wappen der Agnatelt sculpiert:
Limburg, Hohenlohe, Thierstein, Hohenberg,
Blankenberg und an deit Eckeit des Steines:
(rechts) Weinsberg und Henneberg und (links)
Badeit und Vinsüngen. Die Umschrift lautet:
,,Anno JJmi 1475 Gordiani ob(iit) nobilis et
generosus dms Georius dns(clominus) in lim-
purg, sacri romani imperii heres piucerna,
cui(us) aia (: anima) in sancta pace requiescat

feliciter. Amen. (Am Fuße:) Limpurg de sague
(sauguiue) francor(um) et Suevor(um). Zu

diesem Denkmal gehören

7. und 8. die Grabsteine an der süd-
liche tt W a n d zwischen ben romanischen Fenster-
cheit mit den in Hautrelief gearbeiteten Wappen.
 
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