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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 6
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Mayer, Franz Xaver: Die romanische Martinskapelle oder die Schenkenkapelle in Comburg, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0068

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des kleinen Vikarienbaus, jetzt Wohnung des
Kasernen-Jnspektors (sein Wappen mit Abtsstab
darüber), der alten Kelter zu Künzelsau, welche
am Montag nach Petri vincula 1483 von dem
Grafen Kraft von Hohenlohe vom Kloster Comburg
erkauft wurde. Sie trug ebenfalls neben dem
Comburger Wappen (gold. Leopardenkopf mit
Sparren im Rachen aus blauein Feld) das von
Vellberg mit dem Abtsstab über den: Flügel, eine
eigene Art von Beizeichen. (Z. W. F. 1863,
S. 467 f.) Die Randinschrift seines Grabsteines
sin goth. Minuskeln) lautet: „obiit reverendus
pater dns (dominus) ernfridus, nacione de vell-
berg, abbas hu jus monasterii Kamberg sub anno
dni 1421 i(n) nocte sancti timothei apli (apostoli),
cui(us) aia (anima) req(ui)escat sin der Bildfläche:)
i(n) pace ‘.

15. Daneben ist ein (182 cm hoher und 101 cm
breiter) Stein mit dem Wappen der R i n d e r b a ch
von Hall. Die schwer zu entziffernde Inschrift
am Rande ist erhöht und der Grund vertieft; sie
lautet sin goth. Minuskeln von 11 cm Höhe):
„1446 do starb der edel fest konratvonRi nd er-
b a ch an sant Balentini tag (= 14. Febr.), dein
gott gnad". Er hatte in diese Kapelle einen Jahr-
tag mit Vigil und Seelamt für sich und seine
Eltern gestiftet.

16. Vor dem Eingang in die Josephskapelle
kniet auf einem Grabstein svon 190 cm Höhe
und 82 cm Breite) eine betende Frauenge st n l t
mit gefalteten Handelt, das Gesicht, voit der Kopf-
bedeckung umrahmt, dent Beschauer zugewendet.
Von der Inschrift sin goth. Majuskeln) find nur
die ersten Worte Anno Domini zu enträthseln;
es soll der Grabstein einer Klosterfrau von S.
Gilgen — Aegidien - Klein-Comburg, einer Edlen
von Künzelsau sein.

Außer biefen Toten-Epitaphien sehen tvir an
der Ostwand eilt höchst seltenes steinernes r o m a n.
Lesep u l t. Auf einem Sockel mit attischer Basis
erhebt sich der Säulenschaft mit Säulchen mit
Würfelkapitälen an beit vier Ecken swieder attische
Basis und Eckblättchen an diesen Säulchen). Vorn
hat es eine Höhe von 125 cm bis zur Buchleiste,
hinten eine solche von 160 cm. Der Schaft mit
den Ecksäulchen mißt 60 cm im Quadrat.

Das hölzerne Kreuz an der Nordwand
trägt das Wappen des vorletzten Dekans von Er-
thal 1736—70, auf Blech gemalt. Vier Balken
der Decke zeigen alte Bemalung, romanische
Ornamente, stammen vielleicht von der ursprüngl.
Bedeckung der Kapelle; die jetzige rohe stammt
nach der Zahl am Pfeiler aus dem Jahr 1770.

An die Schenkenkapelle schließt sich nach Osten
an — eingebaut in den untern Stock des Meßnerei-
gebändes —

d i e Josephskapelle,
verschließbar durch ein schmiedeisernes Gitter, nach
dem Wappen und der Inschrift von Faust von
Stromberg. Sein Wappen ist gold- und roth-
geschacht mit einem schwarzen Stern im ersten
Schach. Die Inschrift (latent. große Buchstaben)
lautet : ,,F, anc(iscus) Lud(ovicus) Faust a Strom-
berg, Cath(t.dialis) Flerb(ipolensis) et colleg
(iatae) S. Burch(ardil ibid(em) Praep(ositus)
hujtus) vero Decan(us) 1664.“ Dieser war der
16. Dekan in Comburg 1639—73; sein Bild, auf
Leinwand gemalt, in Lebensgröße, hängt in der

