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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 17.1899

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Nr. 9
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Kümmel, Konrad: Die kirchlichen Metallarbeiten, [14]: eine systematische Darstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15904#0097
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sagten: es möchte der Aleifter der herr-
lichen „rosa mystica“, Pros. Wadere, sich
entschließen, von derselben in verkleinertenr
Maßstabe eine Kopie anzufertigen, daß
nach derselben galvanoplastische Statuen,
die sich zum Anfstellen ans einer Console,
den: Schreibtisch it. drgl. eignen, in den
Verkehr gebracht würden. Die wnnder-
bare Schärfe, mit welcher der elektrische
Strom das Kupfer iit die feinsten Theil-
chen der Forin eindringen läßt, gibt die
Garantie, daß auch keines Haaresbreite an
der Treue des Originals verloren gienge.

Es gibt indessen außer den in a f f i v e n
Niederschlägen in negativen Matrizen auch
dünne Niederschläge als Ueber-
z ii g e ans die positive, eigentliche Ober-
fläche von Metall-Kunstwerken, so daß der
Niederschlag nicht einen wegznnehmenden
Abdruck, sondern nur einen bleibenden
seinen Ueberzug des Werkes zu bilden
hat. Diese Technik berührt die kirchlichen
Geräthe allerdings sehr, beim hieher ge-
hört in erster Linie die sogenannte galva-
nische Vergoldung und Versil-
berung. Aber sie zählt nicht zum
Kapitel der Surrogate, sondern zu
dem, welches vom Färben de r M e t a l l e
handelt, und wir kommen dort daraus zn-
rück.

b) Die handwerksmäßigen Gußsurrogate.

Gleichwie die von Hand geschmie-
deten Prachtgitter und -Thiiren durch
gußeiserne Ware ersetzt unb verdrängt
wurden, so hat auch auf dem Gebiet der
Kleinkunst der rohe handwerksmäßige Guß
die seine Handarbeit des Goldschmiedes zu
verdrängen gesucht. Es werden seit den
vierziger Jahren viele Geräthe des Heilig-
thums, nicht etwa blos Lampen und
Leuchter, Rauchfässer und Schiffchen, sondern
Kreuzpartikel, Kelchfüße, ja selbst die Unter-
theile der Kuppen, Ciborienanssätze, ganze
Monstranzen, Reliqniarien n. s. w., also
die Gesäße für's Heiligste, in mehr oder
weniger stilvollem Messingguß hergestellt,
unter Verwendung eines Metalls minder-
werthigster Qualität und oftmals ohne jede
Nacharbeit durch die Hand (weil eben das
Material durch Knpfermangel zu hart
war).

e) Die Maschinensabrikate.

Wie die chemische Ablagerung der Me-
tallkrnste im galvanischen Bade das schwie-

rige Gnßverfahren im Gebiete der Kunst
zu ersetzen sucht, so tritt die Maschine
ein, um die menschliche Hand in einer
Reihe von Bethätigungen der Metallbear-
beitnng 51t ersetzen beziehungsweise zu ver-
drängen. Wir geben hier die hauptsäch-
lichsten Zweige maschineller Metallbear-
beitungen an.

Das Walzen und Ziehen des Me-
talls ist ein Ersatz für die entsprechende
Thütigkeit des Schmiedes und bezieht sich
auf die Herstellung der primitiven Formen.
Während der Schmied durch fortgesetztes
Hämmern einzelne Metallstücke allmählig
breiter und dünner zu Platten nitb Blechen
in mühsamer Handarbeit formte, so gehen
jetzt die dickeren Metallstücke zwischen
zwei gleichzeitig von oben und unten wir-
kenden Walzen durch und iverden damit
ans gleichmäßige und rasche Weise zu
Blech in allen Verdünnungen gestaltet, —
mit Ausnahme des Blatt-Gold und -Sil-
bers, das nur durch den Hammer herzuftellen
ist. Das Ziehen entspricht der Thütigkeit
des Schmiedes, durch welche eine Metall-
stange verdünnt und verlängert wird; es
zwängt den Metallstab mit der Kraft der
Maschine durch immer engere Oeffnungen
hindurch, bis er schließlich zu dünnem
Drahte wird.

Das Drü(feit ersetzt die Handtreib-
f n 11 ft in ihrer schlichteren und einfacheren
Thütigkeit der Herstellung der allgemeinen
Grundformen der Gesäße u. s. w., also
z. B. der Kuppen von Kelchen uitb
Ciborten, derF ü ß e derselben, der
Metalllenchter, wie überhaupt anderer Ge-
genstände verwandter Art von kreisför-
migem Querschnitt, ob sie dann in der Höhe
auch wieder den Halbkreis, oder aber die
Ellipse n. s. w. haben. Friiher mußten alle
diese Gegenstände durch langsames Treiben
über Holzformen von Hand gebildet werden ;
auf dem. Wege des „Drückens" werden
sie von einer Art Drehbank hergestellt,
auf welcher das Metallblech (Kupfer,
Silber) allmühlig, während die Scheibe
sich dreht, dem Holzkern an- und aufge-
drückt wird, welcher dem hohlen Innern
der Kuppe u. s. w. entspricht, und zwar
so lange, bis das also „gedrückte" Blech
diesen Kern so präzis umschließt, wie die
Glocke den Kern. Man erhält natürlich
auf diese Weise eine sehr gleichmäßige.
 
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