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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 6
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Mayer, Franz Xaver: Die romanische Martinskapelle oder die Schenkenkapelle in Comburg, [2]
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Mayer, Franz Xaver: Bedeutung der priesterlichen Gewänder aus dem Jahre 1513
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0069

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Hall bis aus einige Reste abgebrochen wurde.
(Auf diese Burg und seinen Inhaber ist Uhland's
Gedicht: „Zu Limburg aus der Feste, da wohnt
ein stolzer Graf" gerichtet.) Diese Grustkapelle
wurde 1672 von Chorvikar Gerhard Wacker
(f 14. März 1675, begraben neben der Statue
des hl. Nikolaus im Kreuzgang) für den Gottes-
dienst hergerichtet. 1674 stiftete der 17. Dekan
Joh. Heinr. v. Ostein (2. April 1674—1695.
f an Lichtmeß, 2. Febr.), den Hochaltar in diese !
Kapelle, die Inschrift desselben lautet: ,,Ad. majo-
re, m) sesu Chri(sti) gloriam et honorem ejus-
dem nutritii, Btae (beatae) virginis Mariae Dei-
parae sponsi

Smi Josephi

praesens altare ponebat Joannes Henricus ab
Ostein hu(jus) equ(estris) et colleg(iatae) Com-
burg(ensis) Decanus et cath(edralis) ecclesiae
Herbip(olensis) Can(onicus) cap(itularis). Ao
(anno) salutis CIqIqCLXXIV (1674); regiminis
primo'b Obeu auf dem Altaraufsatz, der ein
Oelgemchlde von Oßwald Onghers (fecit 1674',
einem Niederländer, darstellend den hl. Joseph,
welcher den Jesusknaben an der Hand führt, ein-
schließt, steht: ,,S. Joseph, ora pro nobis“. Der
Stein des Altartisches ist der Grabstein des Hein-
richSchneewasser(HallerGeschlecht,ff28.Märzl351),
der in der Comburger alten Kirche begraben war.
1683 erfolgte die Konsekration der drei Altäre;
des Josephsaltars, des Joachims-(Evang.-Seite)
und Helena-Altars (Epistelseite) durch den Würz-
burger Weihbischof Stephanus Weinberger, Bischof
von Domitiopolis, am 26. August. Beide Neben-
altäre sind ohne Aufsätze.

Damit haben wir den Gang durch die Schenken-
kapelle mit der angebauten Josephskapelle (unter
dem Küstereigebäude) Comburgs beendet, welche
eigenthümlich ist durch die originelle Säulengallerie,
interessant und viel besucht wegen der alten Denk-
male, besonders der Schenken von Limburg.

Bedeutung der priesterlichen Gewänder
aus dein f^ahre \5\5.

(Von Zuchthauspfarrer F. £. Mayer
in Ludwigsburg.)

Eine besondere, interessante Auslegung, was
die hl. Gewänder des Priesters am Altare bei
der hl. Messe bedeuten, gibt uns ein Gebetbuch,
dessen Titel leider fehlt, das im Jahre 1513 „am
19. tag Novembris gedruckt und geendet" wurde
„zu lion durch Johanne(n) dein für den Er-
saine(n) vnd weysen Herren her Anthoniuiu koberger,
burger zu Nürenberg".

Wir lassen den Wortlaut dieser Erklärung
folgen:

„Ein Außlegung vnd bedeutung der cleyder des
Priesters, der meß wil halten, mit etlichen andere
stücken auch darzu gehörig. So sich der Priester !
zu der meß will schicken: so nimpt er zu den: 1
ersten aufs das haubt das Humeral. Das
bedeutet das tuch, do mit die iuden das auge-
sicht cristi verdeckten: vnd sprochen: Worsage
uns, criste, wer ist, der dich geschlagen.

Die alb bedeutet das lang weiß kleid, das
pur l ihm) Herodes anlegen hieß: welches kleid
durch seiner lenge willen, als miltigklich ge-

glaubt würt, die leng cristi übertroffen hat, vnd
yn an seym gang gehindert: vnd also zum
dickeren (= öfteren) mol durch groß vngestyme
der iuden gemacht fallen; deßhalb auch die alb,
ee dann sie gegürtet württ, lenger ist, dann der
priester.

Das manipel bedeut den strick, mit dem
cristus gebunden: als er zum ersten von den
iuden gefangen ward.

Die ftol bedeutet die strick, do mit cristus
an die seul (Säule) gebunden wart.

. D er g ü rtel bedeut die ruten vnnd geyschelen
(Geißeln), do mit seyn zarter leib also gebunden
i an der seul gegeischlet, geschlagen vnd zerrissen
ward.

Die karsuckel oder meßgewant bedeut
das rot purpur gewant, das ym vor pylato an-
I geleit ward.

Wann der priester sich also augeleit hat, so
gat er ju dem altar vnd betracht, wie unser
Herr ihesus cristus also gangen ist zu dein
creutze.

Der altar bedeut das creutz, an dem cristus
für uns geopffert vnd den tod gelitten hat.

Der kelch bedeutet das grab, dar in cristus
geleyt ward.

Die paten bedeut den stein, der aufs daz
grab geleyt ward.

Das corporal bedeutet das schweißtuch.

Die altartücher bedeute(n) die tücher, in
die der Herr gewickelt in das grab geleit ward.

Die liechte r bedetite(n) die gotheit. Als
geschrieben stat Deutero am vierden. Vnser
gott ist ein verzerende seur. Sie bedeutest)
auch die lere der heiligen aposteln, die do ge-
wesen ist ein seur erleuchtende die hertzesn der
gleubige(n).

Die glücken bedeuten die truineten (Trom-
peten) des alten testameuts. Auch bedeute(n)
sie den Prediger in neuwen testament, der die
gleubige(n) 51t de(m) glaube(n) berusset vnd er-
mant. Das vaß der glocke(n) bedeutet de(n)
munvt des Predigers. Die Heftigkeit (Härte) des
ertzes bezeichet die sterck seins gemütes. Ter
klüpsel, der do in hangt vnd zu beiden seitten
anschlecht, bedeutet die zung des Predigers, der
die beiden testament lautende vnd thönen macht.

Das creutz soll altwegen in der kirche n)
seyn, auff das das volck Hab in steter gedechtniß
das leyden cristi, mit dem es erläßt ist, vnd mit
dein er überwunden hat den alten seynd: vnnd
das mir auch in seiner trafst in do mit uber-
windent vnd ein sichere zuslucht darzu habent.

Die syben sacrament der kirchen seynd
sybeu heilsamer artzeney wider die sybe(n) ge-
breste(n) d(er) haubtlaster. Der priester ist der
artzet, der die artzeney dar reicht dem krancken
vnd soll haben kunst vnd wissenheit zu urteile(u)
die maletzey vnd nit maletzey (Aussatz). Als ge-
schrieben stat Levitici am 13. vnd 14. Wey-
w asser soll gesegnet werden auff das das volck
sich vnd sein wonung do mit bespreng. Vnd alles
gespenst der bösen geist von den ivonunge(n) vnd
hertze(n) der cristglaubige(n) außgetribe(n) werd."

Hiezu eine Kuustbeilage:
Dekorationsplan für die Kirche in Idurinliiiqeu.

Stuttgart, Buchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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