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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 7
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Schnell, Wolfgang: Der neue Hochaltar der Abteikirche Maria Laach
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0076

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getheilt Durcf) Säulchen, während die Ecken
als Pfeiler behandelt sind. Nach oben
schließt jede der acht säst ganz offenen
Seiten in halbkreisförmigem Bogen, wel-
chen ein reicher Blätterkranz abschließt.

Dieser Kranz maskirt Zugleich auch den
Kuppelansatz. Die Kuppel selbst ist über-
höht, wird an den acht Ecken durch kräf-
tige Geräthe gefaßt mtb ist infolge der
netzförmigen Füllungen ganz durchsichtig.
Den Schluß bildet ein mächtiges, reich
mit Steinen besetztes, metallenes Kreuz.

Im einzelnen nun noch einige nähere
Angaben.

Der annähernd 500 Zentner wiegende
Altarbau ruht aus einen: Eisenroste. Diese
große Last konnut her nicht blos von der
Größe des Aufbaues, der nicht weniger
als 9 m hoch ist, sondern vor allen: von
den: Material, welches an den: Baue Ver-
wendung fand. Sockel und Basen der
Säulen sind aus grünlichen: Lothringer
Sandstein. Die Sänlenschäfte sind ans
schwarzem Labradorit mit den bekannten
Silberslocken, seinpolirt. Die Würfel-
kapitäle sowie sämmtliche andere an: Altäre
verwendeten Steine sind weiß. Es ist
das ein besonders feiner und guter Kalk-
stein aus der Nähe von Paris und er
ähnelt am nieisten den: Kehlheimer Mar-
mor. An diesen: Material bot sich nun
reichlich Gelegenheit zur Verzierung und
Ausschlnttckung. Basen und Kapitäle sind
einfach behandelt. Die ersteren haben Eck-
blätter von recht guten: Stil, letztere
weisen als Schmuck je vier Blätter aus,
welche von: runden Wulst zun: Eck des
Würfels überleiten. Um so reicher sind
die Deckplatten behandelt und die Giebel-
gesimse. An de:: letzteren legen sich die
Ornamente genau an's Profil an und sie
zeichnen sich aus durch recht saubere Aus-
arbeitung. Die Giebelfelder haben als
Füllung je einen herald. Schild mit dem
preußischen Adler; dazu konnut noch aus
der vorderen, den: Schiffe zugekehrten
Seite, ein reich verschlungenes Bandorna-
ment, in den drei anderen Giebeln ein
hübsches Flechtornament. Gekrönt sind
die Giebel von einen: Steinkreuz.

In den Ecken zwischen den Giebeln
sind die vier Evangelisten angebracht und
zwar in Gestalt von Engeln, welche ihre
Abzeichen zu ihren Füßen haben. Diese

recht würdig gehaltenen Figuren verbinden
mit ihren ausgespannten Flügeln je die
beiden Giebelgesimse und maskiren zugleich
den Uebergang ins Achteck. Das Achteck
selbst zeigt keine Verzierung außer einem
Mosaikband, welches unmittelbar unter
den: metallenen Aufsatz angebracht ist und
das auf blauen: Felde mit goldenen Buch-
staben die Widmung trägt: Kaiser Wil-
heln: ll.PZnr Ehre Gottes 19. Inn: 1897. ff
Damit sind wir zu den Mosaikverzierungen
gekonnnen. Zunächst tritt in die Angen
ein breites Mosaikband als Füllung der
Stirnseite der vier großen Bogen. Es
sind ganz einfache Formen und Helle, leichte
Töne, was die weißen Steine verlangen.
Viel reicher nlußten die inneren Laibungen
der Bogen des Baldachins ansgestattet
werden. Als Träger brauchen diese viel
sattere Farben, zun:al sie auch noch den
Uebergang vermitteln müssen zu den:
prächtigen Kuppel-Inneren. Und wirklich
n:achen sich auch die dunkelblauen Töne
des Untergrundes dieser Laibungen, aus
welchen die Zeichnungen ii: Gold und
Hellblau sich gut abheben, ganz vorzüg-
lich. Treten wir nun ans den Granit-
stufen des Altares aus das Suppedaneum,
welches selber durch hübsch gestinunte und
genuisterte Marn:orn:osaik gebildet :vird,
und schauen wir enipor ins Innere des
Baldachins, so sehen wir über uns ein
Gewölbe mit offenen: Ringe in: Scheitel,
durch welchen n:an in die metallene Kuppel
hinaussehen kann. Dieses Gewölbe bildet
durch den herrlichen MosaikschmnÄ eine
prächtige Ueberdachnng des Altares. Auf
Goldgrund, welcher von schönen Bordüren
in Blau, Grün, Gold eingefaßt wird,
sehen wir vier Engelfiguren, entsprechend
den vier Säulen des Baldachins. Diese
Engel sind in Ton und Stil ziemlich ge-
naue Imitationen berühmter Muster in
Ravenna. Die Haltung ist vornehm, die
Gewandung einfach und edel. Der Hei-
ligenschein ist ei:: leuchtendes, tiefes Grün,
Ober- und llntergewaud sind in verschie-
denen grauen Tonen gehalten und rothe
und goldene Verzierungen erhöhen deren
Aninnth. Als Embleme sind ihnen bei-
gegeben, den: ersten ein Lilien-Seepter,
den: zweiten ein Reisestab mit Muschel,
dem dritten ein Kreuz, dem vierten ein
Buch und eine Schriftrolle. Diese Mo-
 
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