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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 9
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Hafner, Otto: Neu entdeckte Wandgemälde in der Gottesackerkapelle von Bieringen, Oberamt Horb, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0089

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Archiv für christliche Ärmst.

Organ des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Kauft.

k-eransgegeben und redigirt von Pfarrer Detzel in St. Llirisuna-Raveiisbilra.

Verlag de- Rottenburger Diözesan-ttnnstvereins,
für denselben: der Vorstand Pfarrer Detzel in St. Lhristina-Ravensbnrg.

Or. 9.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährlich für M. 2.05 durch die lviirttembergischen (M. 1.90
int Stuttgarter Bestellbezirk), M. 2.20 durch die bayerischen und die NeichZyostaustalteu.
fl. 1.27 in Oesterreich, Frcs. 3.40 in der Schweiz zn beziehen. Bestellutigeu werden
auch angeuoiumeu von allen Buchhandlungen solvie gegen Einsendung des Betrags direkt
von der Expeditivtt des ..Deutschen Volksblatts" in Stuttgart, llrbansstratze 94, zum
Preise von M. 2.05 halbjährlich.

Neu entdeckte Wandgemälde in der
Gottesackerkapelle von Bieringen,
Gberamt Norb.

Voll Repetent vr. Hafner in Tübingen.

Links der Wahnlinie Bieringen—Horb
erhebt sich auf dein hochgelegenen, früher
zu Vertbeidigungszwecken fest unnnauerten
Kirchhof eine Kapelle ntit kleinem Thürm-!
chen auf bem Westgiebel. In dieser Gottes-
ackerkapelle soll, ermöglicht durch die Mnni-
ficenz des Herrn Mostsekretärs Heck von
Rottenbnrg, eine keineswegs unnöthige
Restauration vorgenonnnen werden. Als
uran Ende Mai mit dem Abklopfen des
Mauerwerks im Innern begann, kamen
Wandmalereien zunr Vorschein, die
durch Herrn Pfarrverwefer Wagner von
Bieringen mtb Maler B o l z von Rotten-
burg in weiterenr Umkreis freigelegt wurden.
Bei vorgenomlnener Okularinspektion er-
schien nur der Fund sofort als sehr
b e achte ns w e r t h, aber es stellte sich auch
heraus, daß die Bilder sehr schadhaft sind.
Eine kleine Untersuchung möge dieselben
lvenigstens in diesen Blättern beschreiben
und festlegen. Dies ist nur so mehr ange-
zeigt, als die Bilder, wenn nichts in der
Sache geschieht (und geschehen kann leider
wohl nicht viel), unrettbar verloren gehen.

Die geostete Gottesacker ka pelle ist
ein Rechteck, im Innern bis zur flachen
Holzdecke 4'st m hoch, 13 m lang und
5 'st m breit. Sie hat keinen eigentlichen
Chor und, weil in Rechtecksforrn, vorne
einen rechtwinkeligen Abschluß. Ihre Ent-
stehungszeit füllt in die Periode der Früh-
gothik. Beweis dessen ist das in der Ost-
wand befindliche gepaarte Fenster mit
schönein spitzen Kleeblattbogen. Auf der
Südseite ist ein anderes frühgothisches
Fenster mit geradem Abschluß und ehemals
außen mit einem Mittelpfosten als Stab-

werk. Doch ist nur noch der obere und
untere Ansatz dieses Pfostens erhalten.
Wenn aber auch die Kapelle aus früh-
gothischer Zeit (13. Jahrhundert) stannnt,
so ist aus dieser Zeit im wesentlichen nur
noch der vordere Theil des Kirchleins er-
halten in einer Länge von 5 m, einer
Höhe von 4'st m und einer Breite von
5'st m. Die übrigen Th eile sind ganz
verändert beziehungsweise unrgebant (z. B.
die Fenster, alle auf der Nordseite 1715).
Eine nur zu gründliche Renovation geschah,
wie ein anfangs der sechziger Jahre
übermaltes v. Owsches Wappen an der
Holzdecke besagte und nach angebrachten
Jahreszahlen 1733 von C. C. Freiherr
v. Ow (vergl. Oberamtsbeschreibnng von
Horb S. 140). Uns beschäftigt hier nur
die vordere Hälfte der Kapelle.

Dieses Kirchlein war zuerst die Pfarr-
kirche für Bieringen und Uurgebung. Im
Uber Decimationis vom Jahre 1275
wird unter den Pfarrstellen Bneringen im
Dekanat Emphingen (Empfingen, Ober-
amt Haigerloch) genannt. („Freib. Diö-
zesan-Archiv" t. S. 48.) Wer in dieser
Zeit das Patronatsrecht ausübte, läßt sich
nicht ermitteln. Vom Jahre 1460 an
siedelten die Bewohner Bieringens all-
mählig wegen der häufigen Ueberschwem-
mungen der Starzel auf das linke Neckar-
ufer über (vergl. Psarrchronik von Bie-
ringen, nicht 17. Jahrhundert, nüe in der
Oberamtsbeschreibung S. 139 zu lesen
ist) und die hier stehende, den Edlen
von Rottenbnrg-Ehingen gehörende
Schloßkapelle (Patron Petrus und Paulus)
wurde zur Pfarrkirche umgewandelt. Das
Pntronatsrecht hatten hier diese Edlen,
z. B. Burkard im Jahre 1476 (vergl.
Lünig, Reichsarchiv XI!., 257—259),
seit 1479 alternirend mit dem Paulinen-
kloster Rohrhalden bei Kiebingen, Ober-
 
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