! Sakristei der Stiftskirche. Vier Stufen führen
in die Josephskapelle abwärts. Ursprünglich war
sie eine Gruftkapelle, bestehend aus einem Chor
(mit geradem Abschluß) und Schiff, je mit einem
Kreuzgewölbe ohne Gurten und Rippen >2 kreuz-
nahtgewölbte Traveenll Das Chor hat eine Länge
von etwas mehr als 50r m, eine Breite von 4 m
und eine Höhe von 4'/- n>. Das Schiff ist eben-
solang als das Chor, aber etwas breiter und
0s m höher. Gegründet wurde diese Kapelle von
Schenk Friedrich V. (H 1474h Vater des
Georg 1. in der Schenkenkapelle (efr. oben und
von seiner Gattin Susan na, geb. Gräfin von
Thierstein. Beide Stifter sind begraben in der
Gruft unterhalb des Chores, in welche eine Oesf-
nung im steinernen Unterbau des Altars (stipes)
hinabführt. Die Grabsteine beider Stifter be-
fanden sich auf dem Boden vor dem Altar. 1892
wurde der Grabstein des Stifters an die südliche
Wand des Chorabschlusses gegen das Schiss aus-
gestellt. Die Randumschrift des (228 cm hohen
und 94 cm breiten) Steines (in goth. Minuskeln >
lautet: ,,Anno dni 1474 starb der edel und wol-
! geborne streng Herr Fridrich von Limpurg, des
hpligen rhchs (bisher am Rand, die folgenden
Worte in der Bildfläche) erbsche(n)k semperfrei)
am tag nach bartolme gott gnnd im". (Bartho-
lomäus am 24. Aug. Buchstabenhöhe- v-8,5 cm. )

Auf dem Grabstein befinden sich acht Wappen;
vier innerhalb der Uinschrift, Limburg, Hohenlohe,
Weinsberg, Henneberg; an den Ecken des Steines :
Nassau, Leuchtenberg, Tübingen, Kirchberg. Fried-
rich V. wird als der erste Semperfrei bezeichnet.
Der Grabstein seiner Gattin befindet sich ohne
Inschrift auf dem Boden vor dem Altäre, an dessen
Seite der des Friedrich vor seiner Aufrichtung
an die Wand gelegen war.

An der Rückwand des Schiffes stehen zu beiden
Seiten die St atu en der beiden Stifter in
Lebensgröße unter schönen, gothischen Baldachinen,
an den Seiten mit Fialen; auf der Südseite
(Epistelseite) Friedrich V. mit einfachem Barett,
Hausrock bis an die Knie mit Gürtel und Dolch
an der rechten Seite, auf einem Löwen stehend.
Sein Gesicht ist bartlos, edel geformt, gutmüthig;
das Haar in reichen Locken, die Hände zum Ge-
bete gefaltet. Seine Gemahlin auf der andern
Seite hat ein schönes sein geschnittenes Gesicht,
umrahmt von der sog. Rise, steht in einem falten-
reichen Mantel mit Kapuze, mit gefalteten Händen,
auf einem Hunde. Ein flacher Rundbogen trennt
das Schiff von dem Chor. In der Mitte dieses
Bogens befinden sich unter einem Christuskops
die Wappen der Agnaten Friedrichs > Limpurg,

) Hohenlohe, Weinsberg, Henneberg) und seiner
Gattin l Thierstein, Blankenberg, Baden, Vinstingen i
in Stein. An den Seiten des Chorbogens ist
je eine gothische Blätterkonsole, der Platz für die
Statue ist aber leer. Die Sakristei befindet
sich in einem augebauten Thurm auf der Süd-
seite des Schiffes >5 m hoch, gewölbt). In der-
selben führt eine Oeffnung in das untere Stock-
werk des Thurmes. Diese Oeffnung wurde von
der Phantasie des Volkes zu einem unterirdischen
Gang nach Klein-Comburg ausgestaltet, wie die
Oeffnung zur Gruft unter dem Altäre zu einem
solchen nach dem Schloß Limburg (zwischen
Comburg und Hall), das 1575 von der Stadt
 
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